Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

you have searched the Manafonistas for ‘ last hurrah’.

Suchergebnisse

HP Gundersen kennt kein Mensch hierzulande. In Norwegen ist er ein renommierter Produzent und Musikenthusiast. Seine besondere Liebe gilt dem weiten Feld der „Americana“, von den „medicine shows“ der Dreissigern bis zu Joni Mitchells Meditationen über „Blue“ in den Siebzigern. Es kommt einem tatsächlich so vor, als wäre dieser Herr Gundersen so tief in alte Lieder und Stories eingesunken, dass er, wie ein guter Archäologe, lauter seltene Objekt an die Oberfläche befördert: eine alte Gitarre von Stephen Stills, ein Nummernschild der Rostlaube von Hank Williams, oder – Sammlerstück (!) – eine verkratzte Ausgabe von Neil Youngs „Time Fades Away“. Überall dröhnt und summt und schimmert etwas; nach einiger Zeit fragt man sich, ob man tatsächlich nüchtern auf diese Reise gegangen ist. Die drei Songs, die wie ein einziger unendlicher Klangteppich daher geweht kommen, basieren auf modalen Gitarrenstimmungen, die sanfte Dröhnugen erzeugen und jede Ecke der Kompositionen mit einem Geflecht aus Raga-Sphären, Country-Flair und Pop-Finesse ausleuchten. Dabei geht alles extrem luftig und entspannt zur Sache. Die Sängerin heisst Heidi Goodbye – auf den Künstlernamen muss man erst einmal kommen. „Spiritual Non-Believers“ ist ein Kaleidoskop der Farben und Schwingungen. Deja-Vues sind wahrscheinlich, sie kommen aber immer doppelt oder bündelweise, so dass man bei jeder noch so flüchtigen Erinnerung gleichzeitig in diversen Jahrzehnten unterwegs ist. Wem das auf Dauer zu anstrengend ist, kann sich diesem „letzten Hurra“ ruhig blindlings anvertrauen. Ist ja auch nicht so wichtig, woher man die Klänge nimmt, sondern wohin man sie transportiert! (Rune Grammofon)

 

„One of the joys of Licorice Pizza is the way that things just happen – bizarre incidents that seem to go nowhere, elaborate set-ups for punchlines that never come – yet they leave you hooked from start to finish. Anderson depicts ’70s Californian suburbia as the last hurrah of ’60s naivety, and the soundtrack – Taj Mahal, Wings, yet another sublimely counter-intuitive Jonny Greenwood score – adds to the sometimes perplexing magic. It’s a joy, and the sort of film that like a great LP – it’s named after a Californian record store – you’ll want to play over and over.“

(Jonathan Romney)


Am besten den Film sehen, ohne sich vorher „schlau“ zu machen. Wäre eher doof, sich nicht überraschen zu lassen. Und wie leicht könnte man sich verzetteln, im Vorfeld, bei all den Verweisen und Anspielungen. Hintergrundinformationen können das Erleben torpedieren. Wer nur auf den Subtext aus ist, verliert den Thrill aus den Augen. Ein neuer Lieblingsfilm? Viellecht – abwarten auf das zweite und dritte Sehen. Aber – was für ein Sog! Und doch die alte Story: boy meets girl (or woman.) In altem Breitwandformat gedreht, was auch nicht mehr viele Kinos zeigen können,  und eine grossartig verwirbelte Geschichte. Wir sind in den Siebziger Jahren. Im Valley. Und, meine Güte, es ist eine ganz besondere Welt mit vielen Details aus der damaligen Zeit. Eine Inspiration fraglos „American Graffiti“. Und wie hat sich wohl die enorme Menge des Materials auf den Schreibprozess augewirkt? 

 

„Hier geht es definitiv nicht darum, zu schreiben und zu sehen, wohin es einen führt. In diesem Fall habe ich tonnenweise Munition und einzelne Teile, über die ich lange, lange Zeit nachgedacht habe, und ich habe versucht, lange darüber nachzudenken, bevor ich anfing, etwas darüber zu schreiben, was ein ziemlich gesunder Weg sein kann, wenn man die Geduld aufbringen kann. Normalerweise will man an Heiligabend einfach nur seine Geschenke aufreißen. Ich war diszipliniert und habe mit der Niederschrift gewartet, bis ich es mehr oder weniger durchdacht hatte. Der Trick dabei ist, dass man immer noch einen gewissen Spielraum für Entdeckungen haben muss, denn was nützt das sonst? Ich würde mich langweilen. Ich skizziere es nicht wirklich und setze mich hin und schreibe. Ich arbeite aus dem Gedächtnis und in Gedanken. Ich erinnere mich daran, was passieren muss: Ich muss von hier nach hier kommen, es gibt diese Episode, die ich interessant finde. Worauf steuere ich zu?“

