Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2011 5 Jun

Ein gar nicht so modernes Liebesgedicht

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags:  | 17 Comments

 

Durch den Kopf gegangen ist mir,
in einem fort, das himbeerrote Sommerkleid,
nur ist im Kopf ein Nebel gehangen,
das Rot war blass, der Raum so weit

Und so las ich Spuren: ein Duft,
ein abgerissner Zweig, ein Irrlicht auch,
die Dämmerung kam mit Macht,
fast gab ich auf: ein alter Brauch,

ein Trick der Philosophie, das Flüchtige zu jagen,
es dann als Schein in den Schatten stellen,
fast wär ich drauf reingefallen, doch
es brach sich das Rot in Wellen,

Tanzte nah am Meer, die Stunde war verrückt,
das Kleid sank auf den Sand, die Stille
nahm zu, die Lust: schöner Schein, von wegen –
ich bin Dir auf ewig erlegen!

 

This entry was posted on Sonntag, 5. Juni 2011 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

17 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    „Glossolalia“ is the first-ever solo album by the innovative musician Sigbjørn Apeland. – A courageous and challenging recording of improvised music for the Harmonium. Apeland is maybe best known for his work with Harding fiddler Nils økland, numerous Norwegian folk singers and electronica innovators Alog.
    The term „glossolalia“ comes from the Greek „glossa“ meaning „tongue“, and „lalia“, meaning „to speak“. To speak in tongues is to talk in unintelligible sounds in a state of religious ecstasy. The title of the album is a play on the instruments association with low-church traditions, that the music „came to“ Apeland in an inspired moment, and that the harmonium, unlike the church organ, has metal tongues instead of pipes.
    Apeland describes the music on the album as his „attempt to create a form of ambient acoustic music.“

  2. Josie:

    Das ist ein sehr schönes Gedicht, eine Mischung aus Lyrik und Prosa auch. Meinen entgültigen Tipp gebe ich morgen ab, erste Vermutung: Wolf Wondratschek. Und, liebe Katharina, ein kleiner Trost: auch mir stehn keine himbeerroten Sommerkleider ;)))

  3. Michael Engelbrecht:

    Liebe Katharina, du kannst hier gar nichts gewinnen, wenn du nicht mal deinen Tipp loswirst. Und nicht in Anthologien blättern:)

    Und, Josie, Vermutungen zählen hier nicht, selbst wenn sie stimmten. Abersoviel sei verraten: Wolf Wondratschek freut sich meines Wissen bester Gesundheit. Ob Dirk oder Gregs den Vogel abschiessen, oder unser Herr Admin? Freunde von euch, die nicht mogeln und googeln, dürfen sich auch beteiligen!

  4. Gregor Mundt:

    Ob da umgekehrt Michael auch mitspielen würde, wenn wir – die anderen – mal ein paar Verse ins Autorenraten werfen und eine Platte in Aussicht stellen würden? Ich werde es bei Gelegenheit mal versuchen.- Nun zum Gedicht, ich kenne es nicht…
    Aber ich lege mich fest, auch auf die Gefahr hin mich kräftig zu blamieren: Robert Gernhardt!
    Ich bin eben ein Spieler!

  5. kadmin:

    Gernhardt wäre auch mein erster Tipp gewesen, aber da man den Preis schlecht teilen kann, entscheide ich mich für den Zweitwahrscheinlichsten:
    Peter Rühmkorf!
    Viel mehr als die bisher Genannten gibts ja dann auch nicht.

  6. Jochen Siemer:

    Ich lege mich fest: Wolf Wondratschek.

  7. Michael Engelbrecht:

    Wem das Warten nun zu lange wird (Dirk scheint noch eine semantische Analyse durchzuführen), dem empfehle ich, um zumindest ein wenig beim Thema zu bleiben, die Zubereitung von Himbeereis (in der Toscana bei 38 Grad vielleicht doch eine Alternative für Katharina). Es sind schon Leute bei trivialeren Ritualen erleuchtet worden.

    Die Himbeeren (frische vorher putzen; TK geht auch gut) mit dem Puderzucker und der Sahne pürieren. Die Mengenangaben verrate ich nicht, was oft zu erstaunlichen Resultaten führt. Alles in ein passendes Gefäß füllen und im Tiefkühlfach bis zum Verzehr ca. 4 Stunden gefrieren lassen – dabei ab und zu umrühren.

  8. Michael Engelbrecht:

    E.A.Poe? Ist das dein Tipp?

