Manafonistas

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Archives: Cluster

 

Es trägt zur Faszination von Jan Reetzes Buch bei, dass es so nonchalant wie genau erzählt und „Der Sound der Jahre“ so viele private Erinnerungen an die alte BRD triggert, egal, wo wir waren, als in Düsseldorf, München, Berlin, Köln, Hamburg, Forst und anderswo Musikgeschichte geschrieben wurde. Die jüngeren Leser reisen einfach zurück in eine alte Zukunft, die immer noch Blüten treibt. Nach einem Tag in Düsseldorf sank ich nachmittags tief in meine Couch, und hatte mit Roger Enos „The Turning Year“ eine perfekte Begleitung in Vinyl aus dem Regal gezogen, witzigerweise hatte sich neben diese bezaubernd leisen, spannenden Klänge die Schallplatte „Sowiesoso“ von Cluster gesellt – eine andere perfekte kleine Nachtmusik. „The Turning Year“ erscheint am 22. April, „Sowiesoso“ kommt aus dem Sommer 1976. Wie es wohl klänge, würde Roger Eno die Musik von „Sowiesoso“ interpretieren, und Herr Roedelius, vielleicht mit Stefan Schneider, die Kompositionen von  „The Turning Year“ verwandeln. Imaginary albums.

 

Now this will always stick in memory. Once upon a time, in March 1982, the month of its release, ON LAND found its way to my little house in deep Bavaria, on a hillside, a quite desolate no-man’s land for a townie, but fitting well to the haunting atmospheres of the album. It has been a companion of awe and wonder ever since then, and I really installed this ambient speaker system in my living room. Though it was definitely a tiny, ugly and cheap third speaker, I loved that experience. Now we live in different times, and surround systems are no longer that expensive. Thus a quad or 5:1-mix would be easy going, and, for a record like ON LAND, a perfect option. But here we go, with the half-speed vinyl remaster that in fact sounds beautiful, opening up even more depths. At least that’s what I’m feeling, I’m surely not painstakingly comparing it with old pressings. And everybody who has the 2005 cd remaster can happily live forever with that one. Brian had worked on the album quite a while during his New York years, and I was living literally at the end of a world, in Bergeinöden (the name of the village, no pun intended), with great music (Jazz by Post had been my favourite dealer), hot love, drama, Neil Young in concert, weekend travels to Schwabing, my first Go-Betweens record, Cortazar books, my salad days of volleyball,  and no happy endings. But it was worth the trip, at least that‘s what I keep telling myself. Scary Monsters were all around, but somehow I  managed to remain in light. (m.e.)

 

 

 

 

I regard this music as environmental: to be experienced from the inside. Accordingly I considered releasing a quadrophonic version of it, an idea I abandoned upon realising that very few people (myself included) own quadrophonic systems.

However, I have for many years been using a three-way speaker system that is both simple to install and inexpensive, and which seems to work very well on any music with a broad stereo image. The effect is subtle but definite – it opens out the music and seems to enlarge the room acoustically.

In addition to a normal stereo hifi system all that is required is one extra loudspeaker and some speaker cable. The usage of this speaker in the three-way system is such that it will not be required to handle very low frequencies: therefore a small or „mini“ speaker will be adequate.

As shown in the diagram, the two terminals of the new speaker are connected to the two positive (red) speaker connectors on the amplifier. This speaker is located somewhere behind the listener – at the apex of a triangle whose base is formed by the original loudspeaker set-up. One of the unexpected benefits of this system is an increase in the usable listening area – almost any point in the room will yield good (although not necessarily „accurate“) stereo sound.

I arrived at this system by accident, and I don’t really know why it works. What seems to happen is that the third speaker reproduces any sound that is not common to both sides of the stereo – i.e., everything that is not located centrally in the stereo image – and I assume that this is because the common information is put out of phase with itself and cancels out.

More technically, the lower the impedance of the added speaker, the louder it will sound. If it is found to be too loud (although this rarely seems to happen), you can either insert a potentiometer (6-12 ohms, at least 10 watts) into the circuit, or move the speaker further away.

Der ganze Boden war bedeckt von zähem schwarzem Schlick oder besser gesagt dem, was der große Säuresee von den Abresten der Welt übrig gelassen hatte. Der schneidend scharf riechende Säuresee, wie ihn Moebius (eigentlich Jean Giraud) und Alessandro Jodorowski (die beide bemerkenswerterweise bislang hier viel zu kurz gekommen sind) in ihrem irren Initiationsmythos Incal beschreiben, liegt tausende von Metern oberhalb dieses düsteren Ortes an den kein Licht mehr dringt. Zutiefst rätselhaft ist auch der Weg, wie man hierher gelangt und ich könnte ihn in meinem jetzigen Zustand auch keinesfalls nachvollziehbar beschreiben. Ich habe nur gehört, dass James Cameron bei seinem letzten Tauchgang in den Marianengraben fast einen der verborgenen Eingänge gefunden haben soll, aber dann gab es Irritationen mit der Sauerstoffversorgung und er musste wohl aufsteigen.

Langsam versuchte ich mich also durch den düsteren Schlick voranzuarbeiten. Für die Augen ist hier vollkommene Nacht, so dass man nur nach langer Adaptation mit dem Geist die Schemen schattenhaft erkennen kann. Nach scheinbaren Ewigkeiten, die mich dem illusionären Charakter der Zeit ein Stückchen näher brachten, wurde der Boden etwas nachgiebiger und weicher, fast wie an einem Ufer. Es schnürte mir fast die Luft ab, der beißende Geruch dessen, was jenseits ultimativer Zersetzung noch olfaktorische Reize absondert, als eine noch lichtleerere Gestalt auf mich zutrat und mich mit einer dezenten Geste zum Mitkommen aufforderte. Er war gänzlich von einer Kutte umhüllt, worüber ich nicht unglücklich war, wissend was sie verbarg. Als wir an einer Art Fähre angekommen waren bedeutete er mir Platz zu nehmen und meinen Obolus für die Überfahrt zu entrichten. Es ist schwer etwas hier herunter mitzubringen, da alles Irdische auf dem Weg, spätestens durch den Säuresee völlig zersetzt wird, selbst Knochen haben da keinen Bestand mehr. Irgendwie gelang es mir aber den Silberling, den ich seltsamerweise auf dem Weg hierher dennoch retten konnte, zu fassen und dem cerberusähnlichen dreiköpfigen Wesen direkt in eines der offenen Mäuler zu schieben und den Schalter darüber im fahl glühenden rechten Auge zu betätigen. Das riesige Maul klappte lautlos zu und einen Augenblick später ertönte ein leises Zischgeräusch …

… und auf einmal war es, als ob es etwas heller werden würde. Der Fährmann stieß die Fähre ab, wobei ein leise glucksendes Geräusch ohne jegliche Höhen entstand und wir glitten stille voran, während die Geräusche aus dem Cerberus lauter wurden und sich schrittweise in archaische Klänge verwandelten. Der düstere Fährmann stutzte und gab zum ersten mal ein zustimmendes Geräusch von sich. Dann setzte er sich, nachdem immer deutlicher Musik zu erkennen war und zückte einen Reefer aus seinem Mantel, den er mit einem Reiben seiner Finger aneinander anzündete und den dicken Rauch genüßlich einzog. Gleichzeitig fing es langsam an weiterhin heller zu werden. „Das hatten wir hier lange nicht mehr“ sagte er mit affektloser, sonorer Stimme, „der letzte, der hier ein bißchen Licht reingebracht hat, war Pythagoras, als er mit seinem Bassmonochord einen Rock’n’Roll abfetzte“. „Das tut mir leid“ antwortete ich zaghaft, „keine Ahnung nach welchen Regeln hier unten was ankommt“. All das, was sich musikalisch seit Pythagoras getan hatte erklang nun in sehr komprimierter und dennoch minimalistischer Weise, kleine bizarre Oden aus der über- und unterirdischen Gesamtkulturwelt. Eine intensiver als die Nächste. Nichts, was man schon mal gehört hätte und trotzdem nichts unbekannt. Nun war es so hell geworden, dass man das andere Ufer sehen konnte, wo zwei noch etwas verschwommene Gestalten standen, die sich beim Näherkommen als Moebius & Moebius entpuppten, genau genommen Dieter und Jean Giraud, wobei auf der Schulter des Zeichners die Lichtinkarnation seiner Betonmöwe Deepo saß, die alles überstrahlte.

 

 

 

 

Die beiden hielten sich im Arm und lachten und auch der Fährmann schien inzwischen nicht nur ziemlich stoned, sondern auch herzlich guter Stimmung zu sein und gluckste heiter im Takt vor sich hin. „Junge“, sagte er trocken, „das muss Dir mal einer nachmachen: einfach die Welten kurzzuschließen, indem du uns was mitbringst, wo der eine Schöpfer noch im Irdischen weilt und der Andere die Zeitlosigkeit hier mit wundersamsten technoiden Klangsignalen in ein endloses Band verwandelt“. Alles brodelte nun in überbordender Eleganz, der Raum brach lautlos in sich zusammen und jenseits der wundersamsten Musik war nur noch das leise Lachen von Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius zu hören, während der andere Moebius mit einem Fingerstrich im Leeren seine Betonmöwe das lang erwartete Weltenei legen ließ …

 

 

 

Ich empfehle sehr Trollers Dokumentarfilm „Deutschland in den 70er Jahren.“ Immer wieder ist es ein jung machender, witzig gedrehter Film über meine besten Jahre. Ich mag das Interview, das er mit Gisele Freund gemacht hat, besonders. Mit welch herbem Charme die Fotografin ganz einfache Fragen von Troller wie z. B. „Konnten sie als Kleinkind aus dem Fenster gucken?“ mit enormer Aussagekraft beantwortet. 

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„Jazz“ in Hamburg hate lange Zeit die Pflege des Althergebrachten bedeutet. Damit hatte man sich abzufinden. Das „Birdland“ in der Gärtnerstraße, wo auch anderes möglich wurde, lag noch in weiter Ferne, und die Hamburger Jazzbands waren durchweg pflegeleicht und konnten alles, von der Jazzband-Battle im Schauspielhaus bis zur Möbelhauseröffnung Montag morgen um zehn. Die Jazzkneipen hatten den typischen 70er-Charme; der Wirt der „Riverkasematten“ war es schon gewohnt, dass regelmäßig im Frühling ihm der Fluss einen Besuch abstattete und der Laden dann wochenlang durchfeuchtet roch, im „Cotton Club“ dauerten Sessions manchmal bis in den Morgen, die Musiker schliefen dann auch gern mal dort und wurden morgens vom Wirt mit Schlehengeist geweckt. Vom Pö gar nicht zu reden.

 

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Mittlerweile war mein Traum von einer fangfrischen Forelle ausgeträumt, ich gab mich mit einem Stück altdeutschem Käsekuchen zufrieden, schoss noch ein Foto von der von jedem Windhauch befreiten Idylle des Hofes. Am Rand nahm ich wahr, wie verriegelt die Dorfpizzeria war (ein Schild mit der Aufschrift „GESCHLOSSEN FÜR IMMER“ hätte mich nicht aus dem Gleichgewicht gebracht) – doch erst im Nachhinein wurde mir klar, wie leicht ich hier, in Mellrichstadt, am Ende der Welt, die Zeit hätte anhalten können. Ein idealer Ort für Liebende und Verlorene. Hinter der Ortsgrenze hiess das erste Lied, das ich hörte, „Hawai“, von Neil Young, er sang es 1976, in einer Sommernacht, auf seiner kleinen Ranch nahe Malibu.


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