Manafonistas

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Ein treibender Rhythmus reißt die Tür auf ins Iron Paradise, wo die vom Mond Besessenen (so der ursprünglich geplante Titel des Albums) seit Ende der 80er Jahre warten mussten bis ihre archaische, ungefesselte Energie wiederveröffentlicht wurde. Ein Gemeinschaftsprojekt von Midori Takada, die uns dieses Jahr bereits ein Reissue des Monats lieferte, und Masahiko Satoh, die Lunar Cruise nach einer intensiven Auseinandersetzung mit afrikanischer, arabischer und traditioneller asiatischer Musik nach einer Tournee durch Afrika, den arabischen Raum und Europa im Studio einspielten. Ganz organisch verschmelzen hier Stammesrhythmen mit asiatischen Melodien, Jazzelementen und einem sehr eigenwilligen Synthesizerspiel zu einer Weltmusik, die an subtiler Programmatik und Kompositionsfertigkeit ein würdiges Pendant zu Jon Hassells gerade erst reflektierten Schaffens darstellt.

Während wir bei Through the Looking Glass noch in einem Sushirestaurant weilten, sitzen wir nun im Weltcafé Nahm, einem Ancient Palace, in dem die bunten verzierten Bodenfliesen einen Rhythmus vorgeben, der beim näheren Hinschauen in A Vanished Illusion übergeht, zu dem eine bizarre Jazz-Tahine serviert wird. Jyomuran transferiert einen afrikanischen Puls in den japanischen Winter (hierzu wird ein traditioneller japanischer Cocktail serviert, in dem kleine lebende Quallen mit einem Schuss Alkohol zum Leuchten gebracht werden) und Monody liefert einen verhuschten Stammesbolero hinterher. In „D“ wird Terry Riley zitiert, um dann schrittweise zerfallen zu dürfen und in Madorone im Nebel eines nur scheinbar süßlichen Shisharauches auf der abgenutzten Ottomane abzudriften. Die Faszination des Reduktionistischen beginnt in Chang-Dra auf einem Blech zu tanzen, durchläuft wellenförmige Eskalationen gleich einem uralten Drachenritual, zu dem vermeintliche Gewissheiten ins Opferfeuer geworfen werden. Nun sind wir bereit zum finalen Lunar Cruise, der letzten Reise der Mondsüchtigen, die mit kristallinen Jazz-Pianoklängen, Marimbatremolos und unirdisch leisen Halbgesängen verklingt. Stille ist es jetzt, nur der Mond leuchtet, halb wolkenverhangen, Spuren noch wie ein vergessener Wegweiser in mein Schreibzimmer …

 
 
 

 

 

 
 
 

Auf Vinyl und CD nun wieder zu moderaten Preisen erhältlich, dieses kleine Juwel des wunderbaren belgischen Labels „Made To Measure“, das in den 80er Jahren schillernde Exkursionen in den Grenzgebieten von Avantgarde, Pop und Post-Pop verbreitete. Im Falle von Yazuaki Shimitsu ist solche Musik für den Kommerz (Jingles, Mini-Soundtracks etc.) mit hintersinnig doppelten Böden nicht so paradox, wie es erscheint, und auch schon früher realisiert worden: die begrenzte Zeit, das zu bedienende, mögliche Objekt der Begierde, solche vermeintlich einengenden Auftragsarbeiten haben die Kreativität oft auf verlockende Abwege geführt, Sinn gemacht und (Be)-Sinnlichkeit hergestellt, in prägnanten Dosierungen. Eben nicht NUR skurril! Und wie gute Filmmusik kann sie sich von den bewegten Vorlagen lösen. (im comment one eine treffliche Besprechung von Alan aus „Modern Vinyl“)

 

