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Archives: Patti Smith

2020 9 Mrz

Year of the Monkey

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Nach dem chinesischen Mondkalender begann im Februar 2016 ein Jahr des Affen. Das bedeutet: Alles ist möglich. Gleichzeitig war 2016 auch das Jahr, in dem Patti Smith 70 wurde.

Ausgehend von einem Neujahrskonzert in San Franciscos Fillmore Auditorium, beschließt Patti, sich in diesem Jahr des Affen auf eine Reise zu begeben – und zwar allein, ein spätes Tramp-Abenteuer. Der Trip führt von San Francisco nach Santa Cruz, geht durch die Wüste Arizonas, eine Farm in Kentucky, ein Krankenzimmer, in dem Patti ihren kranken Mentor besucht, und weiter nach Osten, wobei sie feststellt, dass es anstrengender ist, die Zeitzonen von Westen nach Osten zu durchqueren als umgekehrt.

Sie beschreibt merkwürdige Fahrer, die darauf bestehen, dass keinesfalls gesprochen werden dürfe, oder die eine Pinkelpause nutzen, um wegzufahren und die Tramperin in der Wüste stehenzulassen, sie beschreibt Hotelzimmer, das Gefühl, als Nichtschwimmerin in der Brandung am Strand entlang zu laufen. Sie entdeckt bestimmte, ihr wichtige Bücher wieder, hat politische Ansichten, sie erwähnt ihre Tochter Jesse (die übrigens auf Laurie Andersons letztem Werk, Songs from the Bardo mitwirkt, siehe hier), es dreht sich ums Essen, und immer wieder gibt es Kaffee, in Hotelzimmern oder in Cafés, wieder und wieder und wieder.

Patti Smith denkt im Schreiben, und sie schreibt in der Bewegung. Daraus ergibt sich eine gewisse Ziellosigkeit der Erzählung. Man kann die knapp 180 Seiten dieses Buches aber auch als eine Art Meditation lesen. Eine gewisse Alterweisheit kommt gelegentlich durch, selbst Anflüge von Humor sind zu registrieren, ein Zug, der mir in früheren Büchern Smiths nicht unbedingt aufgefallen ist. Um die 30 Polaroids ergänzen das ansonsten auch typografisch ansprechend aufgemachte Buch.

Nur kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, als hätte jemand – Patti selbst oder jemand vom Verlag – gesagt: Bei M Train hat das doch wunderbar funktioniert, das probieren wir jetzt einfach nochmal.

Pantheismus und Haustiere haben eine lange Geschichte, Bob Dylan eine vergleichsweise kurze, die aber mit der nun zwölften Edition seiner Offiziellen Bootlegserie einen neuen Höhepunkt erfährt. Wer die 18-CD-Fassung braucht, ist bereits ein Dylan-Besessener. Da kann man sich auch ein Pferd anschaffen, und mit ihm viele gute Jahre zusammen verbringen, statt es den tiefgefrosteten  Geistlichen im Vatikan gleichzutun, und in kryptischen Versen nach Deutungshoheit streben, mal werkimmanent, mal mit biographischer Aussicht.

So bleibt Dylan wirklich „forever young“, auch nach seinem Tode wird die Sekdundärliteratur Possen und Blüten treiben und auch mal die Seligsprechung einfordern. Franziskus, der Papst mit der Blume im Haar, wäre der Richtige dafür, aber der ist ja nun auch kein junger Hüpfer mehr. Es gibt keinen Zweifel an dem Klassiker-Status dieser drei Platten aus den Sechzigern, aber mich haben sie nie von vorne bis hinten mitgerissen. Andere Platten Dylans waren mir wichtiger. Hier werden sie nun seziert, als „work in progress“ dargeboten, mit reizvollen Varianten, schnellen Sackgassen.

 
 
 

 
 
 

Aber das kann natürlich a u c h ein sinnliches Vergnügen sein, dieser Suche nach der geglücktesten Form eines Liedes nachzuspüren, und zwanzig Versionen von „Like A Rolling Stone“ sind schon ein abendländisches „Brett“. Leicht spricht die Rockmusik hier vom „heiligen Gral“, und der ist sowieso meistens ein Irrweg, gerne von Verblendeten heimgesucht, von Obsessiven, Erlösungssüchtigen, Baumumarmerinnen, und Nebelkerzendesignern. Überhöhungen verhindern den Transfer des Glücks (eines Songs) ins eigene Leben: was man vom Sockel holt, ist einfach nur Beschwernis.

