on life, music etc beyond mainstream
2022 27 Jan.
Lajla Nizinski | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 3 Comments
Die Sprache reicht zur Verständigung nicht aus.
Maria Callas höre ich gerne an verregneten Sonntagmorgen, wenn die Sternstunde Philosophie wegen der Themenwoche ins Wasser fällt. Die Callas verspricht Drama und Tragödie, sie ist die von Richard Wagner modellierte Sängerin für seine Opern. Ihr Stimme ist hart wie Hera, Maria mochte sie selber nicht besonders. Mit ähnlich faszinierendem, antiwarmem Timbre sang Maria Farantouri, als ich vor ein paar Jahren in ihrem Konzert in Athen war. Diese beiden Divas sind von einer unnahbaren Entrücktheit, die bei mir Ehrfurcht auslöst. Hier in Paphos erlebe ich in den lokalen Clubs meist sehr talentierte Bouzouki Spieler, die meist Sängerinnen im Rembetiko Style begleiten. Auf die Dauer wirkt diese Musik auf mich etwas eintönig, vergleichbar einfallslos wie das Essen hier. Gestern Abend war allerdings ein hoch diffiziles, dramatisches Tanz-Geschehen auf dem Town Hall Square. Zu allen möglichen Musikgenres wurden exzellente Tänze aufgeführt. Ich konnte mit mehreren Zyprioten ins Gespräch kommen. Und alle antworteten auf meine Frage, wer ihr Lieblingssänger sei mit: Pantelis Pantelidis.
Ich hörte mir auf YouTube das Stück „Ginete“ an. In der Pubertät wäre ich ihm verfallen und hätte tief geschluchzt. Er ist mit nur 32 Jahren vor einem Jahr bei einem Autocrash ums Leben gekommen. Einige nannten Remos Antonio und Chatrigianis. Ich habe diese beiden Musiker nicht im Netz gesucht, aber eine zypriotische Sängerin, die in Paris lebt und hier als Gast auftreten wird. Ihre Stimme ist sensual wie velvet, ihre Feelings weich wie Feigen. Sie heisst Vakia Stavrou. Für mich ist sie eine schöne Entdeckung. Natürlich muss hier Eleni Karaindrou genannt werden. Meist lief auf meinem Tablet ihr für den Film Ulysses Gaze komponierter Soundtrack: Ulysses. Ein klarer Klang wie die Luft im Trodoosgebirge. Ein Jungferngrauenerlebnis hatte ich in einer englischen Bar mit Karaoke. Die Engländer besetzen die Küstenstreifen immer noch und liefern sich an den noch kühlen Abenden diese Singerwettstreits. Deep Purple, U2 und Dannyboy waren die Hits. Als ich aufgefordert wurde, auch mal zu singen, winkte ich scheu ab. Später dachte ich nach, was ich gesungen hätte: den Beatlessong „A Day in the life“ oder „Don’t forget to dance“ von den Kinks. Und Ihr?
Bruma heißt auf Deutsch Nebel. Er kann hier plötzlich auftreten und ins Nichts führen. Heidegger spricht von „in das Nichts hineingehalten.“ Das Sein erlebe ich im Bruma aber besonders intensiv. Das vollkommene Nichts assoziiere ich mit dem Schwarz von Malewitsch. Im Bruma gibt es immer eine Ahnung von Licht, eine Schärfung der Sinne im „leeren“ Raum. Die Zeit gewinnt an Bedeutung. Es gilt abzuwarten, wann der erste Schritt zu wagen ist. Die Leere auszuhalten, bis sich die Tafeln mit farbigen Teilchen füllen, ist ein magisches Spektakel.
2022 10 Jan.
Lajla Nizinski | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 2 Comments
Geweint hatte nur Carmelita. Die gesamte Familie stand regungslos vor dem Sarg. Von den Herreños waren wenige gekommen, dafür bezeugten sie viele Politiker und vor allem ihre Musikerfreunde.
Maria Mérida, die Stimme der Kanaren, ist mit 96 Jahren gestorben. 80 Jahre lang sang sie über El Hierro, wo sie 1925 geboren wurde und auch der Hauptstadt Valverde ihre letzte Ehre gab. Beim Heraustragen ihres Sarges sangen die zahlreich gekommenen musikalischen Lebensbegleiter „Sieta Rosas“. Da kamen auch mir die Tränen.
Wer war diese Frau, die mit Edith Piaf verglichen wurde, von der New York Times in den 50ern als viertbeste Stimme der Welt bezeichnet wurde? Sie war eine Herreña. Sie sang mit Herz und Seele über die Inseln, ihre Landschaften, ihre Menschen und Vulkane, und über die Schönheiten hier. Das fantastische Licht konnte sie mit ihrer unverkennbaren Stimme der ganzen Welt beschreiben. Im hintersten China hat sie El Hierro vorgestellt, aber welche Vorstellung hatten die Chinesen von El Hierro?