2017 23 Sep

Japanese Jewels (4): Lisa

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Diesmal möchte ich von einem Album berichten, von dem ich rückblickend nicht mehr die geringste Ahnung habe, wie es in mein Leben kam. Manche Dinge stranden halt einfach irgendwo, treten in Erscheinung und bleiben. Bleiben, weil sie sich einfach als unerwartet und schön herausstellen. Wobei „schön“ hier keine aalglatte, sentimentale Grösse darstellt, sondern eine Art musikalisches Vexierspiel mit hohem ästhetischem Reiz. Da holt sich ein japanischer Rockmusiker, Masahide Sakuma, einen japanischen Viola da Gamba-Spieler und einen japanischen Blockflötisten und spielt Kammermusikstückchen, die irgendwo zwischen mittelalterlicher Musik aus streng japanischer Perspektive, experimenteller Elektronik, meditativen Drones und einer grandiosen Interpretation der Titelmelodie des Dritten Mannes (in Moll!) zu verorten ist und trotz der vielen subtilen Ecken und Kanten eine ungemein friedliche Atmosphäre hervorbringt, die nur in einer bislang unentdeckten musikalischen Parallelwelt angesiedelt ist. Produziert hat das Seigen Ono, von dessen eigenen Alben noch ein andermal zu berichten sein wird. Kleine, raffinierte Miniaturen, die über 30 Jahre nach ihrem Erscheinen und nach unzähligem Hören nichts von ihrem Reiz eingebüßt haben und ich zudem bei jedem weiteren Hören noch etwas entdecke, das mir bisher verborgen blieb, so als ob sich diese Musik über die Zeit ganz langsam verändert haben könnte und sich subtil an meinen Klangerfahrungen vorbeischleicht, um beim nächsten mal zwischen den Noten die Frage zu stellen, ob ich wirklich glaube es jemals kennen zu können …

 
 
 

 

Zur japanischen Woche soll heute eine besondere Spezialität serviert werden. Wir treten durch das Spiegelkabinett in das kleine japanische Restaurant, wo verstörend leise zum Studium der Speisekarte die seltsam perkussive Musik des Mkwaju Ensembles gespielt wird. Ein feiner Senchatee wird serviert und es gibt einen Seetangsalat mit Sesam zur Vorspeise und schon beginnen wir mit Henri Rousseau zu träumen. In früheren Kommentaren hatte ich schon angedeutet, dass wir vielleicht über Fairlights, Mallets and Bamboo sprechen sollten. Leise aber, damit das Träumen nicht gestört wird und vielleicht noch klarer werden kann. Denn da ist etwas versteckt, dass erst kürzlich wieder hinter den Spiegeln aufgewacht ist und langsam mit einem hypnotischen Rhythmus in unser Bewusstsein kreuzt (Crossing). Quasi wie die optische Rhythmik auf einem Sushiteller, der mit Wasabi und Gari eine gewisse Schärfe erreicht, loopend wie die Bänder beim Sushi-Circle und mit Overdubbing, bei dem die genussvoll entstandenen Lücken immer wieder aufgefüllt werden und das Band nie leer zu werden scheint. Aber ist das nicht reine Augenwischerei (Trompe-l’oeil) zu den reduzierten Klängen einer kleinen Holzorgel, Glöckchen und einer leeren Colaflasche? Zeit für eine Udon-Nudelsuppe und zum Nachdenken:

 

When I thought about it in retrospect, all the tracks actually have the same concept. The only subtle difference from track to track were the techniques I experimented with, and yet the main theme of the music on this album was the notion of time and body, of physicality. While approaching this idea in a multitude of variations, I wanted to understand how my physical body would react.

 

Während dessen hat im Hintergrund die Musik angezogen, Fahrt aufgenommen und sich in den Vordergrund gearbeitet, nein sich zur Summe der Katastrophe emporgeschwungen und beginnt heftiger zu oszillieren, dichter zu werden. Multirhythmisch – Steve Reich würde das Herz aufgehen. Das Gespräch ist verstummt und jeder im Raum versteht spätestens an diesem Punkt, warum andere über 600 Euros für dieses kleine Wunderwerk bezahlten bevor es wieder neu aufgelegt wurde. Ein Album, dass 1983 fast keine Beachtung fand bei seiner Veröffentlichung. Das in bloßen zwei Tagen eingespielt wurde und sich aus Mangel an finanziellen Mitteln durch konsequentes Overdubbing auf wenigen Tapes auf seine künstlerische Höhe auffaltete.

Der Ober trat an den Tisch, verneigte sich in vollendeter japanischer Diskretion und Höflichkeit und fragte, nachdem er einen kurzen Vortrag zur mathematischen Präzision und dem damit verbundenen Versuch jeglichen persönlichen Ausdruck hinter dem Klang zum Verschwinden zu bringen gehalten hatte, ob ein Nachtisch gewünscht werde. In die Stille hinein bot er einen japanischen Eisbecher zur Abrundung des Gesamterlebnisses an – bestellt!

In der Porzellanschale kamen drei Kugeln wunderbaren Speiseeises: eine apricotfarbene, eine grüne und zu meinem leichten Befremden eine graue Kugel. Nein, er wolle nichts dazu sagen, um die Geschmackserfahrung nicht durch Vorwegnahmen zu schmälern. Nie hätte ich gedacht, dass apricotfarbenes Misoeis so köstlich, grünes Algeneis so unfassbar esoterisch und graues geröstetes Sesameis so erdend seien könnten. Die Sinne waren nun endgültig überwältigt und wer schließlich wieder mühsam durch die Spiegel zurück in die Welt, aus der er kam gefunden hatte, weiß: es wird nie wieder dieselbe sein wie zuvor. Nie wieder.

 
 
 

 

2017 30 Apr

Japanese Jewels (2): async

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And this I dreamt, and this I dream

 

And this I dreamt, and this I dream,

And some time this I will dream again,

And all will be repeated, all be re-embodied,

You will dream everything I have seen in dream.

 

To one side from ourselves, to one side from the world

Wave follows wave to break on the shore,

On each wave is a star, a person, a bird,

Dreams, reality, death – on wave after wave.

 

No need for a date: I was, I am, and I will be,

Life is a wonder of wonders, and to wonder

I dedicate myself, on my knees, like an orphan,

Alone – among mirrors – fenced in by reflections:

Cities and seas, iridescent, intensified.

A mother in tears takes a child on her lap.

 

Miniaturen. Essentiell. Auf das Wesentliche reduziert. Ein Spiel mit bekannten Instrumenten, vorbeigelaufenen Geräuschen, unbekannten Perspektiven. Intim und sehr persönlich. Ein Spiel mit A-Synchronizitäten, Primzahlen, Chaostheorie und Quantenphysik und nicht zuletzt der Unschärfe von Musik, Klang und Geräusch. Warm und beiläufig. Ein Soundtrack zu einem unbekannten Tarkovsky-Film. Inspired by nature. David Sylvian gibt ein Lebenszeichen von sich und trägt das Gedicht von Arseny Tarkowsky vor. Unikate. Ein bisschen wie die Jane-Stücke von Harold Budd. Aber ausgearbeiteter. Subtiler. Tiefer. Abwechslungsreich und doch ein homogenes Ganzes. Und eigen, einfach sehr eigen. Async.

 
 
 

 

2017 13 Apr

Japanese Jewels: Rice Music

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Über die vergangenen Jahre hat sich viel Musik aus den unterschiedlichsten Kulturen bei mir angesammelt, wobei der größte Teil irgendwo aus den Regionen zwischen dem vorderen Orient und Fernost herkommt, einiges natürlich auch aus Afrika. Dabei haben mich die unterschiedlichen Formen des Empfindens und Ausdrucks am meisten fasziniert, weniger die Frage, ob es sich hierbei um eher traditionelle oder moderne Musik handelt. Unter der Rubrik „Japanese Jewels“ werde ich in loser Folge einzelne Alben oder Musiker/Bands vorstellen, die ihre Wurzeln in Japan haben oder zumindest eine Verbindung zur japanischen Kultur haben. Vielleicht hatte mein erster Beitrag in diesem Blog über Ryuichi Sakamoto schon einen leicht programmatischen Hauch, was aber nicht heißen soll, dass ich ein Freund einseitiger Vorlieben wäre.

