Künstler sind bekanntlich nicht immer die besten Kritiker ihrer eigenen Werke. In San Francsico in der Mission Street stand im Jahr 2000 ein Studio, keine Ahnung, ob es heute noch existiert. Das Viertel befand sich in einem schlechten Zustand und wartete auf die überfällige Renovierung. Die Hintertür des Toast bot einen Blick auf verfallene Gebäude; außer einem Donut-Laden an der Ecke waren die einzigen Nachbarn Ratten und die Hausbesetzer. Im Inneren des Toast herrschte eine undefinierbare Stimmung. Unser Protagonist hatte Probleme in seiner langjährigen Beziehung. Anstatt wie üblich mit einer Handvoll fertiger Songs zu den Sessions zu kommen (so erfuhr ich es von Michael Bonner), verbrachte er offenbar einen Großteil seiner Zeit damit, auf dem Studioboden des „Toast“ zu sitzen und auf gelbe Blöcke zu kritzeln, während die Band fernsah und sich damit abmühte, das Fehlen von grundlegenden Küchengeräten zu verstehen. „Wir hatte einige großartige Momente im Studio, die Musik war gefühlvoll war, sie war aber nicht glücklich oder ausgeglichen. Irgendwann gab ich auf und verwarf das Album. Ich war nicht glücklich damit, oder vielleicht war ich auch nur allgemein unglücklich. Ich weiß es nicht. Es war ein sehr trostloses Album, sehr traurig und unbeantwortet.“ So der Meister. Wie gesagt, manchmal täuscht sich ein Künstler in der Bewertung eigener Arbeiten. Von der emotionalen Fallhöhe und Momenten einer zu roh und heftig erscheinenden Privatheit, setzte sich ein Bild, eine Perspektive fest. Irgendwas muss den Blickwinkel verschoben haben, gut so. Über zwanzig Jahre später erscheint heute nun „Toast“. Man besorge es sich auf Vinyl, weil er bekanntermassen sehr viel Sorgfalt auf Produktion und Fertigung legt. Den Rest besorgen Neil Young & Crazy Horse selber.