Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2012 6 Dez

Zwei auf einen Streich

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags:  | 3 Comments

Mein erstes Album von Joni Mitchell war Miles of Aisles. Der Tag, an dem ich Hejira erstand, bleibt im Gedächtnis: an einem frischen und sonnigen Samstagmorgen im April sollte ich gleich zwei Langspielplatten erhalten. Das restliche Taschengeld wurde verbraucht, doch das wars wert. Mit Mutters R4 und dem gradmal ein paar Tage alten Führerschein in der Tasche gings also ab nach Bremen, Richtung Plattenladen. Die heisse Ware war vor Ort und ganz legal zu haben: Black Market von Weather Report und eben Hejira. Wieder daheim dann gleich auf den Flokati gefletzt, vor die Sphis-Boxen, die Tür zum Garten war auf. Kühle Frühlingsluft wehte herein und verströmte offene Weite und Ungebundenheit. The Refuge of the Roads. Zu hören war auf beiden Platten, welch ein Genuß, Jaco Pastorius im Überfluss. Der Song Gibraltar übrigens gehört zum Besten aller Zeiten. Das Album Blue hatte ich merkwürdigerweise nie als Platte, nur auf Kassette. Wir hatten dann auf einer Folk-Pub-Tour durch England einige Joni Mitchell Songs gecovert und auch in Clifden, einem irischen Küstenort in Connemara, gab man mal Mitchells Circle Game und dazu Spencer the Rover von John Martyn zum besten, begleitet von einem Dutzend irischer Musiker und etwa zehn Dutzend verrückter Iren als Zuhörerschaft. Those were the Days. Heute noch höre ich gerne Songs der kanadischen Sängerin wie Don´t Interrupt the Sorrow aus The Hissing of the Summer Lawns, damals das Lieblingsjonimitchellalbum des jüngeren Bruders, der sich als Saxofonist frühzeitig und unbeirrbar der Freien Improvisation widmete. Auch hier erinnere ich mich ganz genau: die ersten Töne klangen nicht die Spur wie Wayne Shorter auf Gibraltar, sondern eher wie eine gefolterte Kuh. John Zorn hätte seine Freude gehabt, Mitbewohner aber mussten leiden. Apropos Irland – die Iren sind ein sympathisches Volk: sie reden gerne, schreiben gerne, lachen gerne, machen viel Musik, sind gesellig und ein bischen irre.

This entry was posted on Donnerstag, 6. Dezember 2012 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

3 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Wunderbar geschriebene Zeitreise. Meine erste Joni-Mitchell-platte war Blue, ich war 16. Lebensbegleitend bis heute.
    Wie Hejiira. Wie Mingus von 1979. Meine drei Joni-Insel-Platten.

  2. Poschlost:

    Doch, Ihr habt schon alle Recht: Hejira ist die Beste. Zu Unrecht selten gelobt wird übrigens auch das spätere „Turbulent Indigo“. Und weil selbst ein einst Unbeirrbarer schließlich zu einem sentimentalen alten Knacker wird, höre ich heute sogar die Orchestersammelalben „Travelogue“ und „Both Sides Now“ mit großem Vergnügen.

    Was die Kuhfoltermusik betrifft, so vermute ich, dass damit auf das allgegenwärtige Leid der Kreatur aufmerksam gemacht werden sollte. Man war halt politisch damals …

  3. Michael Engelbrecht:

    As friends of time travels we should study Paul Davies‘ book HOW TO BUILD A TIME MACHINE

    An unapologetically entertaining guide for a project you’ll never undertake. First drag your black hole across the universe to the place and time you’d like to work with. (If you can’t find a black hole, a neutron star will probably do.) Then you’ll need a source of something called negative energy – which may or may not exist. Then … oh, why bother? Why? Because it’s fun.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz