Manafonistas

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2014 27 Jul

Im Cafe waren alle Plätze belegt (2)

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 1 Comment

Michael Engelbrecht: Von wem ist dieses erstaunliche Gedicht?

Martina Weber: Freut mich, dass es dir gefällt. Die Autorin heißt Irina Matei. Ich habe sie Anfang des Jahres 2003 kennengelernt, wir nahmen beide an der Darmstädter Textwerkstatt von Kurt Drawert teil. Irina war damals Abiturientin. Sie war auch nur ein halbes Jahr dabei, weil sie nach dem Abitur nach Aachen gezogen ist, um Architektur zu studieren.

ME: Ist der Text nur damals in kleinen Kreisen gelesen worden, oder später, was er wohl verdient hätte, in einer Anthologie gelandet?

MW: In der Textwerkstatt lief es immer so ab, dass an einem Seminarabend zwei Teilnehmer ihre Arbeiten vorgestellt haben, meist etwa zehn Seiten. Irina las an dem Abend zwölf Gedichte, die uns vorher per Post zugeschickt wurden, damit wir die Besprechung vorbereiten konnten. Die Sache blieb also im kleinen Rahmen. Ob Irina ihre Gedichte in Anthologien veröffentlicht hat, weiß ich nicht. Mir ist ihr Name im Literaturbetrieb nirgendwo wieder begegnet. Einen Gedichtband hat sie nach meinen Recherchen bisher auch nicht veröffentlicht.

ME: Wie hast du Irina Matei damals erlebt, der Text unter ihren Initialen scheint deine Phantasie über diese ganz reale Person zu sein – und hast du inzwischen, nachdem dir dieses Gedicht in die Hände fiel, Kontakt mit ihr aufnehmen können?

MW: Mein kleiner Text ist auch ein Remix aus den anderen Gedichten, die Irina damals in der Textwerkstatt las. Ich habe Irina als sehr lässig erlebt. Mein Eindruck war, dass sie sich keine besonders großen Sorgen um ihre Zukunft machte und die Dinge spielerisch anging. So etwas imponiert mir. Sie schien ihre dichterische Begabung auch gar nicht so wahrzunehmen wie die andern. Das ist oft bei Naturtalenten so. Für sie ist das Schreiben deshalb auch nicht die große Herausforderung ihres Lebens. Weil sie im Prinzip alles schon erreicht hat. Andere brauchen ein ganzes Jahrzehnt dafür.

Mir fiel dieses Gedicht keineswegs zufällig wieder in die Hände. Ich habe die zwölf Gedichte bewusst aufbewahrt und in den vergangenen Jahren sogar immer wieder hervorgeholt. Irinas Gedichte sind ziemlich verschieden, sie hatte viel ausprobiert. Kurt Drawert beschrieb Irinas Arbeiten damals als phantastischen Realismus, er erwähnte Chagall, eine Behauptungsfrechheit, kühne Bilder, und eine im positiven Sinn naive Fantasie.

Ja, und ich bin auf einer heißen Spur, um Kontakt mit Irina aufzunehmen.

ME: Mir kam beim Lesen die alte Zauberformel  „magischer Realismuus“ ein.  Wenn du sie wieder treffen solltest, frage Sie doch einmal, wie sie sich an diese frühe Zeit ihres Lyrikschreibens  erinnert, und ob es irgendwelche Verbindungen zu ihrer Arbeit als Architektin gibt: Ein phantasievolles Raumgefühl scheint mir ja hier wie da hilfreich. Oder worauf wärst du neugierig?

MW: Mich interessiert die Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Und ob sie noch ab und zu Gedichte schreibt.

ME: Wenn du sie im Cafe triffst, und alle Plätze belegt sind, unterhalte dich am besten mit ihr in einer Strassenbahn :) Eine Frage von mir: wie steht sie zu dem Architekten Christopher Alexander und seinem Buch „A Pattern Language“? Gibt es in Frankfurt überhaupt noch die gute alte Trambahn?

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1 Comment

  1. Martina Weber:

    Ja, beim gemeinsamen Unterwegssein kommt man auf die besten Ideen.
    In dem Buch von Christopher Alexander habe ich auch etwas herumgelesen, vor einiger Zeit. Ich bekam ziemlich schnell das Gefühl, mindestens fünf Räume zu wenig zu haben. Gute Idee, Irina danach zu fragen. Ich berichte dann wieder.
    In Frankfurt gibt es neben der S-Bahn auch eine Straßenbahn. Ich fahre hier aber nur Fahrrad.


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