Haben Sie sich schon einmal mit Trollfett eingerieben? Es stinkt fürchterlich, aber es hilft – gegen Trolle. Wussten Sie, dass es Berg- und Waldtrolle gibt, die sich erheblich voneinander unterscheiden? Die Welt der Trolle ist gewiss eines nicht – eindimensional! Gut, sie können sich alle in Steine verwandeln, und manche platzen bei Sonnenlicht. Dass sie gerne Christenmenschen jagen (Trolle erkennen sie am Geruch), dürfte Manafonista Gregs wenig erfreuen, den schon ein Jack Russell-Terrier in freier Wildbahn auf den nächstbesten Baum treibt.
Ich gebe ehrlich zu, es gibt Tage, an denen ich ernsthaft erwäge, ein Trolljäger zu werden (zum Beispiel heute, einen Tag, nachdem mein geliebter Ballspielverein Borussia Dortmund einen Drei-Minuten-Tod in Hannover erlebte). Auf diesen Berufsstand wurde ich aufmerksam, als ich in Kristiansand (hatte nichts mit dem dortigen Punktfestival zu tun) Andre Ovredals Film THE TROLL HUNTER sah. Hatte ja erst Wochen zuvor einen Film mit Monstern gesehen, SUPER 8 – fabelhaft, wie dort Alien-Mythen und das Spielberg-Kino der 70er ironisch gebrochen und dermassen geschickt mit Familiendramen verwoben wurden, dass daraus herzerwärmende Kinokunst wurde.
Mit der „subjektiven Kamera“ dockt THE TROLL HUNTER eher an THE BLAIR WITCH PROJECT an: eine Gruppe von Studenten heftet sich an die Fersen eine Bärenwilderers, und entdeckt mit der Zeit, dass er – in Wirklichkeit – ein Trolljäger ist. In Norwegen ist dieser toternst aufspielende Hans (Otto Jespersen) ein bekannter Komödienstar, erzählte man mir: umso frappierender, mit welch nüchternem Realismus dieser Film aufwartet – in immensen, Gänsehaut einflössenden Landschaften.
Auch die Trolle machen nicht den Eindruck, aus Pappe zu sein. Ja, selbst der größte Skeptiker wird mit der Zeit immer tiefer in seinen Kinostuhl rutschen und dem Realismus der Darbietung Tribut zollen. Jan Garbarek bekommen Sie hier nicht zu hören, eher die in Skandinavien recht beliebte Verballhornung von Heavy Metal-Gedröhne und dem Instrumentarium der Klassischen Musik. Richtig ernst wurde es, als wieder mal ein Troll platzte, und das Trollblut über die ersten fünf Kinoreihen spritzte. Zwei Frauen (blonde Frauen, sorry!) begannen fürchterlich zu kreischen – dabei hätte man sich das fast schon denken können, denn die halbe Kinobestuhlung war mit Plastikfolien ausgestattet. Mit dem Schild VORSICHT RENOVIERUNG (natürlich auf norwegisch!) hatte man die Zuschauer reihenweise genarrt. Solch simulierte „shocks of recognition“ hatte der Film gar nicht nötig. Ein Horrorfilm, den ich Ihnen, gestatten Sie mir den Kalauer – kältestens empfehle. Übrigens glaube ich, daß THE TROLL HUNTER auch ein guter Name für eine Rockband wäre, die U2-Songs dekonstruiert.
https://www.youtube.com/watch?v=vy2nAOdBUlw
Beeindruckt? Gut! Dann habe ich für Sie noch einen Filmtipp, der eher familienfreundliches Kino bietet, und ab 6 Jahren freigegeben ist: der zweite Film des Regisseurs Ben Wheatley, der mit DOWN TERRACE ein exzellentes Debut hinlegte (also, entspannen Sie sich!):