(Paul Thomas Andersen)

 
Wenn Rune Kristoffersen Ende der Neunziger nicht einfach angefangen und losgelegt hätte …

Wenn Rune Kristoffersen nicht weitergemacht hätte …

Wenn Rune Kristoffersen nicht auf Kim Hiorthøy gestossen wäre …

Wenn Rune Kristoffersen und Kim Hiorthøy sich nicht zusammengetan hätten …

Wenn Kim Hiorthøy nicht all die verrückten Grafiken zu Album-Covers gemacht hätte, ….
 
 
Was hätten wir heute nicht? Gar nicht oder anders? Mein erstes Rune-Album war, glaube ich, Nils Økland. Das war einfach was ganz anderes, eigenes. Ein neues Gefühl, mysteriös und sehr greifbar zugleich war Rune. Wie frische Spuren im Schnee. Opsvik&Jennings, dann natürlich Arve Henriksen und Supersilent. Dieser Umgang mit Farben auf den Covern. Die Mikro-Typographie und die namenlosen CD-Scheiben, nur farblich auseinanderzuhalten. Wie Holzhäuser ohne Nummer und Namensschild.
 
 
Ett hundre og femti album. Hundertundfünfzig Alben (weiter sind wir). Es gibt noch was zu tun.
 
 
Diese gut gestaltete Vinyl-Schachtel auf den Schlitten! SAILING TO BYZANTIUM. Eine Schachtel mit 4 verschieden- farbigen 10 Inch Vinylscheiben in tollen bedruckten Papphüllen, einem Faltblatt mit ausgesprochen lesenswertem ausgiebigen Gespräch zwischen Rob Young, Rune Kristoffersen und Kim Hiorthøy und einem wunderbaren Poster. Einmalige Auflage von 500 Stück!
 
 
 

 
 
 
Auf den Hüllen und der Schachtel Bildelemente von Hiorthøy: es sind Objekte und keine Objekte, es sind Photographien von Objekten und keine Photographien, sie ähneln Exotika-Bildkunst, sind aber ganz und gar keine Exotica. Es sind menschliche Gestalten, und auch wieder keine. Es sind Szenen und keine. Anklänge an Art Brute, aber aus Papier oder Wolle. Where is the way out? Do we need a way out? Die Schachtel, sie ist auch ein Spielzeugkasten wie früher.
 
Tracks
 Hedvig Mollestad Trio – Sing, Goddess
 – Bushman´s Revenge – As We Used To Sing (Live) – 
Scorch Trio – Kjøle Høle
 – Motorpsycho – Year Zero (A Damage Report)
- FIRE! – Your Silhouette On Each (Without Noticing) – 
Elephant9 – Hardcore Orientale
 – Phaedra – Honeydewed Autumn – 
Jenny Hval – Blood Flight
 – The Last Hurrah!! – The Lonely Whistle Call – 
Hilde Marie Kjersem – That Day In The Shower
 – Tove Nilsen – Jordan
 – Sidsel Endresen & Stian Westerhus – Drawing An Arc
 – Maja Ratkje – Intro – 
Alog – Baklandet
 – Espen Eriksen Trio – In The Woods – 
Nils Økland – Blond Blå
 – Arve Henriksen – Silver Box

2013 17 Jul

Vierte Auslese (2013)

Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

1) Marsen Jules Trio: Presence Acousmatique ***** (Kühle Sinnlichkeit, kaum fassbare Schönheit; der unerforschte Raum zwischen Harold Budd, Morton Feldman und anderen Reduktionsmeistern) 2) Seaworthy and Taylor Deupree: Wood, Winter, Hollow ***** (So die Welt zu hören, macht Lust aufs Fremde im Vertrauten, die Rückkehr des Hydrophons, und andere Winterträume) 3) Teho Teardo & Blixa Bageld: Still Smiling **** (Dunkler Spott, unedle Elegie, schwarze Eleganz) 4) National Jazz Trio of Scotland: Standards, Vol. 2 **** (VÖ: 6. September. Wundersame Miniaturen, kein Jazz, kein Trio, keine Standards, sweet nothings made by Bill Wells) 5) Wardruna: Yggdrasil **** (Archaische Runenforschung mit nordischem Stimmentheater, der Sprache des Schnees, und Trance-Drummng) 6) Chris Watson: In St. Cuthbert’s Time **** (Naturschauspiele auf einer Insel nahe Northumberland) 7) Hailu Mergia: Hailu Mergia and His Classical Instrument **** (Ein Äthiopier träumt in den USA und ganz allein von alten Zeiten) 8) Roscoe Mitchell: Duets with Tyshan Sorey **** (grossartige Improvisationskunst ohne eine verschenkte Note) 9) The Last Hurrah!: The Beauty of Fake **** (Die West Coast-Enthusiasten aus Norwegen treffen auf die chinesische Zither und andere Exotica) 10) Motorpsycho: Still Life With Eggplant **** (Eine sympathische Zeireise in die hohe Zeit des britishen Prock Rock mit jeder Menge Frischluft) 11) Geir Jenssen: Stromboli *** 1/2 (Von der heimischen Eisscholle ins Reich der Vulkane, jede Tonaufzeichnung auf eigene Gefahr!) 12) The Duckworth Lewis Method: Sticky Wiggets *** 1/2 (Statt grosser Dramen feiner englischer Pop zum weiten Feld des Cricket-Sports, mit dabei Mr. Neil Hannon)

2013 18 Mai

Mit Spannung erwartet

Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

 

 

Die alten Meister schweigen vorerst. Brian Eno reist von Vortrag zu Vortrag, von Ehrung zu Ehrung, und ist derzeit einen Monat lang in New York (glaubt jemand ausser mir allen Ernstes, wir werden noch ein Songalbum von ihm bekommen?), Robert Wyatt lebt mit Alfie zurückgezogen in Louth (und ich stelle mir vor, er hört in diesen Tagen alte Platten von The Blue Notes und Kevin Ayers), Scott Walker sieht man zuweilen im Hyde Park (er hat ein neues Lied im Kopf, aber wieder werden Jahre vergehen, bis das nächste Meisterwerk erscheint), von David Sylvian hört man nichts (und es ist zu hoffen, dass die dunklen Himmel von „Wandermüde“ (ein Mathieu/Sylvian-Opus) nicht den letzten fallenden Vorhang bilden.) Mark Hollis ist sowieso schon abgetaucht, manchmal geht er noch zu einem Heimspiel der Spurs. Was also bleibt, ist die Vorfreude auf Alben von jüngeren Künstlern, deren Klasse, Skurrilität und Fantasie mal im Verborgenen blühen, mal grössere Kreise ziehen. So bin ich zum Beispiel gespannt auf folgende Werke, deren Veröffentlichungen im Mai und Juni anstehen, von The Last Hurrah (norwegische Hippies auf der Suche nach der Americana-Zauberformel),Boards Of Canada (werden sie noch etwas Unerhörtes zuwegebringen?), Tunng (möge Mike Lindsay an die Form von „Good Arrows“ anknüpfen!), und bei dem Liederreigen von Teho Teardo und Blixa Bargeld (eigentlich schon ein Altmeister) vermute ich schönste Melodramatik!

1) Brian Eno and the words of Rick Holland : Drums Between The Bells

Eno macht immer noch Musik, die, wie die Engländer sagen, “groundbreaking” ist. Und die Musikkritik hinkt gerne wieder hinterher. Lyrikvertonungen der besonderen Art. „Old School?“ „No, cuttin´edge!“   

2) Bill Callahan: Apocalypse

Er könnte der Sohn von Cormac MacCarthy sein. Für diese Songs ist das Wort „lakonisch“ erfunden worden. Großartige Kurzgeschichten aus dem Land der Viehtreiber und „Drifter“. Wenn Karl Bruckmaier und ich schon mal einer Meinung sind, sollten Sie das ernst nehmen.

3) PJ Harvey: Let England Shake

Verstörendes England, Totenbilder, Gesänge aus dem Hinterland. Die beste Platte, die PJ Harvey je gemacht hat.

4) David Sylvian: Died In The Wool – Manafon Variations

Verstörende und unheimliche Reisen jenseits von Groove und Schlagwerk. Ernste Musik mit einem Herz, das schlägt!  Konservative Fans  vermissen den Schweiss und den Biss und die alten Zeiten.

5) Craig Taborn: Avenging Angel

Eine unendliche Welt im Klavier: Taborn beginnt mit einer Idee und fesselt durchweg mit dem Gegenteil von Geschwätzigkeit. Und er geht der Schönheit nicht aus dem Weg, wenn sie ihren Schleier hebt. Hoch-Energie-Zonen!  

