Manafonistas

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Um der Magie des Films „The Duke Of Burgundy“ gerecht zu werden, kann es sehr interessant, eine lohnende Variante, sein, auf Begrifflichkeiten wie „Sado“ und  „Maso“ und „Gequälte“ und „Quälerin“ zu verzichten. Diese Termini allein behindern das unvoreingenommene Einlassen auf die erzählte Geschichte. Weil sie so negativ konnotiert sind im Alltagsgebrauch. Als ich einst eine Geliebte hatte, die aktiv bei Amnesty International war, kam ich nicht so weit mit meinen, reiner Lust, Verliebtsein, munterer Experimentierfreude, entsprungenen Vorstössen, sie möge mir, bitte, Fesseln anlegen – zu schnell dachte sie an Folter, Unterwerfung, Misshandlung, wo mir nur der Sinn nach Hingabe und „Unterwerfung“ (der betörenden Sorte) stand. Der Sprache von BDSM entkommt man insofern nicht, als der Film auf der Klaviatur dieser speziellen, erotischen Erfahrungswelten spielt: es gibt Truhen, in denen frau über Nacht eingesperrt wird (mit Codewort); Toiletten, die es ohne Rückenverrenkungen erlauben, dem goldenen Strahl der Geliebten ausgeliefert zu sein (als Bestrafung) – solche Truhen und Toiletten gehören nicht zum Mainstream unserer Inneneinrichtungen. Sprache reguliert, selektiert, zensiert. Schaut man sich diesen Film an, ohne vorab in den Widerstand zu gehen („weil man so komische Sachen darüber gelesen hat“), begegnet man, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, einer sinnlich berauschenden, zugleich interessant inszenierten,  Liebesgeschichte (eine mit einem Knackpunkt, und einem offenen Ende). Eine Analytikerin braucht keine der beiden, Cynthia aber gewiss einen ChiropraktikerAlles weitere dazu im August, wenn ich in einem Strandkorb sitze, und der Text mit dem vorläufigen Arbeitstitel „Die berauschte und entrauschte Cynthia“ seine verwegene Gestalt annimmt –  Wörter wie „Erniedrigung“ und „Qual“ werden sich darin eher nicht finden. „Lass uns leben, das Etikett kleben wir später drauf“, sagte mir die atemraubende Petra in Kiel, tief im letzten Jahrhundert, als wir, mit einem unglaublichen élan vital und gespielter Ernsthaftigkeit, in einem seriösen Geschäft für Pferdesportfreunde, nach einer perfekten Reitgerte Ausschau hielten, und uns fachlich beraten liessen. Hernach lachten wir Tränen (ein Festival der Situationskomik), doch bald schon brach die Nacht herein, sie zündete ein paar Kerzen an, und wir betraten eine andere Welt.


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