Die Lieder von Lambchop sind im Schnitt sieben Meter lang und vier Meter hoch. Kurt Wagner und sein Kollektiv sind Stammgäste im lokalen Museum für Musikinstrumente in Nashville. Der ehemalige Fliesenleger arbeitet mit breiten Borsten und feiner Maserung. Wäre Burt Bacharach ein schwarzer „soul brother“, er könnte sich in den Cinemascope-Studien der Schallplatte „Nixon“ zuhause fühlen. Es ist genung Sand und Pastell in den Notationen, und Dionne Warwick ist nur einen Tagtraum entfernt. Wäre Curtis Mayfield nicht tot, er wäre mit einem langen weissen Automobil nach Tennessee gefahren, um sich zu bedanken. Für das, was Kurt und seine Kumpel aus dem Song „Baby, It’s You“ machen. Herr Wagner ist ein Flüsterer und Schleicher. Manchmal fällt ein Farbtopf um, und tiefes Blau fliesst aus dem Panorama. Macht nichts. Er singt von Liebe und Politik, ohne einen einzigen dummen Satz. Die Herumtreibereien widersetzen sich jedem kurzen Weg von A nach B, Alltägliches und Skurriles sind handgearbeitet und eins. Es geht um abgenagte Knochen und Sternguckerei, Sonntagsschulen und Nixon, goldene Pantoffel und das frühe Stereo. Einmal klatschen alle mit den Händen, ein Gospelchor verbreitet keine geistliche Botschaft, und ein paar alte Instrumente verglühen, in Superzeitlupe, vor lauter Lebenslust.
Archives: Lambchop
2014 11 Jul
Das Sentimentale und das Scharfzüngige
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Lambchop | Comments off
2014 19 Mai
„Der letzte Benediktiner“
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Kurt Wagner, Lambchop, My 33 albums of 2021, Showtunes | 2 Comments
„The result is his most freely-flowing album since the sparse and beats-light Is A Woman, although this is a very different sonic world to that one he created 19 years ago. If the title of Showtunes could be at first read as ironic, there are actual hints of George Gershwin’s or Hoagy Carmichael’s melodic sweep in these songs, as Wagner sails his voice over ambient jazz washes and subtle electronics. More often, though, it sounds like The Blue Nile recording for ECM.“
(Tom Doyle)
„This is all I know / It’s nothing but the courage of a fool“, singt Wagner im letzten Song von „Showtunes“ (diesem unheimlich intimen Album), „The Last Benedict“, fasst damit alles Vorhergehende zusammen – und offenbart genau, was für den Zusammenbau einer so brillant gewagten Platte nötig ist. Drei Jahrzehnte später wäre es so einfach gewesen, auf Nummer sicher zu gehen; der experimentelle Triumph von „Showtunes“ macht deutlich, dass Lambchop zum Glück nicht wissen, wie. Und wenn sie es wissen, vergessen sie es nur allzu gern. Es lebe „der Geist des Anfängers“. Dieses Album hat auch einen Hauch von Zen. Deep listening recommended!(Sam B., Michael E.)
2014 19 Mrz
Lambchop: This (Is What I Wanted To Tell You)
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Lambchop | 2 Comments
A wonderful conclusion of MOJO‘s review of Lambchop‘s new album, out on Friday.
2012 14 Feb
May I introduce you to „Mr. M“? Or: Lambchop is a killer!
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Lambchop | 3 Comments
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“We were going to make the record Marky (Mark Nevers, the producer; Anm. v. M.E.) and I wanted to make, the way we saw fit, taking it long as it took. I was, in essence, `going for broke´, because I was broken and saw this as a last chance to get myself right. This time it was personal.” (Kurt Wagner)
”Wine tastes like sunshine in the basement”. Was haben wir hier: eine psychedelische Sinatra-Variante? Neues aus dem Underground von Nashville? Wie immer man das locker-flockig umschreiben möchte: “Mr. M” brilliert (neben vielen anderen Dingen) auch mit dem aussergewöhnlichen Einsatz von Streichinstrumenten. Das ist kein Nachklapp zum Soul des Albums “Nixon”, keine Wiederholung der Rezepturen von “Is A Woman”: Violinen und Violas führen ein seltsames Eigenleben, das die schattigen Songwelten von Kurt Wagner in ganz spezielle Lichtverhältnisse taucht. Und was ich an den besten Lambchop-Platten bewundere, findet sich auch hier: doppelte Böden, Verstecke und vertrackt-fesselnde Lyrik – garantiert haltbar bis Ende 2099. Das Werk erscheint Ende Februar 2012.
