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Archives: Jan Bang

 

It‘s a running game of our enthusiasm to call out, once in a while, another contender for the album of the year, or at least, „wow, that will be among my top ten of 2018“, remember, Gregory? So, we really have already had our hours of drifting away or being totally absorbed, between sharply formed fire machines like David Torn‘s sharing company with Guitarreros from Switzerland, or Jon Hassell‘s vertical studies in sound. The best song albums of the year, for me, come from women I had never before heard singing.  But here comes a valuable addition to, well, a hot contender for another peak experience of its kind: his best album since the days of Chiaroscuro and Cartography. And very different from those ones. THE HEIGHT OF THE REEDS. By Mr. Arve Henriksen. And Eivind Aarset. And Jan Bang. And Jez Riley French. And the chorus and orchestra of opera north, conducted by Justin Doyle. Better order it at the website of Rune Grammofon now. Oh, god, it‘s so great. I will miss the Punkt festival this year. Hope they will sell it there in big numbers. It‘s a stunner. One of our albums of September. I better shut my mouth now. This is a cliffhanger.

 

A few quotes from my review on AAJ. The album has just been released officially in Germany! A bit later than in Norway.
 

“His approach has increased the liquidity and permeability of sounds, as well as the (in)determinacy and (in)definiteness of musical form. Bang is one of those rare electronic musicians who does not use a laptop onstage, but—without staring at a screen—creates live brilliant new music just with the button-box of an Akai sampler and a simple dictaphone.”
 
 
“Bang is a master of assembling and synthesizing harmonic musical wholes from music fragments, plops, bleeps, crackling, creaks, rustle and sough. He sculpts creations of high melodic content that radiate through several layers. The sounds on Narrative seem to well up from the realms of the subconscious, carried by this twilight zone. It’s a world of sound that resembles the experience of (fever) dreams and in certain forms of cinema, in which laws of time and space seem to be shifting or are lifted. It’s a remote world of sound coming pretty close with its flurries of mild horror, equally brilliant sunrises and glowing utopian flashes.”
 
 
“There is an undeniable Wahlverwandtschaft, an affinity between the ambient nature of this ancient song and Bang’s music, and one reason that Tormis and Sega Choir Noorus, also from Estonia, were guests at the 2010 Punkt Festival. Bang used „Singer’s Childhood“ recently, with surprising results, in the encore of his duo concert with Jason Moran at the 2013 Molde Jazz Festival.”
 
 
“The essence is that these traces in their sound arise from the fog of the past, from the subconscious and fade as remote voices, voices from a distant past (there is a certain resemblance to the approach of Ukrainian composer Valentin Silvestrov). No imitation, no quote, no mix but a matter of deeper connecting.”
 
“To avoid turning into ghost-music, the way of transporting, and the quality of the ether, are essential. Both are of impressive character and exceptional quality.” 
 
 
 And here is the link to the first review of Erik Honoré’s brandnew album HELIOGRAPHS, released september 5 with a release concert during the Punkt Festival 2014.

Das neue Werk von Arve Henriksen erscheint am 22.8.2014 bei Rune Grammofon – Streichinstrumente umgeben das Spiel des Trompeters und Multiinstrumentalisten. (Bin sehr gespannt, habe noch keinen Ton gehört.) Also kurz vor dem 10. Punktfestival in Kristiansand, und eine Woche nach meiner nächsten Radionacht “Klanghorizonte” am 16. August, wo ich die Platte vorstelle. NATURE OF CONNECTIONS. In einer Cafepause in Lugano (bei einer ganz anderen Produktion) sassen wir zusammen, und Arve sprach über die dünne Grenze zum Replikantentum. Wie leicht man, egal, wie eigen sich ein Ton anfühlt, im Trompetenraum eines anderen landen kann, sei es Davis, sei es Hassell.

Drum hat er ja auch jüngst ein Doppelalbum vorgelegt, das bewusst abseitige Pfade erforscht, und in elektronischen Sphären jenseits des Virtuos-Gehandhabten die Trompete nur ausgewählte Schattenstellen heimsucht. Ich nannte es spasseshalber sein “Sun Ra-Album”. Ulrich Kriest hat dem Opus in der Jazzthetik fünf Sterne gegeben, einen zuviel für mein Empfinden, aber dank des Antriebs der Grenzöffnung auch wiederum verdient.