Dylan ist ein grosser Geist, Sänger, ein Medium, ein Verwandlungskünstler, ein exzellenter Dekonstruist (ich sage oft hinreissender Liedzersäger), aber ich dosiere ihn lieber in kleinen Einheiten. So bleibt er mir nah. Und lebendiger. Und wie gesagt, statt HIS BOBNESS zu zelebrieren: versuchen Sie es mal mit Katze, Hund, Schaf, Ratte, HAUSSCHWEIN (!) oder einem Aquarium. Und kämpfen Sie gegen die Fuchsjagd in England! So toll ist das auch nicht, wenn auf Ihrer Beerdigung „One More Cup Of Coffee For The Road“ gesungen wird!

 
 
 

 
 
 

Aber, klar, nochmal, Bob ist gut. Ich bin nur etwas gesättigt, und daher ein klein wenig neugieriger auf auf die jüngsten Arbeiten von Anna von Hauswolff, Christina Vantzou, und das Buch „M Train“ von Patti Smith. Letzteres hat vielleicht noch Zeit bis Weihnachten. Aber Victoria Segal hat mich doch mit ihrer kurzen Besprechung im „Mojo“ (Dezember) sehr neugierig gemacht, auf  Pattis  nicht ganz unskurrile Alltage, ihre interessanten Marotten, und die chronische Unfähigkeit, für Roberto Bollano hundert Verse zu schmieden. Patti Smith hat bestimmt einen Hund.

Who are you today?

Who?

Yes, that is right. I asked who and not how.

“How are you today” seems to me to be one of the most useless questions i know.

 

 What choices do you have to answer?

 

“Thanks, I’m fine.” Just answering to brush the question of like some dust that happened to land on your jacket.

Or you can answer how you actually feel. But that might take too long time for anyone to listen to. Most people are not really interested. In most cases whatever you say  does not change anything anyway.

According to rumor there is a tribe somewhere in Africa where they greet each other:

 

„How is the space between us today?“

 

That makes some kind of sense to me. The question also includes the one asking. That also makes sense to me. How I am feeling might change with whom is the asking.

Today, the space between me and myself is rather good.

We are almost one. Still we are at least two.

 

How many me`s is there inside of a me?

Are they individual me`s or just graded variations?

What is me and what is not me?

Do I have enemies of me inside of me?

 

Who are you?

 

I am watching you pointing at to those who love or have loved you as the answer to the question i am asking.

I am watching you looking at your loved ones as one creature instead of individual creatures. One big ball of a creature with everchanging faces and bodies. Sometimes different faces melt into one creating a loved one you have never been with in person. One person taking over where another one ends. Sometimes they fall in love with each other as well. Sometimes they let you in. Sometime they leave you outside to watch.

I am watching how the ages of your loved ones change. I am watching how they talk to you, how you sometimes are making the same moves, yet they answer you differently, and so the game changes. And sometime you communicate differently to them, but still the answers they give you are mostly the same.

You go in and out of love like in and out of a room. Or like you go in and out of the many faces and bodies of music.

 

Where does love stop and begin?

 

When does music start and stop?

Does the music start when it starts?

Does it start when you start to wish for the music?

Or does the music really start when you begin to remember it even when it is not playing?

 

Sometime you say that the biggest problem we have with music today is that it is so easy to listen to that we mostly forget to listen to it in our minds. That we hardly ever have to go hungry for music. There is music everywhere. We have to shut it out. We don’t get to listen to the music inside us. We do not spend time making that meeting with the inner and outer music. On the other hand: we have to seek silence actively if we want it. Not to play that record, however nice it is. Not to listen to that audiobook, no matter how fitting the voice reading it is.

I see you walking with your lovers hand in hand. Sometimes you are in the middle, sometimes you are on the side. I see the some people ignoring the three of you, but also that some people smiles longingly at you as if it is their dreams you are taking for a walk.

Its like music you say: i listen to different music. One music does not exclude the other. Blues does not exclude ambient. Rock does not exclude jazz. Red does not exclude black. You do not exclude him or her. And so on and so forth.

 

I started by asking who are you today, did you answer? I do not remember. I will ask again.

 

Who are you today?

 

Answer as you like.  Yourself or somebody else? Patti Smith or Robert Mapplethorpe? One or many?

 

 Who are you today?

 

I will watch you as you search for the answer.

Will you go deep inside and take a look?

Or will you just take a the first one surfacing?

 

Who are you today?

 

Who?

 

 

 

*

 

Todays song:

The Moon Is A Harsh Mistress – Radka Toneff

 

*

 

Written with

Eraldo Bernocchi & Harold Budd – Music For ‚Fragments From The Inside‘ (2005)

on repeat, every composition played three times, before moving on.

 


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