Ihren ersten Musikerpreis gewann sie mit 12 Jahren. Als Jugendliche ging sie nach Madrid, arbeitete beim Radio, wo sie Musik über die Kanaren über den Atlantik sendete zu den Ausgewanderten ihrer Heimat. Später traf sie sich mit den Schönen der Bühnenwelt und sang mit den Maestros der Gesangswelt, Placido Domingo und Monserat Caballé …
2007 holte sie Torsten de Winkel mit seiner Sabine auf das BimbacheopenArt Festival. Die Beiden waren bis zu ihrem Tod vorgestern engste Freunde von ihr.
2021 24 Dez.
Lajla Nizinski | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Gedichte | 3 Comments
Die eine Nacht der Herrlichkeit
von Rainer Maria Rilke 1897
Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt
Und manche Tanne ahnt wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin – bereit,
Und wehrt dem Wind, und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
2021 22 Dez.
Lajla Nizinski | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Gedichte | 3 Comments
Lana Turner has collapsed
by Frank O‘ Hara
Lana Turner has collapsed!
I was trotting along and suddenly
it startet raining and snowing
and you said it was hailing
but hailing hits you on the head
hard so it was really snowing and
raining and I was in such a hurry
to meet you but the traffic
was acting exactly like the sky
and suddenly I see a headline
LANA TURNER HAS COLLAPSED!
there is no snow in Hollywood
there is no rain in California
I have been to lots of parties
and acted perfectly disgraceful
but I never actually collapsed
oh Lana Turner we love you get up
2021 12 Dez.
Lajla Nizinski | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Bimbache openArt | 4 Comments
„Man muss ins Gelingen verliebt sein.“
(Ernst Bloch)
Ein Anruf vom Kulturamt, es sei noch Geld im Budgettopf übrig. „Kommt! Macht!“ Sie kamen und machten und werden am Ende wohl doch auf einem Teil der Kosten für ihr auf den Erdboden gebrachtes Wunder sitzenbleiben. Das Bimbache openArt Festival ist international bekannt und besetzt, es fungiert aus Kraftquellen, die das Zeitliche verräumlichen und das Räumliche verzeitlichen, um bei Ernst Bloch zu bleiben.
Am 5.12.21 stand alles parat. Von fernher liefen die einheimischen Trommler auf, warnten vor den unberechenbaren Kulturherren und kündigten lautpochend den Beginn des großen Musikereignisses auf der kleinen Insel El Hierro an. Trotz Kaumzeit zur Vorbereitung, trotz strenger Coronaregeln, trotz kühler Temperaturen in der hochgelegen Haupstadt Valverde fand das Bimbache Fest statt. Der Musiker Torsten de Winkel hatte zusammen mit seiner Partnerin Sabine das Unmögliche möglich gemacht. Mehrere Musiker saßen schon auf der Bühne, als die Trommler einzogen. Wir wussten noch garnicht, wie die Talente hießen, die uns von der Bühne herunter anfunkelten. „Die Nacht der Sterne“, so war das Motto, gehörte uns Allen. So klang die weiche Stimme von Ismailah wie ein ehrfürchtiges Danke, als er „Ave Maria“ sang. Wir hörten atemberaubende Solis an der Gitarre, am Saxophon, an der Querflöte, an den Drums, dem Keyboard, an dem Triangel, mit Castagnetten und dieser hochtalentierte Musiker an seiner Timple. Die Bühne war manchmal voll mit Musikern, 10 und mehr.
Wir sitzen unter großen Kastanienbäumen. Das Konzert ist gut besucht, der Eintritt frei. Alle müssen Masken tragen, die Ohren dürfen frei bleiben. Immer wieder ertönt die weiche Stimme von Ismailah. „Gracias a La Vida“ singt er, Torsten variiert die Melodie, Jorge Pardo nimmt sie mit seiner Querflöte auf. Was für ein exzellentes Duo die Beiden sind.
Und dann kommen zwei Einheimische auf die Bühne. Vater und Sohn, zusammen 158 Jahre alt. Sie singen Balladen aus vergangenen Zeiten. Ich habe Tränen in den Augen. Rogelio Botanz, der Sohn, ist meine Neuentdeckung. Was für ein Musikbündel! Er singt, er tanzt, er spielt Gitarre und Querflöte. Ich bin längst aufgesprungen und tanze mit.
