Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2011 3 Aug

The Tower of Song (ein Dichter und eine Erinnerung von Hakan Nesser)

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

Jazz im Radio 
32er in der Schublade
Pinsel in der Hand 
Herz in trauriger Konfusion
Zeichnet er eine Frau
Das Saxophon sagt es besser
Jetzt also eine Frau auf Papier 
Jetzt sieht man Farben
Jetzt einen Schatten auf ihrer Hüfte
Er kennt sich aus mit sich
Kennt die Überraschungen 
von Geduld und Ärger mit Einsamkeit
Kennt das Stück 
Das sein Sender spielt
Wie ihn die Harmonien  
Die er nicht draufhat
Auf die bringen, die er kann, 
Und die Frau auf dem Blatt
Deren Schönheit nie Luft verdrängen wird 
Auch sie gehört hierher
Auch sie hat ihren Platz 
Im Keller des riesigen Museums
Nicht dass er damit angeben könnte 
Nicht einmal vor sich selbst
Nicht dass er wagen würde 
Von einem Pfad der Erkenntnis zu sprechen
Nie wird er entwirren 
Oder veredeln
Die Umstände, die ihn  an seine Einsamkeit ketten
Oder gebeugt unter der Last von Liebe
Die plötzliche Gnade begreifen
Die den Raum überschwemmt 
Und ihn nun auflöst
Im traditionell goldenen Licht 

 

Ich kannte diesen Text nicht, aber auch wenn es ein karges Gedicht flüchtiger Bilder ist, nicht durchkomponiert, rhythmisch fragmentiert, eine Rohfassung, so konnte ich mich ihm nicht entziehen. Es heisst „Tradition“, und Leonard Cohen hat es geschrieben. Wäre es der Originaltext, man könnte den Text lesen  – mit seiner Stimme im Ohr!  Wie viele Geschichten, Lebensgeschichten,  verbinden uns mit diesem Barden?  Mit seinen Songs? Vor Jahren traf ich Hakan Nesser, den schwedischen Kriminalromanschreiber, im Bahnhof Unna, zu einem Interview (mein Liebelingsthrller von ihm ist „Eine ganz andere Geschichte“);  in Kürze erscheint sein neuer Roman „Die Einsamen“. Irgendwann kamen wir auf Leonard Cohen zu sprechen, und er erzählte mir:  „Die erste Platte, die ich mir von Leonard Cohen kaufte, war “Songs from a Room”, und wir  spielten es auf einem dieser Grammofone, die man  auf einem Fahrrad transportieren konnte, ich erinnere mich nicht an das exakte Jahr, aber als die Platte rauskam, machte ich ich mit meiner damaligen Freundin eine Landtour, ich legte die Platte auf, wir sassen im Gras, hörten “Bird on a Wire” und “Tonight Will be Fine”; “Tonight Will be Fine” war mein absoluter Lieblingssong, und ich kannte jedes Wort, dass Leonard Cohen auf diesem Album sang.”

 

 

This entry was posted on Mittwoch, 3. August 2011 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

Sorry, the comment form is closed at this time.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz