Archives: Kammerflimmer Kollektief
2011 27 Okt.
Kammerflimmer Kollektief: Teufelskamin (1 day to go)
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Kammerflimmer Kollektief | Comments off
2011 20 Jul.
Neues vom Kammerflimmer Kollektief: Coricidin Boogie
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog,Gute Musik,Musik aus 2011 | RSS 2.0 | TB | Tags: Kammerflimmer Kollektief | 3 Comments
https://soundcloud.com/kammerflimmer/coricidin-boogie
Lieber Michael!
Das neue Kammerflimmer Kollektief Album heißt Teufelskamin. Und kommt
im Herbst auf Staubgold. Wenn Du willst, kommst Du uns besuchen, wir
nehmen Dich bei der Hand, gehen auf Stacheldraht im Kreis und zeigen
Dir dann den rauchenden Kamin! Das schöne Wort „Ahmung“, das ich hier
bei euch manafonistas zuerst gelesen habe, triffts ganz gut. Die drug
du jour ist aber nicht der Grog, sondern das Coricidin, die
psychedelischere Schwester von Codein. Knallt ganz gut.
Der Sound baut Songs, die aus Sound gebaut sind, Songs, die aber
keine Lieder mehr sind. The inside of the song is the part that makes
the outside sound good. Der große William Parker sagt dazu: „Every
song written or improvised has an inside song which lives in the
shadows, in-between the sounds and silences and behind the words,
waiting to be reborn as a new song.“
Wenn Du so willst, ist es synkretische Ritualmusik aus Karlsruhe
zwischen Verschleierung und Enthüllung, die von etwas spricht, wofür
es keine Sprache gibt und die lieber einen Umweg zuviel geht.
Und am Ende? Sind das dann wieder vielleicht alles Wege, die -wie
Bolano sagt – „nirgendwo hin führen, auf die man sich aber dennoch
begeben muss, um sich zu verirren und wiederzufinden oder um etwas zu
finden, was auch immer, ein Buch, eine Geste, einen verlorenen
Gegenstand, irgend etwas, vielleicht eine Methode, mit etwas Glück:
das Neue, das, was immer schon da war.“ Ächz! Oder wie siehst Du das?
Bald mehr!
Herzlich
Thomas
2011 15 Jul.
Das Kammerflimmer Kollektief und die Poesie des Vergessens (Juni 2007)
Michael Engelbrecht | Filed under: Gute Musik,Musik vor 2011 | RSS 2.0 | TB | Tags: Kammerflimmer Kollektief | 1 Comment
Es war einmal in Deutschland eine wilde Zeit, da schossen die seltsamsten Experimente wie Pilze aus dem Boden. Ende der Sechziger Jahre und im Laufe des nicht minder magischen Siebten Jahrzehnts sorgten Gruppen wie Can, Kraftwerk, Cluster und andere für eine Alternative zur anglo-amerikansichen Vorherrschaft der Rockkultur. Die Musik war systemisch, schrullig, archaisch. Brian Eno besuchte Moebius und Roedelius im Weserbergland und fand dort Seelenverwandte seiner „Ambient Music“!
Jahrzehnte später, Ende der 90er Jahre, entwickelte sich, in fast provinzieller Abgeschiedenheit und um den Karsruher Multinstrumentalisten Thomas Weber herum, eine Formation, die manche dieser alten Rezepturen durchleuchtete, verwarf, sich seitwärts treiben liess, und, nach Lehr- und Wanderjahren, drei Alben von einsamer Klasse in die Welt setzte: „Cicadiae“ (2003), „“Absencen“ (2005) und „Jinx“ (2007).
Die Grenzen zwischen digitaler und analoger Musikproduktion verschwammen bei diesen Klangsuchern zusehends. Es entstand eine Gegenwelt zu allem Modisch-Technoiden: wäre da plötzlich eine flüchtige Trompetenfigur von Jon Hassell aufgetaucht, eine vekratzte Tonspur aus King Tubby´s jamaikanischer Holzhütte, oder ein verlorener Akkord aus einem Go-Betweens-Song: alles wäre an seinem Platz gewesen!
Musik funktioniert nie ohne Erinnerung: was das Kammerflimmer Kollektief heraufbeschwört, mit seiner Melange von Jazz und Elektronik, mit dem langen Atem des Folk und den langsam rollenden Wellen unbewusst wirkender Melodien, ist eine Form des Erinnerns, der das Zitieren mittels postmoderner Heiterkeit abhanden gekommen ist. Hier steht vor dem Zitat das Vergessen, der Punkt Null – und was dann, in sehnsuchtsvollen, ihre Spannung nie ganz preisgebenden Kompositionen ans Licht kommt, ist reich an fernen Anklängen, und zugleich ureigene Handschrift!
So mag man sich, in Momenten, erinnert fühlen an die Schwebezustände alter Robert Wyatt-Lieder, an die offenen Stimmungen von Joni Mitchell´s „Hejira“, an ätherisch freie Improvisationen melancholischer West-Coast-Musiker, die abends Richard Brautigan lesen und nachts mit John Coltrane´s „Live At The Village Vanguard Again“ im Ohr einschlafen!
Die Musik des Kammerflimmer Kollekitefs bleibt indes ein Geheimnis, verrätselt, nicht wirklich zu entziffern! Endlich gibt wieder eine Formation – „post krautrock“ und „post postrock“ -, die in stillen Kammern das lyrische Potential des freien Jazz genauso weiter wirken lässt wie die unverblümte Lust an Ohrwürmern, Erosionen und all den Stillständen, aus denen Unerhörtes und Unheimliches kommt!