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Archives: 1973

Es wird gesagt, dass die Zeitspanne zwischen 2001: A Space Odyssey und Star Wars die niederschmetternde Periode der Science-Fiction war, mit der grimmigen Albernheit von Fernsehsendungen wie Space: 1999 und unglückseliger Düsternis von Filmen wie Soylent Green und Der Omega-Mann, die den Optimismus der Weltraumforschung der NASA mit ständigen Warnungen vor einer düsteren Zukunft und post-apokalyptischer Isolation dämpften. Durchaus zurecht. Aber es war ein goldenes Zeitalter für Sci-Fi in der Popmusik: Zwischen der ungezügelten Kreativität der Philadelphia-Jahre von Sun Ra, und der Tatsache, dass David Bowie auch mal Ziggy Stardust war, gab es viele Künstler, die etwas Vielversprechendes außerhalb der Grenzen der Erde sahen. Nun, die meisten dieser Pioniere landeten allenfalls in einem John-Lilly-Tank, und einige wussten immerhin reflektiert  mit LSD umzugehen. Eine der aufregendsten Geschichten stammt nicht von der klanglich perfektionierten Weltraumsoap Dark Side of the Moon, die sicher ihre magischen Songs hatte, zumindest, als wir noch grosse Kinder waren. Aber wenn das angeblich Grenzsprengende zu gemütlich wird, landet man auch nur ein einer extraterrestrischen Wellness-Enklave. Jedes bekennende Mitglied eines Gentleman-Clubs resp. Brechmittel-Vereins a la Rotary bis hin zu den faschistoiden Anhängern von Scientology und Ron Hubbards kranker Scheisse kann sich zu solchen Sounds  mit einem Anstands-Joint in seinem Lehnstuhlsessel süssen Regressionen hingeben. Doch, was, wenn klangliche Formen zerreissen, der Konsens museal abgehandelter Rockgeschichte ehrlicherweise allzuviel Gediegenheit produziert, was machen wir dann?!  Dann könnte die Zeit kommen für Magma, für das Beste von Hawkwind, für drei Monate Sun Ra, oder einen Trip in John Coltranes Interstellar Space mit Rashied Ali. Fangen Sie einfach, ein Vorschlag zur Güte, mit dem Allerbesten von Hawkwind an. Sie befinden sich im Jahr 1971. Die Reise beginnt. No safeties guaranteed. 

 

geschrieben von Nate Parrin & Michael Engelbrecht

Als die OIC des Dortmunder Max-Planck-Gymnasiums vor einigen Wochen zu einem Klassentreffen zusammenkam, wurde das Jahr 1973, in dem wir unser Abitur machten, wieder sehr lebendig. So brachte unser Klassensprecher sämtliche Abiturarbeiten mit, die vier Jahrzehnte lang in einem Archiv ihr staubiges Dasein gefristet hatten. Die alten, älter gewordenen, Gesichter wiederzusehen, war spannender als ich dachte. Wie eine Hypnosesitzung, in der, auch durch das Hören der einst vertrauten Stimmen, lang verschlossene Räume wie von Geisterhand aufsprangen.

1973 war für mich ein Schlüsseljahr, in meiner Erinnnerung wird es immer das Jahr sein, dem ich eine seltsame, grosse Bedeutung gebe und wahrscheinlich ein Stückweit andichte, denn nichts wirklich Erschütterndes oder Magisches ist damals passiert. Gut, die Liebe war ein Desaster, aber das war damals normal, wenn man nicht schon früh ein Glück fand, das dauern sollte. (Nicht wahr, Horst, nicht wahr, Rainer, nicht wahr, Klaus? Es gab offensichtlich einige Glückspilze.) Skurriles aber gab es 1973 zuhauf, wie das Missverständnis, das mir bei unserer Englischarbeit unterlief. Da setzte ich mich auch bald an den Tisch unseres Klassenlehrers, Dr. Egon W., und ging mit ihm diese alte Hemingwaysche Kurzgeschichte durch.

Aber das eine andere Geschichte. Dem Protagonisten in Stephen Kings jüngstem Roman „Joyland“ ist es anders ergangen, er hat damals, 1973, in seinem fiktiven Leben, Himmel und Hölle erlebt. Ich war ein nie ein grosser Stephen King-Fan, vieles scheint mir zu ausgewalzt, zu sehr nach kalkulierten Mustern gestrickt, doch dieser kleine Roman vom Erwachsenwerden ist ein Juwel: der Grusel wohldosiert, die Figuren lebendig, keine Erkenntnis des Ich-Erzählers kommt grosspurig daher, alles dem Leben, der Liebe und dem Schrecken abgetrotzt.

Aber wie soll jemand, der 1973 (aus welchen Gründen auch immer) als das Ende der Kindheit erlebte, objektiv über einen Roman urteilen, der genau davon erzählt, von 1973 und dem Ende einer Kindheit? Beim Klassentreffen gingen dann noch, vor Mitternacht, Fotos von damals rum, wie wir Abiturienten über den Westenhellweg stromerten, oder uns auf dem Alten Markt entspannt zu Eis und Cola an einen Brunnen setzten. Die Bilder gingen mir seltsam nah. Und einer meiner alten „Klassenkameraden“, mit dem mich privat nie viel verband, erzählte an diesem Abend, so viele Jahre später, eine Geschichte, die ganz kurz war, beiläufig, und ohne Zierat. Die Geschichte wirkte deshalb noch trauriger. Er war auch einer der ersten, der ging, und ich hoffe, es geht ihm gut. Von diesem Klassentreffen (und den Ausflügen der Erinnerung) könnte ich noch ganz viel erzählen, und wenn mir jemand 25000 Euro zahlt, schreibe ich es nieder, auf 200 Seiten. Ehrlich. Die Deadline wäre der 30. März 2014. Es wäre natürlich auch eine Suche nach der verlorenen Zeit. Aber Sie können es preiswerter haben. Lesen Sie „Joyland“! Ein tolles Buch!


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