Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2015 2 Jan

Eigensinn

von: Ulrich Kriest Filed under: Blog | TB | 2 Comments

 
 

 
 
 

Ihre erste Single wurde von Jagger/Richards komponiert. Andrew Loog Oldham wollte, dass sie, blutjung, die notorisch unzuverlässige Marianne Faithful beim „Immediate“-Label ersetzt. Es wurden weitere Songs und Demos produziert, die aber unveröffentlicht blieben. Schließlich kaufte sie sich Pferd und Kutsche und machte sich auf in Richtung Neue Hebriden, wo Donovan eine Künstlerkolonie gründen wollte. Als sie dort eintraf, war Donovan schon wieder fort. Aber sie hatte jetzt genug Songs im Gepäck, um mit Joe Boyd und Musikern der Incredible String Band „Just Another Diamond Day“ einzuspielen. Ein Flop? Ein gut gehütetes Geheimnis? Ein obskurer Klassiker mit Langzeitwirkung? 2000 wiederveröffentlicht, wurde es zur Inspiration von u.a. Joanna Newsom oder Devendra Banhart. 2005 überraschte „Prospekt Hummer“, eine Kooperation mit den Jungs von Animal Collective. Jetzt galt sie als die „Grandmother of Freak Folk“, obschon sie stets daran festhielt, als Pop-Musikerin wahrgenommen werden zu wollen. 35 Jahre nach dem Debütalbum folgte „Lookaftering“ mit 35 Minuten Musik und Gästen wie Newsom, Banhart oder Max Richter. Tolles Timing, denn zum zweiten Mal in ihrem Leben war sie Teil einer künstlerisch produktiven und angesagten Hippie-Szene. Die Songs der frühen sechziger Jahre wurden dann noch nachgereicht; tolle Geschichten ausgegraben und erzählt; Konzerte folgten. 2008 erzählte sie, dass sie gerade an einem neuen Album arbeite. Dann wurde es wieder still. Im Oktober 2014 veröffentlichte Vashti Bunyan, die irgendwann 2015 70 werden wird, ihr drittes und sehr wahrscheinlich letztes Album: „Heartleap“, diesmal einfach nur so, fast business as usual und leider auch nicht sonderlich beachtet. Weitere 35 Minuten fragiler kammermusikalischer Preziosen mit Streichern, Flöten, Klavier, Gitarren und etwas Elektronik. Zwei Singles und drei Alben in 50 Jahren, dazu ein paar Gastauftritte bei Piano Magic, Devendra Banhart und Vetiver. Und ein paar Kinder und Enkel. Ein Leben. „Every day is every day / One foot in front of the other / Learn to fall with the grace of it all / As stones skip across the water.“

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2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Devendra Banhart erzählte mal, dass ihm die erste Platte der Frau einst in Paris das Leben gerettet habe. Das mag zwar etwas übertrieben sein, Banhart liebt das Exzentrische, aber dass es solche Platten gibt, die in dunklen Zeiten eine heilsame Wirkung haben, ist unbestritten. Die geheime Wirkungsgeschichte.

    Und die legendäre Kurschenfahrt der jungen Lady durch England wurde sehr interessant beschrieben, ziemlich zu Beginn eines Buches, das den englischen Folk in all seinen Verzweigungen zum Thema hat. Am Ende verläuft (vergaloppiert) sich der Autor zwar gehörig, aber nichtsdestotrotz ist da vieles, besonders in den ersten zwei Dritteln, die Lektüre wert. Rob Young: Electric Eden: Unearthing Britain’s Visionary Music. Mittlerweile als paperback.

  2. Michael Engelbrecht:

    And this lady’s ride to the Outer Hebrides could be the stuff of a wonderful film including some creepy stuff from the „Wicker Man“ territory, a journey through old England with pagean and celtic traditions, a clash of the late Sixties with the old generation etc. Maybe Neil Jordan in good form might do it, lor the man who directed „A Field of England“…


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