Wie genau es kam, dass ich Anfang der 80er irgendwann Masami Tsuchiya’s Rice Music in den Händen hielt und diese androgyne lufthostessenartige Gestalt mich von dem Cover in waviger Kühle aus einem puristischen Renaissancezitat anschaute, kann ich heute nicht mehr sagen. Irgendjemand musste sie in unsere WG mitgebracht haben, wo es damals mangels jedwelcher regionaler Alternativen oftmals wilder zuging wie in einem Jugendzentrum (was es nicht gab) und die Vordertaunusszene hochfrequent bei uns ein- und ausging.

Kaum auf dem Plattenteller merkt man bei einigen ganz wenigen Neuigkeiten sofort, dass es sich um etwas ganz Besonderes handelt. A new lifer. Dieses hochkarätig besetzte erste Soloalbum Masami Tsuchiya’s, der noch kurz zuvor bei Japan auf deren letzten Tourneen als Gitarrist ausgeholfen hatte und sich dann gleich die Unterstützung von Mick Karn und Steve Jansen für sein eigenes Projekt holte, verbreitete mit den ersten Takten bereits eine magische Stimmung, die zwischen einer japanischen Variante des New Wave, funkigen Passagen und etwas ganz Eigenem treibend oszillierte. Aber auch die Beiträge von Bill Nelson, Ryuichi Sakamoto und nicht zuletzt Percy Jones verschmelzen zu einem abwechslungsreichen organischen Ganzen, in dem jedes Stück mit neuen Überraschungen aufwartet. Beispielsweise dem japanischen Rhythmusempfinden in Passagen, die sonst auch einmal an Talking Heads in ihren besten Zeiten erinnern könnten in Se!Se!Se! oder in Kafka. Oder etwas melancholisch an Japan in Night in the Park. Danach sollten noch einige weitere Soloalben folgen, die aber trotz einzelner überragender Stücke nie wieder das geschlossene kreative Niveau von Rice Music erreichten. Es sei denn mit seiner Band Ippu Do, der an dieser Stelle noch zu einem anderen Zeitpunkt ein paar Zeilen gewidmet werden sollen.

 
 
 

 

 

Ist es nicht oft so, dass man ab einem gewissen Alter in die Jahre gekommene Alben mit bestimmten Momenten des eigenen Lebens verknüpft? Wenn die Affektladung der Musik einst nur genügend hoch war. Das passiert ganz von allein, auch, weil es eine Freude ist, bestimmten Alben neu zu begegnen, und zum Glück ist es oft weitaus mehr als eine nostalgische Anwandlung. So etwa gestern Abend, mit Spotify und Sonos Move. Zwei Freunde, eine Viererrunde, tiefe Wolken ohne Regen, ein Knüppelchen (von der Eifeler Prüm-Bäckerei, bei 180 Grad 20 Minuten im Ofen, mit Olivenöl und Salz), Camembert, 2 Flaschen Scooter (2016, von Molly Dooker), Gregors alter Dekanter, und draussen bis Mitternacht (manchmal stand die Zeit auch still), zwei Alben nonstop, die Musik kam aus dem Apfelbaum, J. J. Cale, „Naturally“ und „Troubadour“.

 

Die Alben von J.J. Cale waren stets hervorragend produziert – was ein Remastering wohl bei ihnen zuwege bringen würde? Wer die 2013er SHM-CD-Version von „Naturally“ besitzt, möge sich melden. Hier nun zehn Alben, die in der ersten Jahreshälfte zu meinem herausragenden Archiv-Ausgrabungen und „reissues“ zählen – manche kannte ich, manche wurden zum ersten  Mal einem grösseren Kreis vorgestellt. Und eine davon erschien erst gestern, ich war hin und weg, als ich sie bei einer Yoga-Übung in Düsseldorf, im Hintergrund, und danach, im Vordergrund hörte. Und ich bin kein Hinduist, und nie ein zeitweiliger Ashram-Bewohner gewesen. Es macht übrigens Sinn, die Alben „Desertshore“ von Nico und Alice Coltranes meditative Klänge mal nacheinander zu hören. Richard Williams hat für „Mojo“ eine ausführliche wie substanzielle Rezension geschrieben.

