Manafonistas

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2015 12 Juni

Mary goes to Brighton, why:

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 20 Comments

Sie hatte lange überlegt, bevor sie zur roten Telefonzelle ging, um den Colonel anzurufen. Sie sagte, sie sei 23, kinderlos, von arabischer Herkunft, hätte feine, fleissige Haende. Ein Auto besässe sie nicht. Der Colonel sagte: „No problem.“ Dann legte er auf.

Sie lief zurück in ihr Haus Ta`Marija´ und legte sich nackt auf das schmale Bett. Diese nordafrikanische Hitze wuerde sie noch umbringen. Sie träumte sich in ein Land, in dem es kühl, aber sonnig war. Im Hafen von Brighton fiel ihr zu allererst die helle Haut der Menschen auf. Sie wunderte sich über die grossen, schönen Autos und darüber, dass die Besitzer ihre Sprache beherrschten. Etwas unangenehm empfand sie den Dauerregen, der die Gesichter unter den Regenschirmen verschwinden liess. Durch Fensterscheiben sah sie Menschen in Mänteln Tee trinken. Das Café hatte einen lustigen Namen: MAD DOGS AND ENGLISHMEN GO OUT IN THE MID-DAY SUN.

Ein dumpfes Klopfen an der Holztür weckte sie. Schnell wickelte sie sich in das körperwarme Laken und öffnete die Tür einen Spalt. Da sei ein Anruf für sie in der Bar. Sie nickte. Schnell glitt sie in ihr helles Baumwollkleid und lief barfuss hinüber in die Bar. Eine freundliche Männerstimme befahl sanft: „Halten Sie sich morgen früh um 8:00 Uhr bereit, Sie werden abgeholt.“ „Thank you, Sir“, sagte sie mit tuffweicher Stimme.

Dann verfiel sie erneut in nachmittägliche Träumereien. Ein Ritter erschien und versprach ihr, sie auf den Flügeln seines Falkens in ein fernes Land zu fliegen.

 
„MEIN RITTER,
KEIN ANDERES LAND LIEBE ICH SO
SEHR WIE, MEIN MALTA,
NUR DU GABST MIR EINEN NAMEN,

KEIN LAND IST SO GROSS WIE DU,
MAG DER UMRISS AUCH KLEIN SEIN,
DU BIST GROSS AN GEIST UND AN KÖRPER.
UM DEINE SCHÖNHEIT BENEIDET DICH MANCH‘ MÄCHT’GES LAND.“
 

Die Malteserin stand in der Morgenröte auf und türmte ihr Haar. Sie wartete auf dem kleinen Holzbalkon. Ein Mann zog mit seinem Esel die Strasse entlang und hielt vor ihrer Tür. Schnell zog sie sich ins Innere des Hauses zurück.

„Are you coming?“ rief eine Stimme. Sie ging hinaus und stieg wortlos in den weissen Morrison ein. „I take you to Colonel John. Leider ist er aufgrund einer seltsamen Krankheit ans Bett gefesselt.“ „Das tut mir sehr leid, ich werde ihm nach Kräften zu Diensten sein.“

Am Abend fand der Fahrer eine Nachricht:

 
„Nie mehr werde ich John dienen. I am off to Brighton“.

Mary
 
 
 

 

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20 Comments

  1. Lajla Nizinski:

    Den Zettel habe ich an einem grossen Haus auf Gozo gesehen. Er hat mich zu dieser Geschichte inspiriert. Die Verse sind von Dun Karm, dem Nationaldichter von Malta [1961+] Er war ein grosser Gelehrter. Queen Elzabeth II. verlieh ihm „The Order of the British Empire“. Ich schreibe den Text hier in der Bibliothek der Universitaet von Malta. Die Statue von Dun Karm steht vor mir.

