Schlagzeuger waren mir immer sehr wichtig. Schon damals in the early days of Rock´n Roll und folgend dann im Jazzrock war das so: Ginger Baker, Alphonse Mouzon, Billy Cobham, Harvey Mason. Eine Zeit lang hörte unsereins dann geradezu exzessiv das Peter Erskine Trio, mit Palle Daniellson am Bass und John (nicht James!) Taylor am Piano. Jack DeJohnette spielte eine grosse Rolle! Als Kind baute man sich gerne Schlagwerk auf aus Mutters leeren Waschmittel-Papptrommeln, garniert vom Küchenhocker als imaginierter Snare Drum (später dann im Spielmannszug die echte) und der Leselampe als Becken. Auf Drummer in den Jugendbands war man ebenso stolz wie auf den Fender-Bassmann an den Saiten, während man selbst dazu die Klampfe spielte, so gut es eben ging. Zurück zu rauherer Natur, genannt auch „Gegenwart“, die in ihren besten Momenten gute Konzerterlebnisse bereithält. Beim ersten Schlag gleich auf das Hi-Hat: „Hey, what´s that!“ Im Fortgang dann dieses quirlige Weather-Report-Gefühl, ein flirrender Rhythmusteppich spannt sich aus, als wenn Insektenschwärme in der Sahara sirren. Nicht nur das Ohr, auch der Verstand ist im Nu gespitzt vor Neugier. Und wiedermal taucht diese Frage auf: „Warum nur klingen manche Gruppen live um Vieles besser als auf Platte?“ Klar doch, hier geht es nicht um behutsam in Vinyl gepresste Ewigkeit, sondern um das gegenwärtige Momentum mit dem Publikum, mit Ort und Zeit. Once again the venue was the Elphi – der Anlass war ein edler: die Jubiläumstage des Labels ECM fanden statt, betitelt mit „Reflektor Manfred Eicher“. Den Abschlussakt der Programmtage bestritt das Quartett des Trompeters Avishai Cohen, mit Barak Mori am Bass, Yonathan Avishai am Flügel und eben Ziv Ravitz am Schlagzeug. Zuvor spielte im Set ein Brasilianer, solo an der zehnsaitigen Gitarre und am Piano, jeweils eine halbe Stunde, souverän und virtuos: muito obrigado, o senhor Gismonti! Die Tage darauf aber youtubte unsereins wie wild „Ziv Ravitz“, als sei dies eine Pistenabfahrt mit dem Rodelbob. Man stiess dabei auch auf Shai Maestro und so vieles mehr, die Büchse der Pandora war mal wieder offen wie ein Tamborin. Warum um alles in der Welt erreicht einen Musik denn umso intensiver, je leibhaftiger man sie erlebt? Wir ahnen es und ziehen dem Radetzky-Marsch den Ravitz-Groove bei Weitem vor.