Ich habe vorhin zum ersten Mal in diesem Jahr ein Album von Anfang bis Ende durchgehört. Slowdive’s everything is alive, heute erschienen. Allerdings habe ich etwas geschummelt. Ich absolvierte mein 27 Minuten-Programm auf dem Ergometer, konnte also gar keinen Track skippen. Die restlichen 14 Minuten des Albums hörte ich dann hauptsächlich in der Dusche. Die Platte zieht einen rein, Shoegazing at its best. Mit leicht melancholischem Unterstrom, ein ruhiger Fluss, die Computertöne sehr dezent eingesetzt, aber natürlich gibt es auch Gitarren. In alife höre ich den Gitarrenklang von Robert Fripp. Viele schöne, oft süßliche Melodien, there is a harmony in my head. Filler habe ich keinen gehört.
Ein organischer Soundteppich, auf dem man wegschweben möchte aus dieser völlig durchgeknallten Welt. Eskapismus ist zwar auch keine Lösung, aber was bleibt einem im Moment anderes übrig. Neil Halstead, Rachel Goswell und die anderen Mitglieder der Band haben ihr bisher reifstes und wärmstes Album vorgelegt. Ich höre es gerade im 2. Durchlauf und es haut mich immer noch ziemlich um. Eins ist klar, scheint mir. Die Halbwertzeit dürfte recht kurz sein: Every further listen will yield diminishing returns. Wir bewegen uns hier auf dem schmalen Grat zwischen Schönheit und Kitsch. Ich glaube, man sollte es jetzt hören und nicht zu lange damit warten. Anspieltipps: das meditativ-wehmütige prayer remembered, das verspielte alife, das poppige kisses, das lockere skin in the game und das überirdische chained to a cloud.