Der Herr Professor ist bestens vorbereitet um den Epigonen eurozentrischer Musikkultur eine äußerst feine Lektion in der Entwicklung neuer ästhetischer Dimensionen zu erteilen. Diskret, leise, in wunderbaren Miniaturen und Duetten mit ausgewähltesten Mitstreitern. Schon seit Jahren arbeitet er auf dem Boden mikrototaler persischer Dastgah-Skalen und Inspirationen durch Ornette Coleman’s chromatische Matrizes an der Entwicklung einer postchromodalen Musik für deren Umsetzung auf Facets er die Stimmung eines Klaviers den exotischen Skalen anpassen ließ und sich dann Kris Davis, Tyshawn Sorey und Craig Taborn dazu holte, um in überwiegend improvisierten kleinen Stücken (einige basieren auf Stücken von Thelonious Monk) nur vermeintlich dissonante Klangräume zu ergründen, die mit allen europäischen Hörgewohnheiten brechen, fremd und doch zugleich vertraut wirken. In vielen Stücken spielt der Komponist Hafez Modirzadeh dann im Duett Tenorsaxophon mit den Pianisten, wobei er über eine eigens entwickelte Spieltechnik daraus auch mikrotonale und orientalische Melodiefiguren entlockt. Jedes der Stücke stellt eine spezielle Herangehensweise an die umgestimmten Skalen dar, mal in melodischer Weise, mal in Akkordclustern. Und nicht zuletzt wagt er sich, vielleicht auch um zu zeigen wie ernst es ihm ist an ein Stück aus J.S. Bach’s Goldbergvariationen heran und stellt es in einen verstörend neuen Kontext. Eine Herausforderung für den Hörer, die im Verlassen gewohnter Dimensionen aber mit vielen Kleinodien reich belohnt wird. Hafez Modirzadeh ist Professor für Weltkultur der Musik in San Francisco und dennoch klingt hier nichts in einem der innovativsten, facettenreichsten Alben dieses Jahres akademisch.