Wieso trug ich einen langen schwarzen Mantel, als ich in St. Pancras aus dem Zug stieg, war der Sommer in London doch mit Macht ausgebrochen, für einen Tag zumindest, schaut euch nur den Blick aus meinem Zimmer an, und völlig verschwitzt sehnte ich mich nach einer kalten Dusche. Die genehmigte ich mir auch, trotz roter Stippen im Hals und einem hartnäckigen Kratzschmerz. Guy Sigsworth war mein erster Kontakt vor Ort, Alison Moyet hat ihn eingeladen, am Donnerstag für einen Song die Bühne der Royal Albert Hall mit ihr zu teilen. Er empfahl mir gleich den besten „Inder“ in der näheren Umgebung, und so verzehrte ich ein „Indian Railway Lamb Dish“, trank einen irischen Apfelwein („cider“), und blätterte in der Mai-Ausgabe der Mojo. Per Email meldete sich der Klangkünstler Janek Schaefer, dessen Opus „Lay-By-Lullaby“ (12k) ich in den nächsten Klanghorizonte spielen werde. Vielleicht treffen wir uns Donnerstag vormittag im TAP Cafe in der Wardour Street in London, um über seine allerfeinste Post-Ambient-Music zu sprechen. Morgen treffe ich erstmalig Manafonista Bob Tsukada Bright im Royal Teas Cafe, und unser Scott-Walker-Freund sandte mir schon mal einen Ausschnitt aus einer von ihm begehrten Platte, die mich in den ersten Minuten an die Zeit erinnerte, als ich „Flipper“ im Fernsehen sah, Walt Disney noch für reine Magie hielt, und an den Weihnachtsmann glaubte. Dieweil freue ich mich, nachdem ich mittlerweile das Interview in der Mojo gelesen hatte, auf die bald erscheinende Schallplatte von Damon Albarn, und plane, folgendes Stück daraus zu spielen, in den übernächsten Klanghorizonten am 26. April, ohne auch nur einen Ton gehört zu haben. Aber das klingt doch, bitteschön, verführerisch: „‚You And Me‘ is a crepuscular mood-piece with Brian Eno adding pulsating synths. Albarn is seemingly revisting here the troubled Britpop comedown of the late ’90s that inspired Blur’s harrowing „13“ (die einzige Platte der Band, die ich wirklich mochte; m.e.). He sings of „digging out a hole in Westbourne Grove“ with „tin foil and a lighter, the ship across, five days on and two days off“, the first real public admission of a period dabbling with opiates. There’s an unusual soulfulness to the song that swells as Albarn duets with himself in a strange falsetto – „blame me, blame me … When twilight comes it all goes wrong again““. Hier im Westen von Hampstead beginnt nun eine laue Sommernacht, die Paracetamol scheint zu wirken, den langen schwarzen Mantel habe ich schon aus dem Fenster geworfen, hinter dem Haus ist ein wilder Obstgarten, und vielleicht lese ich noch ein paar Seiten in Ruth Ozekis Zauberbuch.
Bobs Musiktipp: John Rydgren – „Silhouette Segments“