 

Die erste „Roots“-Compilation, aus dem Hause Soul Jazz Records, nun zum Zwanzigjährigen in blauem Vinyl neu aufgelegt, gehört eigentlich auch in diese illustre Runde, und wäre an manchen Tagen meine Nummer Eins. Nehmen Sie also kurzfristige persönliche Anwandlungen nicht zu ernst, ich schätze all diese Alben sehr, und nahezu gleichermassen. Ich wollte halt auch ein besonders breites Feld aufstellen – an den zwei Alben von und mit Don Cherry führte allerdings kein Weg vorbei.

 

1. Don Cherry’s New Researches: Organic Music Theatre: Festival de jazz de Chateauvallon 1972 / 2. Alice Coltrane: Kirtan – Tiriya Sings / 3. Benjamin Lew & Steven Brown: La douxième journée (Made to Measure) /  4. Don Cherry: The Summer House Sessions / 5. Annette Peacock: X-Dreams / 6. Culture: Children of Zion / 7. Beverly Glenn-Copeland: Keyboard Fantasies / 8. Tiziano Popoli‘s  Burn The Night (Bruciare la Notte): Original Recordings (1983-1989) / 9. Soul Jazz Records presents Cuba: Music And Revolution 1975-85 / 10. V.A. – Heisei No Oto: Japanese Left-field Pop from the CD Age, 1986-1989 (zu dieser Japanmusik wird in diesem Jahr bestimmt noch eine Folge unserer Reihe „Japanese Jewels“ erscheinen.)

 

2021 24 Mrz

ECM Podcast No. 2

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In den ersten Monaten des Jahres gab es schon eine ganz Reihe beeindruckender Musikalben – nicht zuletzt ECM Records trug zu einem reichhaltigen Musikwinter 20/21 bei, u.a. mit neuen Werken von Trio Tapestry, Shai Maestro und Nik Bärtsch. Hier ein Link zu einem Podcast von ECM, in dem sich der israelische Pianist zu seinem aktuellen Album „Human“ äussert. Joe Lovano ist im podcast no. 1 zu hören. Das wird es noch lange nicht gewesen sein: Pianisten / Pianistinnen  als hochkreative „sidewomen“ oder „bandleader“: das wird sich auch auf neuen Alben von Thomas Strønen und Vijay Iyer fortsetzen, ganz gleich, ob mit oder ohne podcast. Bei Thomas Strønen gehört Ayumi Tanaka zu einem Trio, das uns über das Konzept der Reduktion neu nachdenken lässt, Vijay Iyers Band dagegen präsentiert, auch ohne Gitarre, ein „power trio“ der Extraklasse. Beide Alben stelle ich in den Klanghorizonten am 17. April vor. Ayumi Tanaka wird im Laufe des Jahres bei ECM ein Album als Bandleaderin vorstellen, das sich wahrscheinlich in unsere Reihe mit „Japanese Jewels“ bestens einfügen wird.

 

5. Terje Rypdal: Terje Rypdal / What Comes After / Whenever I Seem To Be Far Away / Descendre (ECM reissues autumn 2020) 

 

6. Joni Mitchell:  Archives – Volume 1 (The Early Years 1963 – 1967)

 

7. Beverly Glenn-Copeland: Transmissions (The Music of Beverly Glenn-Copeland)

 

8. Hiroshi Yoshimura: Green

 

 

This batch of four cd‘s is nothing less than classic Rypdal: some of his cornerstones from the 70‘s build a road from adventurous beginnings to early classics with a variety of approaches and the most personal sound. Rock‘s ancient riffs meet Free Jazz and Fusion all along a Nordic landscape that knows french horns, violas, terrific trombones and a new kind of classiscism.

 

There are good reasons not to dive deep into the beginnings of Joni – if you want her masterpieces! Then go immediately to Blue, go to Court and Spark, go to Hejira, go to Mingus. Here you find early tape recordings, surprising radio and live performances, insecurities, a brave heart and, for sure, essential steps to open guitar tunings, some songs that would unfold their intricacies in years to come. Here you find raw atmospheres, delicate moods, a young woman fighting for her vision in a folk scene that‘s  a bit obsessed with looking backwards.

