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Archives: Ror Wolf

Der Titel dieses wunderbaren Buches ist fast so paradox wie Handkes „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“. Letzteres ist, aus meiner, natürlich beschränkten Sicht, ein furchtbar langweiliges Beispiel für „moderne deutsche Literatur“ aus der alten BRD. Das Buch verdankt seine Verkaufszahlen gewiss diesem witzigen Titel, und dem Hype des Avantgardistischen. Anders als bei PH, bin ich Ror Wolf bis heute als treuer Leser gefolgt, und  habe ungefähr ein Dutzend Bücher von ihm, und dieser jüngste Gedichtband ist eine fantastische Lektüre für Kurzreisen, lange Zugfahrten, Badewannen in 3-Sterne-Hotels, kurzfristige Idyllen in Niemandsländern und Weltmetropolen. Ror Wolf ist ein Meister der Entropie, und gern erzählt er in makabraben, gereimten, ungereimten, surrealen, chaplinesken Versen und Zeilen vom Verschwinden der Welt, der Menschen, jedes Einzelnen, der Tiere, der Wolken, all der Dinge, die schon ewig da sind und sich dauernd in Luft auflösen. Wäre hier, wie einst beim Klassiker „Punkt ist Punkt“ der Fussball im Mittelpunkt, Ror Wolf würde auch vom Verschwinden von Hannover 96 aus der Bundesliga berichten. Das Schöne bei Ror Wolf ist, dass diese schon immer postmoderne Literatur, bei aller Rabenschwärze des Weltbildes, genauso wie einst Heinrich Spoerl, zur Heiteren Literatur zu rechnen ist. Ror Wolf kann sogar den einen und anderen Kalauer in unangestrengte Kunst verwandeln. Famos, absolut famos.

 
 
 

 

2014 17 Jul

Fussballyrik (für Ror Wolf)

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„Schürrle … der kommt an – mach ihn!
Mach ihn – er macht ihn!
Mario Götze!
Das ist doch Wahnsinn!

Und da ist gekommen dieser eine Moment für Mario Götze, da ist alles andere egal!
Irre!
Der Bundespräsident steht, die Kanzlerin …
Das nächste Jokertor für Deutschland: Helmut Rahn, Gerd Müller, Andy Brehme, Mario Götze! Ist das die Viererreihe?

Es sind noch sieben Minuten.
Aber Schürrles Einsatz, Schürrles Laufweg bis an die Grundlinie hat das möglich gemacht. Und diese Technik, die er gelernt hat bei Borussia Dortmund, bei Volker Pröpper in der Jugend – mit der Brust angenommen, mit links macht er den rein!
Mario Götze!

Ein Traum für achtzig Millionen Deutsche kann in sieben Minuten wahr sein!
Ein Riesentor – und wir freuen uns so mit für ihn, für Mario Götze!“
 
(Tom Bartels, 13.07.2014, ARD)

2012 18 Aug

Ein Horrorroman von Ror Wolf

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Die Vorzüge der Dunkelheit – Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen.

 

Seit über 30 Jahren kenne und liebe ich die Sprachkunst-Werke von Ror Wolf. Es ist eine ganz eigene Art von Literatur, für die vielleicht nicht jeder einen Sinn hat. Wer aber offen ist dafür, dass mit Sprache, Wortklang, Redewendungen, Klischees, Wortwitz und dem kunstvollen Wechsel aus zwingender Logik und fantastischer Absurdität gespielt wird, sollte unbedingt auch dieses wunderschöne Buch besitzen und verschlingen. Hier werden kleinste Partikel und Fragmente aus allen denkbaren Textsorten zusammengefügt: Abenteuer- und Reisebeschreibungen, Reportagen, Krimis, Katastrophenberichte, Erotik und Wissenschaft. Das ist originell, ästhetisch, im Sekundentakt überraschend und vor allem hochkomisch. Zusammen mit den vielen, wunderbar reproduzierten, surrealistischen Bild-Collagen handelt es sich hier um ein grandioses Gesamtkunstwerk. Ror Wolf gehört meiner Ansicht nach zu den ganz Großen der deutschsprachigen Literatur, aber, trotz der Fangemeinde, die er zweifellos seit Jahrzehnten hat, auch immer noch zu den am stärksten Unterschätzten. Vielleicht verdeckt das scheinbar Unernste, Slapstickhafte der Texte ihre ungeheure Virtuosität und Genialität.

 


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