Anders als Gregs bin ich kein Freund des Films Lisbon Story von Wim Wenders (der da zu viel schlaumeierte) – ein Werk, das dennoch dazu beitrug, der Gruppe Madredeus zu grosser Populärität unter melancholiewilligen Deutschen zu verhelfen. Nun ist das reine Empfindungssache, aber ich bin bei Fado-Musik ähnlich auf Fluchtreflexe konditioniert wie bei stimmungsseligen Salsa-Parties. Auch kann ich bei aller Liebe für Stunden wahrer Empfindungen Fernando Pessoas Buch der Unruhe (ein Klassiker fraglos) rein gar nichts abgewinnen, und erinnere mich, wie, als das Buch in meiner Studentenzeit in Mode kam, betrübte Germanistik- und Romanistikstudenten noch etwas betrübter als sonst beim Anblick des Milchschaums ihrer Kaffeetassen ihren oft nicht ganz so schrecklichen Nöten nachhingen und Sätze in Pessoas Depressivum anstrichen. Nun aber haben sich die Zeiten und Dinge geändert. Nach dem Sieg der Portugiesen über die Franzosen kann der Fado abgeschafft werden. Wenn schon Drama, dann a la Ronaldo: diese Wandlung von der tragischen, tränenreichen Figur zu einem, am Spielfeldrand in Louis de Funes-Manier rumtobenden, co-coachenden Irrwisch, wird Geschichte schreiben. Dass Ausgelassenheit und reine Euphorie einmal portugiesisches Recht werden, hätte man seit der Erfindung des Fado nie für möglich gehalten.