 

I never came across the name of Beverly Glenn-Copelland before. But over the years I made some discoveries in the new age world. There have been interesting explorers in the genre that‘s so close to spirituality and the Great Beyond that it can easily be too sacred, too holy moly for agnostics. But then there are artists like Beverly who just follow their vision across most disparate genres, from keyboard fantasies to singalong gospels. If the charm works, all labels are gone.

 

Bei Green geht es nicht um frühe ökologische Klangverkompostung, sondern viel mehr, wie in Yoshimuras gesamtem Werk um shizukesa, was sich nur annäherungsweise als subtiles Konglomerat von Heiterkeit, Gelassenheit, Ruhe und Stille verstehen lässt und seine weiteren darin verborgenen Nuancen sich am besten beim Hören erschließen.“ So sagt es Uli Koch in seiner Reihe „Japanese Jewels“, und nun liegt bei Light in the Attic endlich die Ur-Ausgabe dieses Ambient-Klassikers aus Japan vor. Endlos hörenswert

 

Oben rechts steht es: wer sich auf diese Seiten einlässt, findet sich beyond mainstream wieder. Wer aber glaubt, bei den Manafonistas endlich einem mainstream entronnen zu sein, irrt vielleicht.

 


 
 
 

Ein snowflake – passend zum Vorweihnachtsabend. Es zeigt, wie es sich mit Mainstreams verhalten kann. Die Struktur des Großen kommt im Kleinen erneut zum Vorschein. Nach meiner Wahrnehmung hat ECM einen gehörigen Anteil am musical mainstream des manafonistischen Blogs. Die abgebildete Schneeflocke ist ein sog. Koch Snowflake. Es ist also an der Zeit, in Richtung Uli Kochs Beitrag abzubiegen.

Ich empfehle den Lesenden bei Ulis Beiträgen die Augen zu spitzen, denn nicht selten führen sie in Gefilde beyond the manafonistic mainstream, derart, dass ein Leser einst die Frage stellte „lieber Uli, wie kommst du nur zu solchen Platten?“ Ohne Ulis Seitenblicke hätte ich folgende Perlen – um nur einige zu nennen – nicht wahrgenommen:

 

Salyu

Midori Takada

Japanese Jewels

Erik Truffaz

 

Jetzt darf ich Sven Kacirek und Olith Ratego hinzufügen, zwei Namen, die mir erst am 20. Dezember bekannt geworden sind. Zum Album ODD OKODDO hat Uli das Wesentliche gesagt. Kacireks Anteil an diesem Album ist bemerkenswert. Die Sounds sind nicht elektronisch generiert. Es handelt sich um Samples, die oft zu Loops werden. Die rhythmischen Patterns sind von elegant groovender Leichtigkeit, nichts Maschinenhaftes merkt man ihnen an – erstaunlich. Dass Sven Kacirek der Musik Olith Rategos mit hohem Respekt begegnet, spürt man bei jedem Stück des Albums. Die Klanggewänder, die er um die Gesänge Oliths webt, sind voller afrikanischer Muster.

 

Sven Kacirek entwickelt seine Musik immer mit den Trommelstöcken in der Hand. In Kacireks Stücken hören wir jedoch kaum noch das klassische Drumset, stattdessen trommelt, schlägt und reibt er auf kleinen, leisen Dingen wie Papier, Holz und Glas. Sein Sound besteht dabei aus mehr als nur präsenten Beats: Sämtliche Elemente eines Stücks bis hin zur Melodie sind aus kleinen perkussiven Mustern zusammengesetzt, die lässig geschichtet werden. Obwohl er dabei keinerlei Synthesizer verwendet, klingt das bisweilen so elektronisch, dass man für Sven Kacirek den eigentlich widersinnigen Stilbegriff Akustische Elektronika erfinden könnte. Viele seiner Ideen entstehen aus Live Konzerten, in denen er sich selbst mit Samplern multipliziert, voller Ruhe improvisiert und sehr elaborierte Patterns generiert. Bei solch einer Liebe zur Perkussion ist es nur nachvollziehbar, dass er mehrfach nach Kenia reist, um dort mit lokalen Musikern und deren Instrumenten zusammen zu arbeiten.