Ein 5-Sterne-Album reinsten Wassers wird in unabsehbarer Zukunft (jede Wette, Frühjahr oder Herbst 2015) bei ECM erscheinen, das Debut des armenischen Pianisten Tigran Hamasyan, der bislang jazzspezifisch zu lange den Bebop-Fallen seines Lehrers erlegen war, und auch im Bereich der Multi-Kulti-Musik keine Bäume ausriss. An seiner Seite Jan Bang, Arve Henriksen, Eivind Aarset. Drei alte Freunde, die nie die Grenzfelder aus dem Sinn verlieren, das Duo Aarset-Bang schlägt mit “Dream Logic” (ECM) nach wie vor in Bann. NATURE OF CONNECTIONS. Und alle befinden sich im kreativen Höhenflug auf Jan Bangs fiebrig-leisen Meditationen, betitelt “Narratives from the Subtropics”, die jetzt auch offiziell den deutschen Handel erreicht haben.

Flashback: in Lugano war die Abmischung in den letzten Zügen. Das interessante Doppelmikrofon, vor dem Arve seine Trompete zum Einsatz brachte, ist auf dem Foto unten abgebildet. Manfred Eicher war hochkonzentriert, er wusste, dass da etwas letztlich Unplanbares Gestalt annahm, ein “Instant Classic”. Einmal eröffnete Arve eine Komposition mit einem Solo. Er selbst war schon auf dem Weg zum Flughafen, da meldete sich Jan Bang zu Wort, und befand, dass das Intro etwas zu lang sei, und einen Hauch zuviel von Jon Hassell verströme. Daraufhin liessen Manfred und der seelenruhig agierende Toningenieur das Solo einfach mal untertauchen in den ominösen Soundnebeln, die Eivind Aarset heraufbeschwor.

Die Trompete verlor so ganz und gar ihre Dominanz, glänzte lediglich durch Abwesenheit, bis sie sich langsam aus dem Nichts ans fahle Licht herantastete.

Die Wirkung war immens. Arve wird nicht böse sein, wenn er das hört. That’s what friends are for! NATURE OF CONNECTIONS. Noch eins: ich wünsche mir für Tigrans Cd oder Doppel-Cd ein vielfarbiges Cover, etwas, das auf Anhieb einen visuellen Sog entfaltet, wie einst die vier Luftballons auf Keith Jarretts Meilenstein “Belonging”. Bitte kein Dunkelblau mit einsamem Lichtrahl in der Nacht!

 
 
 

 

6903 Lugano Besso. Du kannst Magie nicht zwingen. Du kennst eine Unzahl von Tricks, du weisst, wie man Sackgassen entkommt, du weisst, wie man aus losen Enden geschlossene Gestalten formt, aber der magische Mehrwert bleibt unberechenbar. Widerspenstig. Es begann mit alten Banden zwischen Arve Henriksen (Trompete etc.), Jan Bang (Live-Sampling etc.) und Eivind Aarset (Gitarren etc.), es begann mit dem Punktfestival von Kristiansand anno 2005. Es begann mit Lieblingsplatten aus den frühen Jahren von ECM, die den armenischen Pianisten Tigran Hamasyan durch seine Teenagerjahre begleiteten. Es begann mit den weit zurückreichenden Erfahrungen des Produzenten Manfred Eicher mit armenischer Musik. Und es begann auch damit, dass Jan Bang mir für eine Ausgabe der JazzFacts (Deutschlandfunk) eine kleine Passage aus seinem Duo mit Tigran (Punkt 2013) schicken sollte: ein Kinderspiel für offene Ohren, hier, in furios inszenierten Dejavues und elektronischen Spiegelungen, den Basisstoff für eine zukünftige Unternehmung zu wittern! Ich tat das Nötige, damit Manfred diese paar Minuten zu hören bekam – und er hörte genug, um die Dinge in Gang zu bringen.

Und so entstand und entsteht in diesen Tagen in Lugano, im „Studio Grosso“ des RSI, eine Produktion mit vier Musikern, einem Produzenten und einem Toningenieur, von der man vieles erhoffen durfte und darf, aber nicht unbedingt solch eine konzentrierte, entfesselte Energie, solch einen Ideenfluss (voller Finessen und Widerständigkeiten)! Wer in naher Zukunft die beteiligten Personen auf diese Tage im Tessin anspricht, wird auf Blicke treffen, die Bände sprechen, auf Sätze, die mal holprig, mal elegant, das So-Nicht-Vorhersehbare ins Spiel bringen, einen Glücksfall. Als Zeuge (Ohren und Augen) atmete ich die Musik ein, hellwach verfolgte ich das Abhören, das Abmischen, die minimalen Korrekturen, die im grossen Saal (ohne Trennwände, ohne Kopfhörer) eingespielten drei, vier Takes einer alten Komitas-Komposition, die eine oder andere tänzelnde Bewegung des Produzenten, die kurzen Dialoge, das Spiel der Gesten und Mienen (für stille Freude gibt es eine ganze Palette) – und einmal, in einer Kaffeepause, blieb ich einfach sitzen vor der menschenleeren Bühne. 

