Weit entfernt erklingen Gongs, eine Trompete schwebt in den Raum, wie ein feiner Nebel, der nachts über einem dunklen Fluss die Geister der Verstorbenen imitiert. Bekannte Klänge, Stimmfetzen, ein fernes Murmeln, Drones ziehen wie Motten in Zeitlupe durch die zunehmende Finsternis. Zart berührt der mysteriöse Bogenmacher sein virtuelles Instrument und holt ungehörte Farben daraus hervor, haucht sie ins Namenlose und verklingt. Ein subtiles Falsett, fast unsichtbar, irrlichtert über den verlorenen Klängen einer Sho. Verhallt leise bis dann unendlich ziehend ein uralter Trompetenton erklingt und die Geister, denen eine Manifestation nicht vergönnt ist, ganz sanft weckt und mit ihnen wie hypnotisiert im Regen umhertreibt. Das beschwört den Magier des subtilsten Hauches, der eine Pastorale im zwielichtigen Traumland entstehen und lange eingepflanzte Erinnerungen an narkotische Parallelwelten aufsteigen lässt. Erinnerungen, die mir so unbekannt sind und die verstörende Wesen, die die alten Tempel hüten auf den Plan rufen, zirpend, klagend, flüchtig und fernsüchtig verloren. Nur von dort sinken die somnolenten Schwestern, die sanft das Geschehen dieser Zwischenwelt umkreisten, fast einem Schlaflied gleich ins Bodenlose und setzen einen Punkt, indem sie die geheimnisvollen Geschichten des Bogenmachers leise verhallen lassen.
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2022 14 Sep
Das Geheimnis des Bogenmachers
Uli Koch | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Dai Fujikura, Jan Bang | 6 Comments