Wir sind längst im zweiten Bimbache Konzert, 7.12. im Golf aufgeführt. Nicht so kalt da und mehr Publikum. Torsten an der Gitarre zusammen mit Jorge an der Querflöte. Wie er da neben dem Maestro steht. Wer denkt da nicht an Jethro Tull. Dann tritt der große Saxophonist Kike Perdomo hinzu. Wir hören Flamencojazz. Wir sind in Spanien. Wir sind im musikalischen Himmel. Sicher ist der große letzte Teil ein Hochgenuss für Jazzliebhaber. Dass zuvor einem AufmerksamkeitsInterim von anderen Künstlern aus der Fotografie, dem Tanz, der Poetik gezollt wurde, spricht für die anzuerkennende Qualität der Organisatoren.
Dass meine Neuentdeckung, Rogelio, noch einmal zum Schluss auf die Bühne sprang und zusammen mit den Anderen musizierte, war ein unvergesslicher Augenblick, besonders als Jorge noch einmal seine Querflöte anlegte, um Rogelio, ebenfalls an seiner Flöte, zu begleiten.
Torsten, danke – „ and never change a winning Team.“
Meine etwas andere Hitliste stammt aus dem Jahrhundertroman von Dietmar Dath, an dem er 10 Jahre geschrieben hat und ich sehr lange darin gelesen habe. Dietmar Dath schreibt mit Unterbrechungen für die FAZ. Dort habe ich ihn auch vor langer Zeit entdeckt. In seinem dicken Sciencefictionroman geht es um die Suche nach einer neuen Gesellschaft, die auf der Verbindungsbasis von Literatur (Goethe‘s Faust) Philosophie (Hegel), dem Mathematikgenie (Gentzen) zu entwerfen möglich wäre.
Ich bin im Laufe der Lektüre auch den von ihm erwähnten Musiktiteln nachgegangen. Das war sehr spannend für mich.
Hier die Titel der Songs und ihre Interpreten:
The Clash: This is England auf Cut the Crap 1985
The Clash: White Riots auf The Clash 1977
The Clash: Somebody got murdered auf Sandinistal 1980
Sudan Archives: Iceland Moss auf Athena 2019
Rhihanna: Desperado auf Anti 2016
Laurie Anderson: Ramon auf Angels 1989
Björk: Stonemilker auf Vulnicura 2011
Janelle Monāe: Cybertronic Purgatory auf Metropolis 2008
Sex Pistols: Holiday in the sun auf Never mind the Bullocks 1977
Luigi Nono: Post-Prae Ludium per Donau 1987
Miley Cyrus: Can‘t be Tamed 2010
2021 6 Nov.
Lajla Nizinski | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 10 Comments
Ich weiß ja auch ohne xxx und ohne Innen, dass ich eine Frau bin. Ich weiß auch, dass unter meinen Geburtstagsgästen Frauen sind und dass bei der Polizei mutige Mädels beschäftigt sind. Ich stimme ausnahmsweise der schnoddrigschnauzigen Heidenreich zu, dass das Gendern die Sprache verhässlicht und ich wünsche mir zusammen mit Sloterdijk „dass dieser Irrsinn bald ein Ende haben soll.“
In der Sendung Klassik – Pop – et cetera‚ im Dlf, wunderte sich Wieland Speck (1951-), Berliner Filmfestival Berater, der heute durch die Sendung führen durfte, über die junge Generation, die auf einer irrwitzigen Geschlechtersuche und -orientierung ist. Das sei ja nun schon dagewesen, sagen wir mal: it was Rosa von Praunheim time.
Hier nun seine mich beglückende Playlist:
Lotte Lenya: Das Lied von der harten Nuss
Steve Winwood: I‘m à man
The Rolling Stones: Mother‘s Little helper
The Kinks: Lola
George Harrison: My Sweet Lord
David Bowie: Sound and Vision
Nina Hagen: Gretchen
Malaria!: Von hinten
Isolation Berlin: Serotonin
Der Plan: Man leidet herrlich
2021 31 Okt.
Lajla Nizinski | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 8 Comments
Unter der Schutzherrschaft von dem Entdecker der Ozeane, Jaques Cousteau und der Schirmherrschaft der kanarischen Inseln, FEDAS, nahmen anlässlich des Jubiläums „25 Jahre Unterwasserfotografie EL HIERRO“ mehrere nationale und internationale Taucherteams an der Weltmeisterschaft in Unterwasserfotografie teil. Hier wird die älteste Tauchform, das Apnoetauchen angeboten. Die Taucher halten bis zu 10 Minuten die Luft an und können so, dem Yoga ähnlich, durch die tiefe bewusste Atmung Bewusstseinstrübung herbeiführen. Normalerweise wird hier die Unterwasserfotografie von Flaschentauchern, jeweils zu zweit, praktiziert. Wenn man auf diesem Wettbewerb gewinnt, wird man „Master von El Hierro“. Ich habe mir an drei Wochenenden das Tauchgeschehen, die Videos und Fotos angesehen. Gestern wurden dann die hier hochgeladenen Wunder prämiert.