 
 
 

 

2013 9 Nov

Streich

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Wie kann man Streicher, gleich vier an der Zahl, dazu VER-FÜHREN à l’improviste etwas zu spielen, was noch keiner so gehört hat? Wie ist es möglich, das eine volle Stunde lang an einem Stück mit eindrucksvoller Spielökonomie hinzukriegen? Mit einem wunderbaren flow, den erstaunlichsten Übergängen und kontrastreicher Dynamik! Der Kästchen – zauberer Jan Bang hat gesternabend zusammen mit dem Streichquartett Zapp 4 im niederländischen s’Hertogenbosch bei November Music vorgeführt, wie das geht und gehen kann. Kann ich meinen Ohren jetzt noch trauen? Streichquartettmusik mit solchen wunderbaren Themen, solchem Klangreichtum, solchen Texturen und solchen raffinierten Strukturen in vollständig offener Improvisation hervorgebracht? Erlebnis und Hochgenuss, die zu Denken geben.

 
 

 

Producing The Jazz Facts in the Deutschlandfunk was pure fun. A lot of nice coincidencies: two days ago, I realized that not only Ralph Towner’s TRAVEL GUIDE, but Carla Bley’s TRIOS, too, were recorded in that „radio theatre“  in Lugano. And after talking with Austrian guitarist Wolfgang Muthspiel about his first recording with producer Manfred Eicher, I decided to need another voice sheding some light on the special room and the producer’s input. So, I got Bley’s long-time sax player Andy Sheppard on the phone, and what he told me, was the icing on the cake, a great finish for the show. 

Now this was only part of the fun. Some guys do great work, working as musician and tone engineers behind the controls to make radio sound magic. In this case bass player Markus Brown (his trio  is just featured  in a big Scandinavian jazz magazine) was the great man working the details: listen to  the show, and you will see that it was done, let me say it this way, with love and care. In between jazz matador Karsten Mützelfeld entered the studio and offered me 20 Euros, because he couldn’t help but strictly ignore the deadline of 7 minutes and 30 seconds. This guy has great humour 
 
The good vibes continued when we arrived at the headquarter of jazz affairs and small-taked with Harald Rehmann. It was a perfect radio day, and you really shouldn’t miss the show! There will be features on the Punkt Festival and a showcase in Trondheim.  Last, not least, there are great new records by Carla Bley, Ralph Towner, Jan Bang, Nils Petter Molvaer and Arve Henriksen. Arve will perform in Dortmund’s Domicil on October 12th! I’ll be there. And Harald will record Arve at the Unterfahrt in München. 

 

 

 

 

 

This year’s PUNKT FESTIVAL has been a beautiful affair. After being curated by Eno and Sylvian in the last two years, it was a kind of going back to the roots of PUNKT. The best thing is the Punkt aesthetic which is, beyond the art of live-sampling, a lesson in stripping down nearly every „big thing“ to chamber music size and a sensual „being-lost-in-the-laboratory“-agenda. David Sylvian’s trio, The Kilowatt Hour,  shows the silent triumph of an artist rigorously following his own visions and thereby sacrificing old fans‘ nostalgic expectations. In case you’re looking for the best visual choreographies of modern music history, you can start, maybe, with early Pink Floyd, and you’ll end up at The Kilowatt Hour. The duo of Jan Bang with jazz pianist Tigran Hamasyan (and special guest Eivind Aarset) was one of the most shining hours of the Punkt history, telling that jazz’s future might be well-grounded in playing with fractured dejavues and nearly lost echoes. By the way, Tigran’s musical life changed when he (once upon a time) listened to „Dis“ from Jan Garbarek and Ralph Towner. The sound of the wind harp ist still alive, folks! Another breathtaking event was the duo of a singer and a guitarist: Eteniesh Wassie’s  and Mathieu Sourisseau’s performance was bleak, really bleak, another stripped-down intensity in its purest form. In parts rooted in the East of Africa, their music covered the range from trance patterns to joyous noise. No wonder that especially these three performances in  Foenix Cinema and  Kick Scene were followed by live-remixes (with Erik Honore, Ivar Grydeland, Jan Bang, Audun Kleive, Arve Henriksen, Sidsel Endresen a.o.) that transferred the original sounds to a totally different landscape without losing the emotional impact. In spite of the election in Norway that went utterly wrong (bad news) we will have PUNKT No. 10 next year (good news).

