Ich kann mir nicht helfen: wer sich nachts fünf bis sechs Stunden im Rundfunk-Studio um die Ohren schlägt, muss ein Missionars-Gen in der DNA haben. Wie viele (andere) Ohren haben um diese Nachtstunden geöffnet? Aber ich versteh‘ das ganz gut, weil ich von meinem eigenen missionarischen Impetus (M.I.) weiß.
ICH fühle mich i.d.R. nicht wohl, wenn ich etwas, das mich sehr berührt, nur für mich behalte. Zwar können Missionare lästig fallen. Nicht jeder mag vom M.I. eines Zeitgenossen mit voller Wucht getroffen werden. Der „ehrliche“ Missionar erwartet aber keine Gegenleistung für sein Tun. Es wäre ihm gar nicht recht, wenn die von ihm „Belasteten“ sich zu irgendetwas verpflichtet fühlten. Soviel zur Psychologie des M.I.
In diesem Zusammenhang geht mir oft folgende Vorstellung durch den Kopf: wenn der Jarrett – es kann jeder andere Kreative sein – vor Publikum auftritt, dann spielt er auch sich selbst ein Liedlein vor. Und seinen Juchzern, Jauchzern nach, muss er es sehr genießen, muss es ihn sehr berühren – vielleicht intensiver als manchen public listener.
Vielleicht geht es auch dir so wenn du heute Nacht die „Klanghorizonte“ moderierst, und ich werde wohl, wenn du dir die Liedlein vorspielst, etwas von deinem Vergnügen spüren.
Gruß von mir,
Rosato