So mag ich den Sommer. Ich bin nicht verreist, habe ein paar große Brocken meiner to-do-Liste abgehakt und genieße die Ruhe der Stadt während der Zeit der Sommerferien, die hier überall spürbar sind. Ich mag es, wie das Licht in die Wohnung fällt, ich habe noch fast die Hälfte der siebten Staffel von Mad Men vor mir und freue mich schon auf weitere Romane von Steve Erickson, die ich dann endlich lesen will. Amnesiascope. Ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann einmal die Dienstleistung eines Krans beanspruchen würde, aber ich werde ihn morgen wahrscheinlich buchen. Es geht hier um die Verwirklichung eines lang gehegten Traums, eines schallgeschützten Zimmers. Auf dem Werbeprospekt sieht man in der einen Hälfte des Hauses dunkle Gestalten, ausgelassen tanzend in blauem Licht, das wie in einer Disko unberechenbar durch die Räume zielt, an der Hausfassade wilde Graffitis. Es sieht nach mindestens ungefähr 90 Dezibel aus und in der anderen Haushälfte sitzt eine Lady in einem warm beleuchteten Wohnzimmer in einem Sessel und blättert lässig in einer Zeitschrift herum. Ein freundlicher Mitarbeiter hat mir das heute Nachmittag demonstriert. „Welche Musik wollen Sie hören?“ fragte er und ich sagte Jon Hassell, aber er hatte dann doch nur irgendeine Popmusik ohne Identität, die aus einem kleinen Gerät dröhnte. Er stellt das Ding in die Silentbox und setzte den Deckel auf. Und dann war es fast still. Wie schätzen Sie die Lautstärke ein? 85 Dezibel, sagte er. Das Silentboard gibt es seit etwas drei Jahren, und es funktioniert so, dass parallel zur Wand in einem Abstand von etwa 13 Zentimentern eine weitere Wand, bestehend aus einzelnen längs verlaufenden Platten über eine an Decke und Fußboden verlaufende Metallschiene eingebaut wird, wobei der Hohlraum mit einer Dämmmasse befüllt wird. Die Platten sind so schwer, dass die praktikabelste Lösung darin besteht, sie mit Hilfe eines Krans in die Wohnung zu befördern, sagte der Mitarbeiter. Ein Kran? Das Zimmer, das ich mit der Wand versehen lassen will, wird dadurch zwar einige kleiner, aber ich hätte dann doch mehr Privatraum. Ich würde es dann nicht mehr mitbekommen, wie das Nachbarmädchen mit ihren Freundinnen spielt und ihre Fähigkeiten auf dem Xylophon weiter entwickelt. Ich könnte einfach auf der Matratze liegen, auf den Baum vorm Fenster schauen und was lesen. Und „City. Works of Fiction“ auch mal lauter stellen.
Archives: Schallschutz
2016 17 Aug
Lazy summer days with new plans
Martina Weber | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Jon Hassell, Schallschutz, summer | 18 Comments