Quelle: www.pingipung.de

 

Dieses Jahr hatte ich zwei weitere beeindruckende Begegnungen mit Musik aus Afrika. Am 23. Oktober hörte ich Habib Koité live bei den Kulturwelten. Die Besetzung: Gesang, Banjo, Gitarre, African Percussion, Keyboard (vorzugsweise als Balafon-Ersatz). Koité spielte Musik, die sich Einflüssen westlicher Popmusik weitgehend verweigerte.

Just am 19. Dezember, einen Tag bevor Ulis Beitrag erschienen ist, lernte ich den Banjo-Spieler Béla Fleck kennen. Nein, nicht persönlich, sondern auf Grund einer mir zufällig über den Weg laufenden Rezension. Dem Banjo, besser gesagt der Musik, die sein bevorzugter Lebensraum ist, konnte ich nie viel abgewinnen. Vielleicht kann Lajla etwas beitragen, vielleicht ist ihr Béla Fleck kein Unbekannter.

 
 


 

 

I like Bela Fleck’s music, originality and eclecticism very much, but this one stretched me just too far. Whilst I don’t doubt the authenticity of the pieces on this CD, they clash too much with my west European ears.

Quelle: Kundenrezension Amazon

 

So ergeht es sog. Weltmusik, wenn sie sich nicht dem westlichen Geschmack unterwirft. Was diesen einen Hörer abschreckt, zieht mich magisch an. Nach kurzem Anhören bei Spotify habe ich das CD-Album bestellt und einen Tag später bereits erhalten. Obwohl es schon im Jahr 2009 veröffentlicht wurde, ist es mein Album des Jahres 2019. Aber seit Astrid Nischkauers Rehabiltitierung des „Rückblicks“ habe ich meine spärlichen Bedenken vollends abgelegt. Mit der CD – nicht über Streaming Dienste! – erhält man ein umfangreiches Booklet, welches den Wert der Edition erheblich steigert.

 

First, I’d like to welcome you all to this, the most ambitiuos and complex project I have attempted to date.

The idea has been residing in my subconscious for so long. I don’t even know exactly when it started. Perhaps it was when I discovered where the banjo originally came from, and from hearing field recordings throughout the years – of tantalizingly beautiful music from Africa.

I developed the suspicion that some of the greatest acoustic music on earth is hidden in the small villages in Africa. Somehow it didn’t seem to be making it out into my world, and even when amazing field recordings were made, how could I find out about them?

Quelle: Béla Fleck, aus Booklet Album Throw Down Your Heart

 

Man hat inzwischen sicherlich erkannt, was Sven Kacirek und Béla Fleck verbindet. Beide bereisten Afrika, beide zollen der Musik, die sie dort kennenlernten höchste Bewunderung, beiden gelingt es, nicht wenig von der Seele und den Strukturen dieser Musiken zu begreifen. Béla Flecks Banjo klingt, als hätte er nie etwas anderes als afrikanische Musik gemacht.

Flecks Reise nach Ost- und Westafrika ist dokumentiert in einem auf DVD erschienenen Film. Die DVD ist vergriffen und nur noch sündhaft teuer erhältlich. Mag sein, dass die Tonqualität der CD eine bessere ist. Ein besonderes Erlebnis ist es jedoch, den Musikern bei ihrer Arbeit zuzusehen.

„Abbey Road“ wird dieses Jahr bestimmt nicht das letzte Mal in einer „Neuausgabe“ erschienen sein. In 50 Jahren legt uns die Musikindustrie vermutlich eine weitere Jubiläums-Ausgabe auf den Ladentisch. Ob da noch jemand „Throw Down Your Heart“ gedenkt?

 

BEYOND beyond mainstream MAINSTREAM

 
Addenda in comment#1


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