So ein Buch, das Spuren hinterlässt bis heute, weil es mir in den seltsamsten Momenten einfällt, kommt mir rasch in den Sinn. Es gibt natürlich manch nachwirkende Leseabenteuer, aber dieser Roman macht sich ungefähr so oft bemerkbar (im Hinterkopf) wie sonst nur Don Quixote, auch wenn es da, was Berühmtheit angeht, in jeder Weise hinterher hinkt. Wahrscheinlich taucht das kleine Wunderwerk hier und da in Proseminaren der Germanistik auf, wenn es um den Unterschied von „Erzählzeit“ und „erzählter Zeit“ geht. Dabei ist es für mich eines meiner Lieblingsbücher aus der viel zu flüchtigen Zeit, sagen wir mal, zwischen 1968 bis 1988. Und das Ende Januar 2022 bei C.H. Beck erscheinende Erinnerungsbuch wird meinen Lobgesang gleich chorweise auffächern. Ich weiss noch genau, wie es mich mit Vorfreude erfüllte, das Buch plötzlich vor meinen Augen zu sehen, in der Buchhandlung Lensing, denn ein Lieblingsbuch des Schriftstellers hatte ich schon Jahre zuvor und gleich zweimal (!) verschlungen („Eastend“), was sehr selten ist. Ich sehe den Umschlag, das Hard Cover, genau vor mir. Die Erstausgabe. Suhrkamp. Später habe ich einer Frau zugehört, die genau das erlebt hat, was der Junge, der Held des Buches, im ersten Kapitel erlebt. Der Unterschied: sie hat überlebt. Der Junge zumindest eine Weile. Zumindest lang genug, um all das ungelebte Leben nachzuholen, einmal, für immer. Und so begegnen wir dem grossen weiten Amerika, Latino-Träumen, tollem Hard Bop (Lee Morgans „The Sidewinder“) – und „richtigen Detektiven“. Der amerikanische Traum heisst das Buch, Ernst Augustin hat es geschrieben. Dieses Buch wird nie in Regalen verschwinden, bleibt in Reichweite. Always. Und im C. H. Beck-Verlag hat dieser Schriftsteller und lang praktizierende Psychiater sein letztes grosses Zelt aufgeschlagen, mit all seinen Büchern.