2011 3 Dez
Marinierte Lammfilets, ein Glas Merlot, und ein Love Song von Kurt Wagner aus der Feder von Curtis Mayfield: eine unschlagbare Kombination
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Lambchop | Comments off
In der Zeit, als der folgende Song entstand, hinterliess Curtis Mayfield einige Spuren in der Musik von „Lambchop“. Mayfield war ein Meister der Schwarzen Musik, der auch mit androgyner Fistelstimme exzellente Songs am Fliessband schrieb, und das klassische Stereotyp der vollmundigen schwarzen Stimme durchbrach. Wie man aus stimmlichen Limitierungen eine ganz besondere Stärke machen kann, muss heutzutage nicht mehr bewiesen werden. Kurt Wagner, der Lambchop-Leader, deckt mit seinem enorm variablen Murmelgesang eine grössere Gefühlspalette ab als so manche hochgezüchtete Oktavenspringerin. Der Mann aus Nashville bewegt sich seit langem – wenngleich er zu bescheiden ist, um solche Vergleiche auch nur flüchtig zu ziehen – in der ersten Riege der grandiosen „Crooner“ (Herzschmelzsänger) unseres Planeten. „Give me your love“ stammt aus dem Album „What Another Man Spills“ von 1998. Eher eine Fingerübung, etwas Lässiges, eine dezente Hommage. Wenn Sie dabei tanzen, schwappt das Glas Merlot in Ihrer Hand über. Auch von seiner Stimme bekommt man hier wenig mit. Kurt macht den Curtis. Und dennoch: der Mann überlegt sich, welche Songs er covert, wenn er einen covert. Wunderbar auch seine Darbietung von Cohens „Chelsea Hotel“. Sie wollen bei Lambchop einsteigen? Dann ist dieser Song nicht der ideale zum Kennenlernen. Hier meine Empfehlungen: IS A WOMAN, NIXON, DAMAGES, HOW I QUIT SMOKING. Es gibt nur gute Musik von Lambchop, und die genannten Werke sind die überragenden. Ende Februar kommt ein weiteres 5-Sterne-Album hinzu: Mr. M.
2011 12 Jul
Wie man aus der eigenen Haut heraus schlüpft, und in einem günstigen Moment wieder in sie hinein – ein Gespräch mit Kurt Wagner (Lambchop)
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Lambchop | Comments off
Ich liebe Lambchop. Dies sind die Lambchop-Tage bei den Manafonistas. Aus keinen besonderen aktuellen Anlass. Das folgende Gespräch fand in Köln statt, im Chelsea Hotel.
Ich hatte begonnen, ein paar Songzeilen zu schreiben, da rief mich meine Frau an, und sagte daß heute der National Talk Like A Pirate Day sei, eine verrückte Sache in den USA, aber einem Tag des Jahres dürfen alle in ihren Büros und Läden wie Piraten sprechen und sich maskieren. Nach dem Telefonat fiel mein Blick auf ein altes Bild meiner Frau als junges Mädchen, sie ist in ihren Pyjamas zu sehen, da ist ein alter Plattenspieler und das Hockeyspiel auf dem Tisch. Ich beschrieb das Photo und fügte Dinge aus der realen Zeit hinzu. Es sollte nur ein kleiner Folksong werden…
In diesem Song gibt es auch ein Zitat des Schriftstellers Robert Louis Stevenson: “Ihr Gesang war ihre Zuflucht von unbehaglichen Gedanken” Nun, Stevenson hat auch Piraten- und Südseegeschichten geschrieben, aber dieser Satz könnte ja auch auf was sehr Privates weisen..
Mhmm… Ich bekam von meinen Eltern mal so ein ganz dickes zweibändiges Wörterbuch. Neben den Wörtern finden sich darin auch Sprüche, in denen diese Wörter benützt werden, aus der großen Literatur, aber auch Trash, da gibt es alles möglichen Quellen von dem leider viel zu unbekannten Songwriter Terry Reid bis zu Zitaten aus dem New Musical Express und dem Literaturfeuilleton der New York Times. Das war alles sehr unverbunden. Aber so lassen sich in einem kleinen Up-Tempo-Song Fragmente aus vielen Gedankenwelten hineinarbeiten, und plötzlich spürt man verrückte Zusammenhänge. Ich mochte genau das, solche eigentlich unvereinbaren Dinge in den einen oder anderen Song einzuflechten.
Wenn man sich das Cover Ihres neuen Albums ansieht, da sieht man im Vordergrund das nackte Liebespaar, vielleicht ist es unglücklich, etwas müde, während die Welt sich draussen vor dem Fenster abspielt, Das Bild hat etwas von der Atmosphäre eines Edward Hopper-Gemäldes.
Da spielt sich für mich was Interessantes ab, wenn man das Bild beim ersten Mal wahrnimmt. Ich mag daran, dass zuerst das Paar auffällt, ihre Umarmung, ihre Nacktheit, das wirkt tatsächlich wie ein eingefrorener Augenblick, eine Art erstarrter Melancholie, aber hinter ihnen ist ein Fenster, und draussen spielen sich schreckliche Dinge ab: Polizisten verprügeln einen Mann, eine Menschenmenge schaut zu und wird von anderen Uniformierten zurückgedrängt. Da geschieht also mehr, als man beim ersten Moment wahrnimmt. Wie in guten Songs existieren da verschiedene Ebenen, die erst klarer werden, wenn man sich etwas mehr auf sie einlässt.
