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Archives: NineHorses

Ich genieße meinen Tag,
meinen Platz in der Sonne;
werde wachsen, dem zu ähneln,
der ich geworden bin.

Es wird Gelegenheit zur Reflektion geben,
wenn ich diese Ebene erreicht habe –
wenn der Krieg gewonnen ist,
und man nicht weitergehen muß.

Und ich fürchte, dass Alles reicht nicht aus …

Ich habe Glück gehabt.
Ich schwörte, zu genießen,
was ich mir selbst versprochen hatte,
als ich noch ein Junge war –

als ich ein Junge war
und die Dinge zu langsam voran gingen.
Universen schwirrten umher,
Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte.

Als ich ein Junge war
und Fehler machte,
da wurde ich erniedrigt
bis ich meinen Platz kannte.

Und ich fürchte, das Alles reicht nicht aus …

Ignoranz ist verletztend,
Ungerechtigkeit putscht auf.
Ich erinnere mich an die Gefühle,
vergass aber ihre Namen.

Als ich ein Junge war,
durchschaute ich ihre Lügen
und ich schwörte, nicht das zu werden,
was ich verachtete.

Aber die Ereignisse überollen dich,
während du Ausschau hältst
nach größeren Spielen,
auf größere Höhen.

Gott segne die Amnesie
und das, was ich verdrängte.
Ich kann das Bild neu rahmen –
den Rest kann ich verwerfen.

Eine Geschichte voller Lücken,
mit den Teilen, die nicht passen;
mit der Story, die du dir erzählst
und deinem Platz im Ganzen.

Und ich fürchte, das Alles reicht nicht aus …

Also mache eine gute Miene,
zieh´ den Knoten enger!
Sage, was du denkst,
gib zu den Lügen Wahrheit.

Und ich fürchte, das Alles reicht nicht aus …


David Sylvian: „A History Of Holes“

aus dem Album SNOW BORNE SORROW (Nine Horses)

Übersetzung aus dem Englischen
von Jochen Siemer

2011 30 Apr

Nine Horses: Snow Borne Sorrow

| Filed under: Gute Musik,Musik vor 2011 | RSS 2.0 | TB | Tags: , | Comments off

 

David Sylvian hat genau zwei perfekte Platten in seiner Post-Japan-Ära gemacht: Brilliant Trees und Secrets of the Beehive, beide bedeutend (seit „blemish“ sind die würfel neu gefallen). Ausgerechnet mit Snow Borne Sorrow nun tat ich mich Anfangs schwer. Es erschien mir zu perfekt und zu kalt abgemischt. Ich ließ es ganze vier Jahre lang links liegen, ohne es mir überhaupt richtig anzuhören. Dann aber stellte sich heraus, dass weder von Anderen noch von ihm selbst Adäquates nachkam und so widmete ich mich spät dann doch noch diesem Werk. Es kam, wie´s kommen musste: ich fand es plötzlich gut! Der Song „A History Of Holes“ bietet eine abgeklärte, aufgeräumte Rückschau auf ein bislang gelebtes Leben. „Atom And Cell“ führt mit seinem notorischen, minimalistischen Dreivierteltakt mitten hinein in die Materie. „Darkest Birds“ kann als Hommage gelten an alle Kreaturen, die sich in semi-depressiven Schattenregionen einrichten (müssen). Ihnen wäre mehr „Serotonin“ zu wünschen. Das Titelstück „Snow Borne Sorrow“ bietet diese experimentelle Vertracktheit, die Sylvians Kompositions- und Arrangierkunst deutlich von Seinesgleichen unterscheidet. Und zu guter letzt „The Day The Earth Stole Heaven“,  einer meiner  Favorite-Sylvian-Popsongs, nahezu pefekt (just a little sagging at „if you look at her sideways“). Die Riege der Musiker, die dem Meister des sophisticated-upperclass-songwriting hier zur Seite stehen, darf keinesfalls verschwiegen werden: allen voran Bruder Steve Jansen, dessen Drum-Kunst und Einfluß auf das sylvianische Gesamtkunstwerk nicht genug herausgehoben werden kann; Burnt Friedman; Keith Lowe, dessen satter Kontrabass an Danny Thompson erinnert; Stina Nordenstam; Ryuichi Sakamoto und Arve Hendriksen, um die wohl Wichtigsten zu nennen. Ja, dieses Album lässt sich heutzutage immer noch gut anhören und man kann nur hoffen, dass die neun Pferde erneut von der Koppel gelassen werden – someday, somehow.  


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