Cadillacs, blue jeans, dixieland playing on the ferry
Cadillacs, blue jeans, drop a glass full of antique sherry
(from „The Great Deceiver“)
Ich kann es einfach nur beschreiben. Musik, die mich fasziniert, wird seltener. Wenn ich mir anschaue, was da alles so bei thequietus, pitchfork, anydecentmusic, metacritic, allaboutjazz, popmatters etc. in den Himmel gehoben wird, fühle ich mich tatsächlich an die Bar im Himmel des Talking Heads-Songs erinnert, in der nichts (besonderes) passiert. Schön, worüber man sich so alles entzücken kann. Jedem seine Welt. Es ist ja auch schon fast witzig: man kann an neuesten Soundprogrammen feilen wie man lustig ist, bald Klänge holographisch erleben, per Hand im Raum verschieben, die Rockmusik, der Jazz, die Elektronik, die Avantgarde -:)-, die Neue Klassik sowieso, der Folk, alles, alles, alles in der Postmoderne angekommen: recyceln, neu kombinieren, mutieren, recherchieren, alles ist möglich, aber der Zauber lässt nach. Lassen wir da mal den Hip-Hop weitgehend raus, der dieses Jahr schon zwei angebliche Meisterwerke für mindestens eine Ewigkeit kreiert hat (und diese Musik mag gewissen soziokulturellen Gruppen der heilige Gral sein): ich fand diese Alben völlig ermüdend, auch das mit dem „schwarzen Messias“. Die gute Nachricht ist: es findet sich immer noch genug Magie, um ein Suchender zu bleiben. Manchmal ist es ein Erinnerungszauber (wie bei Gary Peacocks jüngster CD), manchmal ein Trancezauber (wie bei Matana Roberts‘ Soloaltsaxofon-CD „Always“), manchmal der Zauber, die neuen Stories vertrauter Stimmen zu hören (Rickie Lee Jones). Die jüngste Bob Dylan hörte ich nur wegen der Stimme: manchmal ist auch Musikhören eine Art, dem Tod bei der Arbeit zu lauschen. Aber diese Schattenplatte von Dylan ist jetzt auch schon völlig uninteressant geworden, anders als „The Other Side of Bob Dylan“. Auch jede Menge abstrakter neuer Jazz, der hier zuweilen reine Euphorieattacken auslöst, lässt mich kalt. Und wie schön, wenn in diesen Räumen des Wenigergewordenen ab und zu Überraschungen warten, bei denen die Freude umso grösser ist, Erstbegegnung, Wiederbegegnung, ganz egal. Ich tauche derzeit in den Werkkatalog von King Crimson ein, wie ihn Steven Wilson in seinen 5:1-Remixen abbildet. Und das ist grandios. Und wenn ich Klassiker auflege, wie „Remain In Light“, „Another Green World“ oder „Dis“, dann ist es mir egal, ob der Zauber sensurround wirkt, von Vinyl oder ordentlich remasterter CD kommt. Das Herrliche an manchen Zeitreisen ist ja, dass man mitunter an Orten ankommt, an den man nie war, und plötzlich hält man „The Magical Worlds of The Strands“ in Händen. Ich werde jeweils nie zu denen gehören, die sagen, gut, jetzt klappen wir mal das Buch der ewig jugendlichen Klänge zu, oder das Buch des „Adult Oriented Rock“, und landen bei Beethovens späten Streichquartetten, diesem unbestrittenen Höhepunkt abendländischer Kultur, der mich nie berührt und interessiert hat. Tatsächlich verstehe ich nichts von Autos, aber von Musik doch eine ganze Menge. It’s an existential thing, not a canonical one. Was gleich auf mich wartet: „Starless and Bible Black“ (5:1/lossless), das ganze Opus.