Vielleicht hatte mich Christopher in meiner Abwesenheit besucht. Jedenfalls fiel mir auf, dass er einige Hauptwerke einfach uebersehen hat. Das will ich gerne nachholen und drei Buecher etwas vorruecken, damit er Titel und Autor gut erkennen kann. Er hat doch glatt Paul Feyerabend nicht wahrgenommen. Paul Feyerabend gehoert mit seiner Freiheitsphilosophie zu uns wie Jefferson Airplane mit „Feed your head“.
Wenn ich Chris vor meinen Buecherregalen getroffen haette, dann waere er an Jean Starobinski „1789“ nicht vorbeigekommen. Ich haette ihm gesagt, dass er diesen „Medizinmann“ und Kulturkritiker nicht ausser Acht lassen darf. Dass er die „EMBLEME DER VERNUNFT“ aufschlagen soll und das Gemaelde von Hubert Robert: „Die Bastille in den ersten Tagen der Zerstoerung“ ansehen soll. Starobinski fuehrt uns in die finsteren Kellerphantasien von Piranese, die hier Ian schon bewundernd vorgestellt hat, und leitet uns hinaus aus der Dunkelheit in die Aera des Lichts.
Heute herrschte grosse Freude in meinem Haus, als ich las, dass Gerhard Richter und Baselitz und weitere Maler sich nicht einsperren lassen wollen, sondern ihre Schaetze aus den Museen nehmen werden, falls das neue Gesetz ihre in grosser Freiheit geschaffenen Tableaus einsperren wird. Sie praktizieren damit die europaeische Aufklaerung, ueber die Starobinski schreibt.
Jochen hat hier schon Boris Groys vorgestellt. Ich folge ihm mit der Empfehlung des Buches: „Die Kunst des Denkens.“ Warum gehen wir denn in die Museen? Warum ist Michael so sehr von Bonnard begeistert? Weil wir dort die Schoenheit sehen und vergleichen koennen und mit ihr in Diskurs treten.
Es waere sehr spannend gewesen, Paul Feyerabend und Boris Groys auf einem Podium zu erleben und ueber die Freiheit in der Wissenschaft und die Freiheit in der Kunst sprechen zu hoeren.
Weil das nur Wunsch bleibt, erfuelle ich mir zwei Musikstuecke, die aus einer weiten Gegenwart stammen: Peter Wolf/ TRAGEDY und Mink DeVille/ MAYBE TOMORROW.