„Rayuela (Himmel und Hölle)“ sowie „Die Autonauten auf der Kosmobahn“ sind Bücher, die mein Leben beeinflusst haben. Ich habe alle seine Erzählungen verschlungen, keine Story mit Cronopien und Famen verpasst, und die Essaybände mit grösster Lust gelesen. Julio Cortazar war ein grosser Jazzfreund, und in seinem Eremiten-Paris hätte ich gerne gelebt, und ihm ab und zu eine neue Platte von Sonny Rollins vorbeigebracht. Mit einer Geliebten bekam ich einst Riesenärger, als ich ihr von den „Autonauten auf der Kosmobahn“ vorschwärmte: wie können Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden, ihre letzte Reise auf einer Autobahn verbringen, in schmuddeligen Rastplätzen, und „shitty places“, sagte sie und schüttelte de Kopf. Weil sie grosse Geister sind, und Humor haben, entgegnete ich ihr. K. und ich waren bald Geschichte („der Sex war gut, sweetheart, aber du warst eine Nervensäge!“). Suhrkamp hat den Klassiker in diesem Jahr immer wieder neu aufgelegt. Und wenn Sie sich, liebe Leser, einmal an „Rayuela“ ranmachen,, dann besorgen Sie sich grosse Mengen von Mate-Tee, und gehen einfach mal das Risiko ein, dass Ihr Lebensabschnittsgefährte sich von Ihnen trennen wird. Denn Sie werden für eine ungewisse Weile verschwinden im Pariser „Schlangenclub“, mitten in einem Haufen verrückter, schrulliger und unendlich liebenswerter Menschen. Ein paar scharfe Bräute sind auch dabei, die Celine und Julie aus dem alten Rivette-Film in nichts nachstehen, und, ja, ich zahle jetzt freiwillig, 10 Euro in die Macho-Kasse der Cronopien.
von Michael Engelbrecht