Odo Marquard hatte Humor. Viele andere Philosophen und Geisteswissenschaftler jeglicher Couleur verwiesen auf ihn, ähnlich wie sie es ja auch mit Martin Heidegger handhabten oder mit Theodor Adorno. Also begann unsereins seine Bücher zu sammeln in jener Zeit, als sich die Geschichte der Philosophie auf wundersame Weise als ein gangbarer Weg und bereicherndes Weg eröffnete, im Sinne legitimer Fluchten aus banalem Alltagsleben und ebenso festgefahrener Identität. Der Schreibstil war markant, geradezu urig, und er vertrat eine „endlichkeits-philosophische Skepsis“ – und zwar „ohne missionarischen Eifer“. Just heute Morgen: die Sonnenstrahlen fielen durch die Jalousie in einen Raum des besinnlichen Rückzuges (be sure to keep a distance) und ein gelbes Buchcover aus dem Hause Reclam lachte einen an. Auf einer zufällig aufgeschlagenen Seite überschrieben mit der Frage „Wie politisch muss ein Schriftsteller sein?“ war zu lesen:
„Menschen – schrieb Aristoteles- – sind politische Lebewesen. Schriftsteller sind Menschen. Also sind Schriftsteller politische Lebewesen. Sie können und müssen darum politisch sein wie alle Menschen und zwar – meine ich – nicht weniger, aber auch nicht mehr als alle Menschen.“
(OM, Skepsis in der Moderne)