  9. Dirk Haberkorn:

    Peter Huchel

  10. Michael Engelbrecht:

    Die Auflösung: Leider hat keiner aus dem manafonistischen Rateteam die Lösung gefunden. Und ich gebe zu, ein paar falsche Hinweise gestreut zu haben. Aber das gehört zum Handwerk des Hobbyzauberers, die Ablenkung im richtigen Moment gibt einem alle Zeit, das Kaninchen aus dem nur scheinbaren Nichts hervorzulocken. Das Spiel mit Wahrnehmungen und heitere Irritationen rund um Zeit-Raum-Empfindungen und Wissensbestände sollte hier stets eine Rolle spielen dürfen. Diverse Teilnehmer der Runde haben kundgetan, wie seltsam vertraut ihnen das Gedicht vorkomme, und wie sehr es sie wurme, etwas anscheinend Naheliegendes nicht unterbringen zu können. Der Autor lebt übrigens noch, das war eine falsche Fährte, Wolf Wondratschek und Ernst Augustin sind es dennoch nicht. Aber welch illustre Schar an Namen hier auftaucht: Gernhardt, Huchel, Rühmkorf- ich fühle mich geschmeichelt, denn ich habe das Gedicht geschrieben, und es trägt auch genau den Titel, der oben drüber steht! Leicht wäre mit allerdings auf die Spur zu kommen gewesen, hätte man nur einen einzigen Satz dieses Blogs nicht leichtfertig überlesen bzw. durch das Sieb des Kurzzeitgedächtnisses rieseln lassen. Die Passage befindet sich in meinem leicht psychedelisierten Bericht über das Konzert der Leisure Society: „Das Meer hätte gleich hinter der nächsten Ecke auftauchen können. Der Sommer pulsierte, die Fassbrause schmeckte, der Caipirinha erfrischte. Mir stand der Sinn nach einem Gedicht über ein himbeerrotes Sommerkleid.“ Summer in the city, folks!

  11. Jochen Siemer:

    Hau ihn! Ich habs geahnt, wollts aber nicht sagen. Wer lobt denn sonst wohl sein eigenes Gedicht, ausser Handke vielleicht noch? … ;) Als Rache jetzt die Grönemeier-Vertonung, mit Salsarhythmen und Methenys Orchestrion:

    Durch den Kopf gegangen
    himbeerrrr … rrotes Sommerkleid
    im Nebel gehangen,
    der Raum so weit

    so las ich Spuren
    ein Irrlicht auch
    die Dämmrung mit Macht
    ein alllter Brauch

    das Flüchtige jagen
    als Schein in den Schatten
    drauf reingefallen,
    ihr Rate-Ratten.

  12. Michael Engelbrecht:

    Ich höre Gröhnis Stimme meinen Text zerknödeln…lache Tränen…. aber sag doch in Zukunft, Josie, was du ahnst: das Lob des Gedichtes war Teil der Ablenkung. Du hättest so eine tolle CD gewonnen!!!!

  13. Gregor Mundt:

    Das ist wieder so typisch, ich fass es nicht. Ihr glaubt nicht, wie oft Michael mich schon reingelegt hat. Wir, die Geschädigten, sollten uns endlich zusammentun, um es ihm, Michael, zu zeigen, zum ultimativen Reinlegen diesen gekonnten Verführers. Oh, Michael, Rache, diesen Scherz wirst du noch bereuen. Du wirst dich noch mit Tränen in Augen bei den Manafonisten zu entschuldigen suchen….aber, da wird kein Weg mehr sein…Übrigens, Jochen Siemer, Handke lobt seine Sachen nicht selber, er ist einer von der selbstkritischen Sorte Schriftsteller. Muss ich mich ständig wegen Handke streiten? Lasst es doch einfach gut sein, der Mann muss euch doch nicht gefallen. Anyway, aber: Warte Michael, bald ist Zeit……

  14. Jochen Siemer:

    Dear Mr. Gregory Pecks,

    maybe we should found a civil right movement for the rehabilitation of Mr. Handke
    in public reception. And if you like, for Mr. Heidegger as well. I don´t like them both personally, neither do i like their political habitances and their (lack of) sense of humour – but i like their work.

    with regards, JS

  15. Dirk Haberkorn:

    Huch! Nicht Huchel?

    Aber, im Ernst: Ein sehr schönes Gedicht! Ich bin beeindruckt!

  16. Michael Engelbrecht:

    Dirk, du hast jetzt wieder einen Schuss frei! Es steht wieder ein Gedicht bereit!

  17. Gaby:

    Was ein Umzug alles in Bewegung bringt…..

    Ich packe Bücher, kistenweise – da fallen mir zwei Gedichtbände von dir in die Hand, die du mir mal geschenkt hattest, Michael, vor 35 Jahren. Ich google deinen Namen, entdecke diesen Blog, lese das Gedicht- es trägt deine Handschrift. Ich erinnere mich. Du hast mir deine Gedichte vorgelesen, wir redeten über Brian Eno und hörten Music from the Peguin Café….
    Es war eine gute Zeit!
    In Memoriam
    Gaby


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