6) Bon Iver: Bon Iver, Bon Iver

Die Wiederkehr des Sängers der Zwielichtzonen. Nichts an den neuen Liedern ist griffiger geworden. Man weiss selten genau, wovon er singt, aber man kann sicher sein, in diesen „Heimatgeschichten“ verschwindet das Idyll. Ein Lob der Falsettstimme.  

7) Josh T. Pearson: Last of the Country Gentlemen

“Americana” pur. Wer das nicht mag, nennt es “Winseln” und “Jammern”.  Manchen  stehen die Haare zu Berge, bei diesem  Zeitlupen-Folk des einsamen Gottessuchers. Gut zu hören auf dem Highway 61. Und nachts.

8) Meredith Monk: Songs of Ascension

Alles zieht hier nach oben, und die Vokalistin Meredith Monk zieht alle Register ihrer  „archaischen Avantgarde“. Transportiert den Hörer an Orte, in denen Reiseführer wenig hilfreich sind. 

9) Radiohead: The King of Limbs

Sie haben ihre Handschrift gefunden. Und verstören immer noch. Manche Bilder (wie der eines einsam in einem Waldsee Badenden) lassen an Stimmungen des Videokünstlers Bill Viola denken.     

10) Bernd Friedman / Jaki Liebezeit: Secret Rhythms 4

Die schönste Grooveplatte des Jahres. Die spannendste vorstellbare Monotonie. Hört man genau hin, lässt einen der Detailreichtum nicht mehr los. Suchtgefahr. Zeitloser Liebezeit.

11) Gillian Welch: The Harrow and The Harvest

“Ten Kinds of Sad”. Wenig Instrumente, alles rohfein. Völlig entspannt, sehr dunkel. Aber man braucht solch alte Geschichten noch, und alte Gitarren.   

12) Marilyn Mazur: Celestial Circle

Die Form ist nie gefesselt oder strikt – alles treibt ins Offene, der Ideenfluss ist immens. Produced by Manfred Eicher at Rainbow (it still works, after all these years!)

13) Riccardo Villalobos / Max Loderbauer: RE: ECM

Es gibt hier hinreissende Sphären, in denen der Rhythmus so luftig erscheint  wie die sakralen Stimmen ringsum. Der Transport von ECM-Samples in eine elektronische Welt glückt – meistens!   

14) Elbow: Build a Rocket, Boys! 

Elbow lassen den alten Spruch des Philosophen Gaston Bachelard aufleben: die Räume der Kindheit müssen ihre Dämmerung behalten. The Days of Wine and Roses, sepiafarben!  

15) King Creosote & Jon Hopkins: Diamond Mine

Ein Tag an einer schottischen Küste – hier ist der Fuchs begraben, wir landen in einem Lokal am Meer, und der alte Barde lässt den Super-8-Film laufen. Melodien zum Hinschmelzen.  

16) Stephan Oliva: Film Noir

Solo-Piano. Der französische Pianist geht über die landläufigen Klassiker des film noir hinaus. De Nacht  findet  sich überall –  Oliva arbeitet nicht mit dem Schrecken, sondern mit der Traurigkeit.

17) Six Organs of Admittance: Asleep on the Floodplain

Noch ein Spezialist für Kindheitserinnerungen: Gitarrenmann Ben Chasny führt uns in kalifornische Berge, und zeigt, wie erfinderisch man dem lieben Gott den Tag klauen kann.  

18) The Last Hurrah!!: Spiritual Non-Believers

Norweger verwandeln sich in Hippies, veranstalten eine Party, singen tottraurige Geschichten so, als wären sie eine Fahrkarte ins Paradies! Abgedrehte, großartige Hommage an eine verschwundene Zeit.

19) Jenny Hval: Viscera

Die Selbsterforschung des Körpers. Bizarr. Die Stimme klingt manchmal so, als würde sie elektronisch stimuliert. Dabei ist es nur ein altes Rezept der Samen. Und die Lust, die elektrische Zahnbürsten verbreiten können.    

20) M. Ostermeier: The Rules For Another Small World

Ein Wanderer durch ambiente Welten. Aber nichts wabert oder  tuckert sinnlos vor sich hin. Kleine Türen gehen auf, das Fremde lockt.  Fesselnde, abseitige Electronica mit Klavier, beseeltes Klingklang,   herrlich schlafmützig und gut ausgeschlafen zugleich!


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz