Manafonistas

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2016 10 Apr

Of Course I Still Love You

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | Comments off

Sie saßen am Ufer des Firth of Forth. Wohlweislich hatten sie eine Flasche Whisky mitgenommen. Das letzte Mal waren sie wie betäubt aus dem Film Das Fest getaumelt. Vergeblich hatten sie in den trostlosen Straßen hinter dem Kino nach einer Kneipe gesucht. Dieses Mal sahen sie DIE KOMMUNE, wieder von Vinterberg gefilmt, selbst ehemaliges WG-Kind, so wie sie. In den 70er Jahren lebten sie zu Zehnt in einer Landkommune bei Hamburg. Sie hörten auf den Namen Incredible String Band; so wurden sie von den Blumenzüchternachbarn genannt, weil diese Tag und Nacht „Black Jack David“ mitanhören mussten.

Viel, sehr viel kam an Erinnerungen hoch, während sie dem Geschehen in der DIE KOMMUNE zusahen. Ein ganzes Jahr lebten sie damals hinter dem Elbdeich in heiteren Verhältnissen, fernab von allem Bösen und Bedrohlichen. Als dann Ralf plötzlich an Lungenentzündung starb, war der gelebte Traum zu Ende. Die Bewältigung seines Verlustes gelang nicht, die WG löste sich auf. Sie setzte die Whiskyflasche an ihre Lippen und schluchzte unter Tränen: „Shit, ausgerechnet Anna muss DIE KOMMUNE verlassen.“

Anna ist in dem Film die Frau des Architekten, der ein großes Haus erbt und sich in eine Studentin verliebt,  die ebenfalls einzieht. Das Freieliebeprojekt scheitert. Anna, die die WG Idee hatte, wird das Opfer.

 

„Hättest du Lust, noch einmal in einer WG zu leben?“

„Never! Diese Zeiten sind sowas von vorbei. Lass uns nach vorne schauen.“

„Ha, wir könnten die erste Kommune auf dem Mars gründen. Wir wären 5 WG Mitglieder. Du würdest dich um das Catering für die Kapsel kümmern, ich würde dafür das Material liefern. Ole könnte den Kapselandocker geben und Pia, computerspieleverliebt wie sie ist, steuert den Roboterarm,  der die Kapsel einfängt.“

„Ich weiss nicht, sind wir nicht schon zu alt für diese Nummer?“

„Neaaah, wir nehmen Susi mit, die wird jetzt 14. Slainte auf die erste Weltraum WG.“

„Glaubst du, dass wir uns tatsächlich irgendwann auf den Mars beamen werden?“

„Slainte auf Elon Musk, a real Azadianer.“

„Hätten wir da die gleichen Hausregeln wir früher? Wer macht den Abwasch, den Müll, wer mit wem … ähem?“

„Wir wären glücklicher. Wir wären kühler. Wir glaubten nicht mehr an die romantische Liebe. Die Ausflüge mit SpaceX Raketen zu unserem Heimatplaneten gäben uns den nötigen Zusammenhalt.“

 

Sie nahm ihm die Whiskyflasche ab, blickte lange auf den Firth of Forth – dann flüsterte sie: „Fuck Elon Musk and rock science.“

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