Manafonistas

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Archives: Eigene Musik

1  „a rainy day in bankok“  

2  „fearless“ (covered from taylor swift)

3  „mahavishnu folk“

 

 

Ein ganz normaler Tag im Paradies begann damit, dass man sich zunächst happy fühlte, weil man frühmorgens in der Zeitung las, dass just jener Impstoff, den man wählte, zuverlässig vor Delta schütze. Ein Gewitter wurde angekündigt und so schnappte man sich schnell das Fahrrad, um auch in sportlichen Belangen noch die notwendige Dosis zu erlangen. In schwül-hitziger Luft durch die Stadt radeln zählt unsereins zur Kategorie „Glückserleben“. Rast gemacht an einem meiner Lieblingsplätze, schillerte die Graffiti rundum – auf Mauer, Bänken und Häuserwänden – so subtropisch farbintensiv, dass ich wieder einmal bedauerte: „Damned, you miss the camera!“ Ich denke tatsächlich oft auf Englisch und möchte in diesem Kontext gleich mal nebenbei die siebte und finale Staffel von Bosch erwähnen. Dringend sei empfohlen, sie keinesfalls mit deutschen, sondern mit englischen Untertiteln zu geniessen, ansonsten versteht man weder Wort noch Sinn – dann aber wird es grandios. Weiter im Text: der Tatbestand der vergessenen Kamera liess mich dann auch gleich erneut über das Verhältnis von Bild und Wirklichkeit nachsinnen, wie es ja schon Dietmar Kamper oft thematisierte: „Ohne Körper geht es nicht“. Wobei zum Körpererleben ich auch das Atmosphärische zähle: auch dieses lässt sich nur bedingt durch Bilder repräsentieren. Das mag auch ein Grund sein, noch die beste Fernsehserie skeptisch zu betrachten, weil es eben nicht die Wirklichkeit ist. Wieder zuhause, fing es an zu regnen, und ich fand den Mut, mein musikalisches Equipment anzuschliessen. Das ist immer ein zeitfressendes Wagnis, denn, wie Peter Sloterdijk treffend feststellte: „Musik ist dämonisches Gebiet.“ So und nicht anders kann ich es erklären, wenn man nach sechs Stunden am Stück immer noch nicht aufhören will. Gut, Ben Monder übte bis zu sechzehn Stunden, so die Sage. Jedesmal aber fallen mir zwei Dinge auf. Das Erlebnis des Spielens ist wesentlich intensiver als dessen Repräsentation, will sagen: die Aufnahme. Hinzu kommt das Reinhören, Aussortieren, Reflektieren. Zum anderen wird einem bewusst, wie wichtig doch die Gabe wäre, Details in Noten festzuhalten, um Struktur zu bilden. Mir fällt jedenfalls auf, dass die meisten Jazzmusiker, zumindest stellenweise, aufs Notenblatt fixiert sind, wenn sie spielen. Nun war es wieder Abend geworden nach gefühlten dreissig Minuten und tatsächlich vergangenen sechs Stunden. Eigentlich geplante Aktivitäten wurden auf den nächsten Tag verschoben. Bei einem zufällig entdeckten Vortrag über Schopenhauer fühlte man sich spät noch gut aufgehoben: nach dem homegrown folgte tröstlich ein homecoming. Wieder einmal bot die Philosophie ein unerlässliches Gegengewicht.

 

2019 20 Sep

Ein gutes Band

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Peter Sloterdijk übermittelte im ersten Band seiner Sphären-Trilogie ein Bonmot von Andy Warhol, das zu meinen Lieblingszitaten überhaupt gehört – eine Zeitlang sammelte ich ja tatsächlich Zitate, die auf besondere Weise mein Befinden wiederspiegelten und bestätigten, von Wittgenstein bis Cioran, von Handke (jawoll!) bis zu Krishnamurti. In eben diesem Zitat von Warhol ist von einem Tonbandgerät die Rede und dass fortan durch den Besitz und Gebrauch desselben seine Probleme keine mehr waren, da sie auf Band gesprochen in eine gute Aufnahme transfiguriert wurden. Ein jeder wird wohl der Möglichkeit eigener Aufnahmetechnik und auch der Archivierung und Bearbeitung von Aufnahmen seine Wertschätzung entgegenbringen und -gebracht haben. Ich erinnere mich an einen Schulfreund, mit dem ich Hörspiele inszenierte. Später dann mit einem anderen, der heute Dirigent ist und damals Keyboard spielte, verbrachte ich einmal die sämtlichen sechs Wochen der Sommerferien, um tagsüber Höhlen zu bauen und ab spätnachmittags dann Kompositionen auf Band zu spielten, mit Gitarre auch, Mundharmonika, ebenso Schlagwerk aus leeren Waschmittel-Papptrommeln und allerlei Zeugs. Höhepunkt der Ferien war dann abschliessend die Namensgebung der Stücke samt aus Pappe gebastelter Plattenhülle. Ein Teil dieser Lust ist geblieben und ich wette, sie betrifft auch jeden Künstler, der ins Atelier kommt und mit dem Arbeitsergebnis des Vortages konfrontiert wird. Nachbetrachtung ist das Schlüsselwort, und Bezugnahme. Vor ein paar Tagen war es wieder soweit: wir mieteten uns für drei Stunden zwecks Session einen Musikraum – mittlerweile ein halbjährlicher Usus. Das macht immer einen Heidenspass. Diesmal klappte die Aufnahme besser, das Mikro war gut ausgesteuert. Im Raum befanden sich zwei Schlagzeuge, die dezent zum Einsatz kamen. Ich war unglaublich gespannt auf die Aufnahmen hinterher, hörte sie ein paarmal durch, wählte aus, schnitt Einiges zurecht. Sich mit Profis zu vergleichen, wäre in diesem Kontext falsch – wenngleich Musik wie die von ECM und andere oft mitschwingt beim Spielen, als Inspiration. Ein Cover haben wir aber nicht gebastelt.

 
 

„Torn´s Dripping Tape“

Karsten – soprano saxofon, percussion

Jochen – electric guitar, tape, percussion

 


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