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2022 4 Okt

Coal Miner’s Daughter

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Amerikas Country-Queen Loretta Lynn ist gestorben. Immerhin freundliche 90 ist sie geworden. Was mir in Erinnerung ruft, dass ich vor jetzt zwölf Jahren in einem längst dahingeschiedenen Drehbuchautorenforum ein paar Zeilen über den Film Coal Miner’s Daughter geschrieben habe, die ich aus besagtem Anlass hier einmal wieder ans Tageslicht hole — der Film ist nämlich wirklich sehenswert.
 

 
Diesen Film habe ich mir gestern nacht angesehen, weil er entfernt mit dem Sujet zu tun hat, an dem ich gerade arbeite. Ich war erstaunt (obwohl ich es im Prinzip wusste), dass der Film schon 30 Jahre alt ist [42 demnach heute]. Das Buch ist von Tom Rickman, Regisseur ist Michael Apted.

Der Film ist ein Biopic, beruhend auf den Erinnerungen der Countrysängerin Loretta Lynn (gespielt von der wunderbaren Sissy Spacek) und diversen Interviews. Zwei Dinge, die mir besonders aufgefallen sind:

Die (US-) DVD enthält ein 15-minütiges Gespräch mit der wirklichen Loretta Lynn (von 2003), und es ist ein Erlebnis, zu sehen, wie sich Sissy Spacek Lorettas Gestik, Mimik, Sprechweise und Kentucky-Dialekt angeeignet hat. Das können wirklich nur die Großen. Das kann man so auch gar nicht ins Drehbuch schreiben. (In der Synchronfassung geht es natürlich eh verloren.) Und zweitens: Selbst für die beste erwachsene Schauspielerin ist es sehr schwierig, ein 14-jähriges Mädchen darzustellen. Es kommt immer rüber, dass sie eine erwachsene Frau ist.

Dramaturgisch fällt ein gewisses Ungleichgewicht auf zwischen der ersten und der zweiten Hälfte des Films. Zunächst geht es darum, wo Loretta herkommt, wie sie mit 13 heiratet, vier Kinder bekommt, und sich dazwischen nach und nach ihr Gesangstalent so herauskristallisiert, dass irgendwann ihr Mann auf die Idee kommt, dass man daraus eine Karriere machen könnte. Er ist dann auch derjenige, der den Start aufs Gleis setzt, von der selbstbezahlten Plattenaufnahme übers Abgrasen der Country-Radiostationen bis zu ersten Erfolgen. Dieser Teil ist reichlich lang geraten, gemessen an der dann abgehoben habenden Karriere im zweiten Teil des Films, die schließlich zu Lorettas Zusammenbruch und (am Ende) Neustart führt. So richtig wird nicht klar, wie diese Karriere läuft, welcher Preis mit ihr verbunden ist und warum sie trotz des kommerziellen Erfolges schiefläuft.

Gut geglückt dagegen ist, zu zeigen, wie Doo (Lorettas Mann, von Tommy Lee Jones gespielt), nachdem er ihre Karriere erfolgreich auf den Weg gebracht hat, zu ihrem immer überflüssigeren Anhängsel wird und damit natürlich nicht klarkommt. Sehenswert auch Beverly D’Angelo, die die Countrysängerin Patsy Cline (Lorettas dickste Freundin) spielt. Beide Darstellerinnen singen übrigens selbst, es wird nicht einfach zu den Originalsongs geplaybackt. Gut so, die beiden sind auch prima Sängerinnen.

Ich habe den Film erstmals irgendwann Mitte der 80er auf RTL oder weißichwo gesehen, und schon damals ist mir aufgefallen, was sich mir gestern noch einmal bestätigt hat: Dass Country eine sehr authentische und lebendige Musik ist, wenn man sie in die Umgebung und Atmosphäre stellt, aus der sie kommt und in die sie gehört. Nicht zu verwechseln mit dem Countrykommerz, der heute die Charts füllt.


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