ENTENDRE ist für mich ein Album, das man sich am besten in aller Ruhe und Hochspannung von Anfang bis Ende anhören sollte in einem Stück hören sollte. Was war der Hintergedanke des finalen Stückes, das kein Modul im Titel trägt und Deja-vu, Vienna heisst?
MODUL 55 ist in seiner Realisierung ungewöhnlich: zum einen, klar, ist es fast ein Ruhepol, platziert zwischen der ersten und dritten Komposition, mit ihren, in Passagen, expressiven Verwirbelungen. Stand hier vielleicht weniger das „Kernmodul“ im Fokus, und mehr die Peripherie? Es klingt ja fast wie ein „richtiges“ Jazzstück.
„Patience, intense focus and lightness“ heisst es im Pressetext, und das scheinen bei ENTENDRE die Massstäbe zu sein. Wie bringst du dich bei so einem Aufnahmetag in Lugano in die richtige Geisteshaltung? Gibt es da Rituale, Meditationen – oder ist es einfach ein Urvertrauen, sich voller Raumgefühl durch, zumindest in den Gerüsten, vertraute Module zu bewegen? Auch der bestens verinnerlichte Raum braucht ja (fürs Kreative) stetig neue Nahrung, in Ecken, Winkeln – und sei es nur der wechselnde Einfall des Lichts.
Du sagst, dass deine Reisen in ferne Ländern dein Bewusstsein über den Zusammenhang von (pianistischer) Solo-Performance und ritueller Musik in verschiedenen Kukturen weiter vertieft haben. Die Verbindung von „Ronin“ zu Elementen japanischer Kampfkunst ist bekannt.
Wie war das „Zusammenspiel“ mit Manfred Eicher? Ihr seid ja beide meinungsstarke Wesen. Für jemanden, der so intensiv mit den gewiss flexiblen Klangräumen der Module verbandelt ist… gab es da im Austausch spezielle Ideen, Anreize, Herausforderungen?
ENTENDRE ist nicht das erste Dokument deines Solopianospiels, aber es unterscheidet sich doch von dem, was ich bisher von dir solo gehört habe. Irgendwas scheint mir anders gelagert, aber ich kann es nicht genau fassen. Vielleicht ist das auch nur meine Einbildung. Den immensen Raum in Lugano hast du ja auch nicht zum ersten Mal bespielt.