Manchmal geht es sehr befremdlich und rätselhaft zu in Ihren Texten, zum Beispiel die ersten Zeilen des Songs “Popeye”. Da heisst es: “Traurigerweise ist unsere ganze Beschäftigung die Beschäftigung mit unserem Sterben hier bei und zuhause, und für den Augenblick klingt das doch ganz gut”. Mhm, also, das klingt doch auch sehr seltsam.
Jaja, das ist ja auch kein besonders hübscher Gedanke. Ich habe den Text zu dem Song “Popeye” zweimal geschrieben, die erste, nicht gesungene Fassung wirft sicher einen filmischen Schatten auf den jetzt existierenden Song, sonst blieb nur der Titel “Popeye”. Ursprünglich ging es um die Erfahrung, die jeder kennt, Du siehst im Film Orte, an denen du wirklich einmal warst. Einmal sah ich den Film “The French Connection”. Gene Hackman spielt die Hauptfigur namens Popeye Doyle, und er versteckte sich im Flur eines Hotels, in den ich ein paar Wochen vorher eine Nacht verbrachte hatte. Aus bestimmten Gründen änderte ich bis auf den Titel alle Wörter. In dem jetzigen Lied geht es um das Älterwerden einer Familie, eines Paares, den Tod der Eltern. Auf etwas andere Art wie in dem Film mit Gene Hackman, der sich ja auch durch ein dunkles Schattenreich bewegt, schwebte mit ein Charakter vor wie in einem Roman, der in lose verknüpften Szenen alle möglichen Sterblichkeiten durchspielte. Es waren einafch Projektionen, wie das alles sein würde, und so beschrieb ich all diese eher imaginären Momente.
https://www.youtube.com/watch?v=426lLd40VvE
Bei dem Song “Close Up” gibt e es ja auch visuelle Elemente. Was spielt sich da in Ihrem Hinterkopf ab?
Gerade dieser Song ging einfach beschreibend mit einer Erfahrung um, die ich gemacht habe. Da habe ich die Bilder geradezu vor mir, ein paar sehr schmerzhafte tauchten auch auf, aber wenn man beginnt, mit Worten zu malen, kann man eine neue Gelassenheit entwickeln. Singenderweise kann man ein wenig aus seiner eigenen Existenz heraustreten – und in einem guten Moment wieder in sie hineinschlüpfen! Alle sechs Monate gehe ich zum meinem Arzt und mache einen Bluttest, um zu sehen, ob ich frei von Krebs bin. Nach meiner Erkrankung muss ich das nun meinen Leben lang machen. Aber ich komme damit jetzt klar, es ist gut, und ich ebreit für meine meine kleine Begegenung mit Gott, falls es dazu mal kommen sollte!
Können sie sich an einen besonderen Moment erinnern, in denen Ihnen eine Melodie des Albums plötzlich durch den Kopf schoss. Man kann ja dafür alles Mögliche tun, am Klavier ein paar Noten spielen, in der Dusche einfach drauflos singen und auf diesen Moment warten…
Das ist seltsam: ich kann mich an das Zimmer erinnern, in dem ich saß, oder an den Stuhl, in dem ich es mir bequem gemacht hatte, aber aus irgendeinem Grund kann ich nie diesen Augenblick dingfest machen, indem ein paar Töne zueinander finden, irgendwie genau richtig klingen und mich verblüfft denken lassen: o, das ist gut. Das ist wohl so ein “schwarzes Loch” im Bewußtsein, allerdings ein gutes “schwarzes Loch”. Die Situationen sind mir gegenwärtig, aber ich kann mich nicht errinnern, was da exakt vor sich ging. Woran liegt das?
2011 11 Jul
Lambchop, Paperback Bible & Radio Days
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Lambchop, Songs&Lyrics | Comments off
Used paperbacked living bible
And I’ve got some things
That I’d like to put on out there
Like a pony cart and an old bird bath
A kitchen sink and a rocking chair
You can turn me on
Almost any day at noonHey I’d like to put on
A four month old rat terrier pup
I think he’s a male
And he’s marked up pretty and
everything
This woman’s got some goats
But his feets never been on the ground
You can just buy one
Or you can have the whole heardYeah I’d like to find
A twenty seven inch color TV
Has to be non working
An RCA cause I need the parts
And daily there’s an old drive shaft
And the same Berkeline recliner
It’s green and it’s cloth
And it’s been used very little.Then there’s a Reba designs
Size eight, prom pageant dress
It’s icy blue
With sequins worn just once
There are others that are strapless
But this one’s slit above the knee
If you’re looking for
Something perfect for that studentI have always thought
That hand guns were made for shooting people
Rather than for sport
Why not use a rifle in most other applications
You might find a riffle or a musket
But you’ll never hear a pistol
There may always be
Someone looking for or finding someGuess I’d like to sell
A good used paperbacked living bible