Sie liegen hoch über dem Atlantik und trotzen mit Musik gegen das harte Leben. Diese Dörfer sind geprägt durch ihre einsame Randlage, durch die „Last Exit“ Position zum Leuchtturm, von wo aus die Emigrantenboote ins Meer stachen und durch die schlichte Bauweise ihrer Häuser im Ort. Von den jeweils knapp über 200 Bewohnern sieht man wenig an normalen Tagen. Folgt man am Abend, nach Sonnenuntergang, dem unbekannten Rattenfängerklang gelangt man in die Häuser mit den größten Räumen. Dort spielt die Musik. Die Alten sitzen an ihren Fiddels, an ihren Flautas, Pitos und Tramboren. Sie singen hier zu Ehren der Jungfrau religiöse Lieder, oder, wie in Donegal, zu ihrem Heiligen Columban. Wir sind in Glencolumbkille / Irland. Dieser Ort ähnelt dem hiesigen Musikdorf Sabinosa in vieler Hinsicht. In Glenkolumbkille bedurfte es drei Generationen, um aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen und die abgewanderten Emigranten zu ersetzen. Erst spät in den 60er Jahren aktivierte ein musikalisch orientiertes Gemeindeprojekt die Dorfbewohner zu singen. Heute befindet sich in jedem Haus eine Fiddel. Die Alten erzählen singend ihre Geschichten in Gaelic.
Hier, auf El Hierro, liegt Sabinosa buchstäblich am Ende der Welt. In dem stillen Dorf hängen stolz die Namen ihrer Musiker an den Hauswänden: Don Benigno, Don José, Don Juan, Doña Eulalia, Doña Mercedes … Sie alle lebten hier konzentriert im 19./20.Jhdt. Bis heute feiern sie ihre folkloristischen Traditionen entweder in dem größten Raum Vorort oder auf den beiden ebenerdigen Plätzen in dem steilen Dorf. Es waren die Frauen, die mit ihren geschlossenen Fäusten die Trommeln schlugen und es waren die Hirten, die sie mit ihren Flöten begleiteten. Zu diesen Melodien tanzen die Bewohner bis heute den „ Baile del Tango“.
Ich habe auf Reisen immer meine irische Flöte dabei. Zu meiner Freude kann ich darauf die hiesigen Melodien spielen.