„Die Musik, die du als Teenager für dich entdeckst, hat einen enormen Einfluss auf die Dinge, die du später in der Musik suchst. Bestimmte Elemente einer Ästhetik des Hörens, die man in jungen Jahren unbewusst ausbildet, bleiben ein Leben lang erhalten. Die erste Musik, die mich immens berührte, lag  abseits der Soulmusik und der Schwarzen Musik, die viel bei uns in Norwegen zu hören war –  es war Musik von David Sylvian, sein Song „Red Guitar“ schlug mich vollkommen in Bann. Es befindet sich auf seinem ersten Soloalbum „Brilliant Trees“. Da waren  auch Klänge zu hören von Holger Czukay,  Jon Hassell und Danny Thompson. Die Musiker, die  Sylvian immer wieder zusammenbrachte, inspirierten mich, eine neue Musik zu erträumen, die ein europäisches Erbe fortführte. So öffneten sich wieder Türen. Die Tatsache, wie ich seit Jahren akustische Instrumente in mein Sampling einbaue, etwa auf Arve Henriksens Album „Cartography“ hat vielleicht  etwas zu tun mit den alten,  geliebten Bassklängen eines Danny Thomson auf  „Brilliant Trees“ –  und immer wenn ich heutzutage mit hervorragenden Musikern arbeite, kann ich Sampling und Live-Spiel kombinieren. Da bildet sich in vielen Dinge, die wir seit dem Beginn des Punktfestivals machen, eine neue  Balance, zwischen Klänge, die elektronisch sind und sehr abstrakt – und den organischen  Klängen frei improvisierender Musiker.“

 


 
 
 
Jason Moran ist inzwischen auf ansehnlichem Niveau von Ubiquität angelangt, was ihn vor allem weiter zu beflügeln scheint. Er geht die diversesten Sachen mit erstaunlicher Offenheit und wirklicher Interessiertheit an. Auch ein förderliches Maβ an Understatement und Dezidiertheit gehören dazu. Und: er ist vor allem auch ein guter Beobachter! Seit kurzem ist Moran künstlerischer Leiter des Jazzprogramms am Kennedy Center in Washington D.C. , wo er gleich zu Beginn ein eindrucksvolles Anthony Braxton Programm organisierte. Auch gab er Okwui Enwezor als Kurator der Münchener Ausstellung ECM – eine kulturelle Archäologie wesentliche Impulse. Er ist auf dem binnenkurzem erscheinenden ECM-Debut von Trompeter Ralph Alessi vertreten und macht sich auf für Aufnahmen mit der Gitarristin Mary Halvorson und Trompeter Ron Miles.

In Molde fungierte er dieses Jahr als Artist in Residence. Neben einer Reihe von Sessions spielte er während der Festivalwoche in sechs Konstellationen:

– im multimedialen Monk-Programm In My Mind mit norwegischen Bläsern und seinem Bandwagon (Kåre Nymark, Kristoffer Kompen,Daniel Herskedal, Atle Nymo, Frode Nymo, David Demedolf)

– mit dem All-Scandinavian Andratx (Jonas Kullhammar, Kresten Osgood, Ole Morten Vågan, Maria Laurette Friis)

– mit seinem Bandwagon Trio

und in drei Duos:

– Duo mit Charles Lloyd
– Duo mit Jan Bang
– Duo mit seiner Frau, der Opernsängerin Alicia Hall Moran

Das Duo mit Bang, keine in etablierte Erwartungsschemata passende Verbindung, war Morans ausdrücklicher Wunsch. Entsprechend gespannt war man. Bang arbeitet zwar seit kurzem mit dem Pianisten Tigran Hamasyan, aber das ist qua Hintergrund und Naturell ein anderes Paar Schuhe.
 
 
 

 
 
 
Während Moran sich mit und am Piano und am Fender zu schaffen machte, ist das Instrumentarium von Bang für den Zuschauer weniger einfach kategorisierbar. Es ist auf wenige Apparate beschränkt und Bang verwendet live (bewusst) keinen Laptop. Kein Bildschirm also, sondern freier Blick und intensive Bewegung beim Regeln (Drehen, Drücken, Schlagen, Schieben) der archivierten und synthestisierten/modifizierten Klänge.
Im Erscheinungsbild gleicht Bang am ehesten noch einem Perkussionisten (zuweilen selbst einem Tänzer).

Am Anfang markierten beide Musiker ihre DNA. Moran mit einer Collage aus dem Kanon des Jazzpiano. Bang damit, dass er rhythmisch-melodische Motive herausgreift und elektronisch mit ihnen spielt, sie verwandelt und damit das Spielfeld öffnet, erweitert, transzendiert.

Jason Moran selbst dazu: “It was awesome to make sounds with Jan Bang. He literally was remixing my piano as I played it. Stuttering, shifting octaves, making drones, and making the earth’s core shiver. We did crazy remixes of James P. Johnson’s You’ve Got to be Modernistic. Also Duke Ellington’s Single Petal of a Rose, and a haunting Body and Soul. Thrills.”
 
 
 

 
 
 
Es endet mit einer Zugabe, bei der Bang strahlend sein Diktaphon hochhält, aus dem die unbegleitete Folkmelodie einer estnischen Sängerin klang. Wie sich Bang und Moran in diesen Klängen musikalisch verständigten, hatte etwas Magisches und erbrachte ein befreites strahlendes Lachen beider Musiker. Dazwischen spielten sich Moran und Bang hellwach wunderbare Bälle zu, entstanden suggestive singende Klangbilder, die von den Trompeten von Jericho, trashigen Splittern bis zum Summen ferner Küsten reichte und Moran zum Flöten brachte.

Postscriptum 1 – Herausspülen

Bei Bang werden die Stücke nicht länger im gewohnten Frame nach bestimmten ungeschriebenen Regeln improvisatorischer Variation behandelt. Sie werden in ihrer ‘reinen’ Klanglichkeit genommen und ‘herausgespült’, verflüssigt und in neuer, indeterminierter Form wiedergewonnen. Letzteres heisst, dass sich dabei eine klare neue Form herausschält, die aber qualitate qua nicht auf Reproduktion angelegt ist. Genauso könnte man sagen, dass klangliche Elemente des ‘Originals’ interagierend in die (flüssige) elektronische Leinwand eingeschrieben werden. Das Herausspülen ist eine Konsequenz der Existenz von Stücken als reifizierter recorded music. Mit der improvisierten live-Elektronik von Jan Bang werden (paradoxerweise) ora(k)le Qualitäten wiedergewonnen, die sich in einer neuen, faszinierenden Dialektik von Crossfadings bewegen. Diese Arbeitsweise unterscheidet sich vom rein verzierenden, hervorhebenden und konturierenden Elektronikgebrauch.

Postscriptum 2 – Jaki Byards offener musikalischer Diskurs als Leitbild

Morans Bereitschaft und Offenheit kommt nicht von ungefähr, war einer seiner wichtigsten Lehrmeister doch Jaki Byard, für den musikalisch keine Ausschlüsse oder Berührungsängste gab. Moran gibt davon während eines Gesprächs beredte Beispiele.
 
 
 

 
 
 
Byard brachte das nicht nur in seiner Lehrtätigkeit, sondern auch in seinen eigenen Ausführungen (als Pianist und Saxophonist) in auch heute noch hörenswerter und faszinierender Weise in die Praxis.: HIER eine Demonstration von Pianostilen und HIER ein Beispiel für seine berühmten Verschiebungen und Umsprünge.

Alle Photos ausser Jaki Byard
© FoBo – Henning Bolte

Iron Balcony

Singer’s Ashes

Tide

Smashing Windows

The Deep Serene

Singer’s Childhood

Funeral Voyage

Interlude (Night Creatures)

Melee of Suitcases

Artificial Reeves

Sinking Ship

Flooded Corridors

Lifeboat

 

Short remark: The titles suggest a journey by ship, the music is a very quiet and beautiful affair, the sadness involved could be experienced as a moving meditation on things lost and things being still there. This is non-action music of the highest order.

The names of the musicians: Jan Bang (akai sampler, programming, synthesizer, dictaphone, kaoss pad), Arve Henriksen, Eivind Aarset, Sidsel Endresen, Nils Petter Molvaer, Stian Westerhus, Erik Honore, Nils Chr. Moe-Repstad, Lars Danielsson, Undark, Tuule Kann, Tigram Hamasyan, and Dai Fujikura. The cd will be released September 6th on Jazzland Recordings. It’s no jazz, it’s „Where-am-I-music“. Brilliant.

 


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