Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

You are currently browsing the blog archives for the tag ‘Radfahren’.

Archives: Radfahren

2014 16 Mai

Rad, Rost und Reiter

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | Comments off

„Ein Buch übers Fahrradfahren schreiben, das wär´s!“, dachte Jannis. Ein Kapitel hiesse dann Die Knie – als guter Einstieg für das Thema Ergonomie. Denn es gilt, die richtige Haltung zu beherzigen. Jannis´ Mutter hatte sich am Telefon darüber belustigt (sie rief wieder mal aus Athen an und klagte über die ernste Lage dort) – doch er unterstrich: ein optimal eingestelltes Bike, gehe mit dem Fahrer eine Verbindung ein wie Pferd und Reiter, das sei archaisch und gar nicht witzig.

Die Haltung ändert sich, sobald Fahrstil und Fitness sich bessern: diese ist bei sportlicher Fahrweise weiter nach vorne gebeugt und das Körpergewicht, vielmehr die Körperkraft, geht dann mehr in die Pedale und in den Lenker. Sollte jemandem das Radfahren verleidet sein, weil sein Gesäß ständig auf dem Sattel schmerzt, so könnte die Ursache seines Missvergnügens auch körperliche Schlaffheit sein. Mehr Dynamik! wäre der hier hilfreiche Imperativ.

„In meinem Alter fährt man sowieso kein Fahrrad mehr!“, entgegnete die altehrwürdige hellenische Dame. Jannis wusste, sie war auch früher nie Rad gefahren, und dachte weiter an sein Buch und das Kapitel Knie: die Sattelhöhe ist dann richtig eingestellt, wenn man bei durchgestrecktem Bein mit der Ferse gerade eben das untere Pedal berührt. Andernfalls nämlich ginge die Belastung zu sehr in die eingeknickten Gelenke. Hinzu kommt, dass ein leichter, möglichst hochtouriger Tritt – dem Gleichmass einer surrenden Nähmaschine in ebenem Gelände ähnlich – förderlich ist.

Findet man einen Partner, der ebenso vertraut ist mit der Philosophie des richtigen Radfahrens, dann überträgt sich das Gleichmass gemeinsamer körperlicher Anstrengung leicht auf die gesellige Gesprächsführung – und eine sich weitende, offene Landschaft trägt das Übrige dazu bei. Als schaue man Mark Twain samt Begleitung beim Wandern durch Europa zu, so gleitet das Gespräch locker von den Themen Fussball, Freundschaft oder Zahnersatz zu jenen anspruchvolleren, wie denn etwa eine geeignete Altersvorsorge auszusehen habe.

2013 9 Apr

Vicente Amigo – Tierra

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: , , | Comments off

„Roma“

 

Als ich das angenehm unaufgeregte, aufgeräumte Gitarrenspiel des José Luis Montón in seinem Solo-Debut auf dem Label ECM hörte, musste ich an Vicente Amigo denken – ein Epigone des spanischen Flamencohelden Paco de Lucia und wie ich finde: besser als jener, der seit dem Zusammenspiel in einer Motzki-Truppe mit John McLaughlin und Aldi Meola („uups!“) bei nicht wenigen wohl in Verruf geriet. Vicente ist anders: milder, moderner, freier und mit wunderschönen, ephemeren Melodien, diesen „sweet nothings“. Schon die Vorgängeralben, das preisgekrönte Ciudad de las Ideas und danach Paseo de Gracia waren hörenswert. Auf dem Album Tierra nun hört man Elemente der keltischen Folklore.

 

 

 
 
 

David Byrne ist nicht nur ein begnadeter Musiker und ein kreativer Kopf, sondern auch ein leidenschaftlicher Radfahrer, der sich für fahrradfreundliche Städte engagiert – zudem einer, der das Handwerk des Schreibens beherrscht. Dies zeigt sich nicht nur in seinen poetischen, teils subversiven, Songtexten. Sein Buch Bicycle Diaries, das im November auch in deutscher Übersetzung erscheint, lese ich gerade mit Vergnügen und Erstaunen. Byrne erzählt, analysiert, recherchiert, strukturiert und philosophiert da, als wären auch die Geisteswissenschaften sein Metier. Unter anderem beschreibt er, was alle Radler wohl schon erfahren haben: Radfahren, egal ob man es sportlich betreibt oder gemütlich – die Landschaft erkundend, mit kontemplativen Pausen zwischendurch – ist generell eine ideale Möglichkeit, den Horizont zu erweitern; sich leibphilosophisch-phänomenologisch gesprochen „auszuweiten“ (Hermann Schmitz); sich auf eine gelenkschonende Weise fit zu halten; bei Besorgungen, das Auto stehen lassend, die Umwelt zu schonen; alles in allem Stress abzubauen.

 
 

Peter Sloterdijk habe ich stets bewundert ob seiner Fabulierkunst (sic!) – in einem wähnte ich mich ihm voraus: denn ich war einst topfitter Radsportler. Einen ganzen Sommer lang dann ließ ich das Sportgerät im Keller, fühlte mich schlapp. Da las ich ein Interview mit Sloterdijk im Spiegel, es ging um Profisport und Doping (die Tour de France lief gerade) und der Befragte erwähnte nebenbei, dass auch er seit Jahren ausgiebig diesen Sport betreibe, im Sommer mehrere Tausend Kilometer zurücklege und mit einem Trainer in Begleitung selbst den Mount Ventoux emporgeradelt sei. Ich war verdutzt: sitze in meiner Stube, mehr als zehn Jahre jünger als der Philosoph, vermutlich mehr als zehn Kilo leichter und Sloterdijk fährt mir nicht nur geistig davon. So wurde aus dem Philosophen dann also auch ein Motivationstrainer – und er hat ja mit einem therapeutischen Imperativ in Buchform („Du Musst Dein Leben Ändern!“) und Hochform ein phantastisches Regelwerk der Trainings- und Motivationskunst nachgeliefert. Askesis heißt übrigens „Übung“ – und wer nicht mehr übt, kann den Karren, in diesem Fall das Fahrrad, eigentlich gleich hinschmeißen.

 


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz