Jeder, der sich für Jazz / Musik interessiert, kommt in diesen Wochen an dem Cover der neuen Platte von Kamasi Washington nicht vorbei. Wir werden uns hüten, es hier nochmals aufzutischen. Offensichtlich sind da beträchtliche Werbegelder im Spiel, und die Musikkritik zeigt sich überschwänglich. Wer so blöd ist, da gleich den neuen Coltrane wahrzunehmen, wie des öfteren passiert, anlässlich des kräftig gehypten Debuts, nimmt sich selbst aus dem Feld. Was ich über die Musik lese, ihren Mut zum Pathos, zum grossen Klangtheater, etc., lässt mich eher zaudern, sie anzuhören. Das Schlimmste ist das Cover von „Heaven and Earth“: als könnte der aufgebrezelte Kamasi über Wasser gehen. Ein Götterbote, mindestens. Pseudomystischer Overload. Wie sehr mag ich dagegen ein ähnliche Motiv ohne posierendes Ego: die vier Luftballons auf dem Cover von Keith Jarretts „Belonging“. Und wie sehr schätze ich, im Kontrast zu Kamasis Kitsch, das Cover der neuen CD von Graham Nash (Gregor öffnete seinen Plattenschrank dazu, vor Tagen): ein Junge schaut mit seinem Fernrohr auf ein riesiges Naturpanorama. Beide Bilder inszenieren Natur, aber bei dem Cover der übrigens betörend schönen Arbeit („Over The Years“), Demo-Versionen bekannter und weniger bekannter Lieder des alten Barden, spielen Staunen und Nostalgie auf durchweg sympathische Art mit, und die Lieder zahlen diese Mixtur aus Einfachem und Profundem mit Mehrwert zurück, und vollkommen reduziert. Was für eine Zeitreise, ohne Prätention und Zirkusgehabe. (Und wie ich die Musik von K.W. wohl empfinde, nach dieser Vor-Urteilsbildung, sollte ich sie wirklich einmal hören!?). Und wenn diese zwei Cover auf so unterschiedliche Art mit dem Motiv „grandioser Natur“ umgehen, wie umschattet wirkt da die Bebilderung des Soloalbums von Stuart Staples – auch da taucht der Himmel auf, in einem Bild von Suzanne Osborne. Ursprünglich wollte Claire Denis Suzannes Serie von 365 Ölgemälden, mit dem Himmel als durchgehendem Raum, in einen Film verwandeln. Als Langzeitlauscher der Tindersticks wartet „Arrhythmia“ daheim auf mich, ich kenne keine einzige Komposition, ahne aber, dass die Musik bestens passen wird in die Klanghorizonte im August, vor oder nach zwei, drei Stücken der kommenden CD von Tord Gustavsen. Von der ich gleichfalls noch keinen Ton gehört habe.