  2. Uwe Meilchen:

    Bei Brighton muss ich immer an QUADROPHENIA denken …

  3. Jochen:

    Quadrophenia – dazu schreib´ ich noch ´ne spezielle Story, aber nur für den Mehrwert Merve-Verlag … :)

  4. Martina Weber:

    @ Jochen: Mehrwert Verlag – super :)

    Dieses ständig auf der Kippe stehende Projekt scheint den Ehrgeiz ganz schön anzuheizen.

  5. Uwe Meilchen:

    @ Jochen: da erscheint doch dieser Tage bei der DEUTSCHEN GRAMMOPHON eine orchestrierte (instrumentale?) neue Version von QUADROPHENIA, aber ich hege da keinerlei grossen Erwartungen …

  6. Lajla Nizinski:

    Was für ein aktueller Zufall für meine Geschichte, dass DSK the real pimper ist.

  7. Michael Engelbrecht:

    Diese Version ging mir kürzlich als Promo zu. Sie ist schon entsorgt. Crap ist das englische Wort dafür, es ist peinlich, vor was für Karren sich einst grosse Geister spannen lassen. Es hätte mich nicht gewundert, wen Nguyen Le da auch noch sein Solo hätte abliefern dürfen.

  8. Michael Engelbrecht:

    Wunderbare Story, Lajla!!!

  9. Henning Bolte:

  10. Wolfram Gekeler:

    Wie wäre es, einfach rückwärts von heute an ES mit allen Texten und Kommentaren zu füllen; mit solchen Geschichten und Amplifikationen wird ES nett zu lesen sein. Da würde ich mir sogar 1 Privatexemplar als BoD drucken lassen.

  11. Michael Engelbrecht:

    Genau, ich finde den „accent“ nicht, für das „e“ nach dem „L“. Mit Verlaub, jeder dürfte wissen, wer gemeint ist. Aber danke, Herr Oberlehrer.

    C’est un peu penible! Mon dieu, maintenant, j’ai oublie deux accents.“

  12. Michael Engelbrecht:

    @Wolfram: entweder habe ich das nicht verstanden, oder das ist eine Schnapsidee :) – das ist jetzt nett und herzlich gemeint.

    Bitte lass ES erst mal ruhen bis zum Ende des ersten Kapitels.

  13. Martina Weber:

    Ich mag die Story auch sehr, Lajla.

  14. Wolfram Gekeler:

    @ Michael: Hier ist mal ein kleiner Vorrat an :) :) :) :) :)) :)) :))), bedien dich …

  15. Martina Weber:

    Ein neuer Insider. Das ES :))

  16. Henning Bolte:

    Ein Tag ohne Hasstirade ist …

  17. Michael Engelbrecht:

    Überprüf mal dein Konzept von Hasstirade.
    Ich habe überhaupt nichts gegen Nguyen Le als Person (kenne ihn gar nicht), ich habe viele gute Gründe, sein Gitarrenspiel nicht zu schätzen.

    Ich bin ziemlich gut in französisch. Und benutze dennoch so gut wie nie „accents“. Weil ich nie Lust hatte, sie in der Tastatur zu suchen.

    Spar dir einfach deine belehrendes Verhalten, das ist, ich sagte es schon, penible. Und deplaziert.

    Und spar dir vor allem Worte wie „Hasstirade“. Ich habe gewiss keine von Stapel gelassen. Also lasse bitte solche Unterstellungen.

  18. Henning Bolte:

    Und nun die Hacken zusammenschlagen, klack!

  19. Michael Engelbrecht:

    Eine kleine Exkursion über den Umgang mit dem Wort „Hasstirade“ hat bei jedem die unterschiedlichsten Wirkungen. Hacken zusammenschlagen ist zwar ein bisschen strange, aber besser als Kopfweh ist es allemal.

  20. Lajla Nizinski:

    Thank you boyz and girl.

    „Mary“ hoere ich jetzt zum Ausklang meiner Reise. Der Song ist von der schottischen Band RURA, die aktuell anlaesslich einer Commenwealth Legitimation nach Malta eingeladen wurde. Wunderbarer Saenger.


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