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2021 23 Jan

Rams 2

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Der Braun SK-61 von 1956, eine Radio- und Phonokombination, volkstümlich damals auch „Schneewittchensarg“ genannt.

 

Der Braun T-1000 von 1963, der Kurzwellenempfänger, der in keiner Botschaft und bei keinem Top-Spion fehlen durfte.

Zwei Beispiele für Designs von Dieter Rams. Geboren 1932 in Wiesbaden, wollte er zunächst Architekt werden, landete aber dann eher zufällig im Industriedesign. 1955 trat er in die Produktgestaltung der Firma Braun ein, 1961 übernahm er deren Leitung. Jeder hat Designs von Dieter Rams schon gesehen. Seine Formensprache beruht auf radikaler Reduktion auf das Wesentliche, auf Langlebigkeit, und auf einem ausgeprägten Sinn für praktische Benutzbarkeit, vom Rasierer über die Saftpresse bis zum Regalsystem — „gutes Design ist so wenig Design wie möglich“ lautete eine seiner Maximen, die heute an jeder Kunsthochschule gelehrt werden.

Das Braun-Design wurde auch im Ausland so bekannt, dass Rams dort irgendwann als „Mr. Braun“ durchging. Es funktionierte, weil die Gebrüder Braun voll hinter ihm und seinem Team standen (das übrigens rein männlich war — damals war das normal und wurde von niemandem hinterfragt). Das ging gut, bis 1967 die Firma Braun von der Gillette Company übernommen wurde. Ab da hatte Rams immer weniger Rückhalt für seine Designphilosophie. Die Designs sollten saisonweise gewechselt werden, auch das Braun-Logo sollte in Riesenklotzbuchstaben auf den Produkten erscheinen. Klar, dass besonders Letzteres jemandem wie Rams nicht gefallen konnte („Wenn Sie sich einer Person vorstellen, schreien Sie dann?“), und so verstärkte er seinen Nebenjob als Möbeldesigner für die Firma Vitsoe. Dieser Name war mir neu, wenngleich Möbel dieser Firma auch wieder jeder bereits gesehen hat. Auch Rams‘ Türklinken der Firma FSB dürfte jeder schon in der Hand gehabt haben. Zwischen 1981 und 1997 lehrte Rams Industriedesign an der HfbK in Hamburg. Insbesondere Apple dürfte einiges von ihm gelernt haben.

 

 

Nun gibt es einen 75-minütigen Portraitfilm über Rams, hergestellt von dem Dokumentarfilmer Gary Hustwit, der Designfreaks spätestens seit seinem Film über die Schriftart Helvetica (2007) bekannt sein dürfte. Der Film ist ein Crowdfunding-Projekt von 2019 und begleitet Rams durch einige Stationen seines Lebens, zeigt Produkte, Weggefährten, aber lässt ihn vorrangig selbst zu Wort kommen, sowohl über seine eigene Arbeit wie auch über die Arbeiten einiger seiner Kollegen — etwa Ettore Sottsass, dessen knallrote Valentine noch heute Rams‘ Schreibgerät ist. Einen Computer sieht man nicht bei ihm, obwohl ich sicher bin, dass er auch damit umgehen kann. Wichtigster Drehort ist das Arbeitszimmer in Rams‘ Haus im hessischen Kronberg. Haus und Garten sind Teil einer Werkssiedlung von Braun, an deren Gestaltung er selbst beteiligt war — auch wenn er damit nicht ganz zufrieden gewesen zu sein scheint.

 

 

Relativ früh bereits hat Rams über Umweltaspekte seiner Produktgestaltung nachgedacht, und oft merkt man das den Produkten auch an. Nicht immer ganz einverstanden bin ich mit Rams‘ Ansichten über die heutige Zeit. Für einen hellen Geist wie ihn kommen mir manche seiner Einwände recht eng gedacht vor; etwa seine Auffassung zu Leuten, die permanent auf ihr Handy starrend durch die Straßen laufen und dabei Bilder wahrnehmen, die in deren Köpfen nicht mal hängenbleiben. Nicht, dass ich solche Leute nicht auch ein bisschen albern fände — aber sollte einem Designer von seinem Format nicht selbst klar sein, dass diese Leute eine bestenfalls temporäre Erscheinung sein werden? Ich jedenfalls bin sicher, dass die heutigen Handys in fünf oder zehn Jahren (man nagele mich bitte nicht auf eine Zahl fest) aus dem Stadtbild verschwunden sein werden. Dann nämlich werden sie zum integralen Bestandteil unserer Kleidung geworden sein.

Die optische Gestaltung des Films ist sympathisch an Rams‘ ästhetische Auffassungen angepasst, kein Grafikelement ist überflüssig. Die DVD- oder Blu-ray-Version kommt als Teil eines 80-seitigen Buches im Format 16 x 17 cm daher. Der Regionalcode ist 0, der Film sollte also überall laufen. Der Film ist auch online abrufbar, dann allerdings ohne die 30 Minuten Bonusmaterial, das die DVD bietet und das teilweise nicht weniger interessant ist als der Film selbst. Die Sprache ist durchweg deutsch, einige Aussagen sind englisch. Durchgehend sind alle nicht-englischen Passagen untertitelt.

Die Originalmusik des Films ist von Brian Eno. Zum Record-Store-Day wird der Soundtrack als Vinylalbum erscheinen. Die Musik hat gewohnte Eno-Qualität, ohne in irgendeiner Weise besonders auffällig zu sein. Auch für Eno gilt bekanntlich Rams‘ Motto: Less but better.

2019 27 Apr

Aldous‘ Dance

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Aldous Harding – „The Barrel“ (Official Video)

 

As for her singing, Harding seems to have honed her instrument and matured as a performer – the inflections of her voice give shape and color to every line, and her choices never seem forced. Though the songs certainly have more or less traditional structures – they have verses and choruses, after all – they sound more like a series of meditations than they do folk or pop songs. Precisely by opting for simplicity and tautness, the arrangements (both instrumental and vocal) lend a greater depth to her phrasing than a more explicitly experimental approach might have been able to allow. As her voice makes a silky slither toward the higher notes on “Zoo Eyes,” the song lifts to a blissful state, coaxing the listener into a secret garden populated by the ideas Harding has planted there.

(Dylan Mintanari, Spectrum Culture)

 

2019 11 Apr

Aldous Harding – „Fixture Picture“

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