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2012 25 Okt

Monolith und Sternstunde: Scott Walkers „Bish Bosch“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog,Musik aus 2012 | TB | Tags:  | Comments off

 
 

 
 

Bish (n. sl.), bitch
Bosch, Hieronymous (c. 1450-1516), Dutch Painter
Bish bosh (sl.), job done, sorted

 
„I was thinking about making the title refer to a mythological, all-encompassing, giant woman artist.“  (Scott Walker)
 

Heute früh traf die neue Arbeit von Scott Walker ein, ich setzte mich ins Cafe und las den langen Einführungstext von Rob Young. Die CD kommt mit einem ausführlichen Begleitheft daher, mit allen Texten, Instrumentenangaben etc. Am 30.11.2012 wird „Bish Bosch“ veröffentlicht. In meinem Büro legte ich die CD ein, die Idee war, die Musik Stück für Stück auf mich wirken zu lassen, mit längeren Pausen zwischen den neun Songs. Es kam anders. Das Textbuch legte ich rasch zur Seite, und ich muss ein zugegeben etwas blödes Gesicht gemacht haben, als mein Unterkiefer von Minute zu Minute mehr herunterklappte. Die Musik ist von solch einer klanglichen Erfindungskraft, dass es einem schier den Atem raubt. Ich rauschte durch sie hindurch, die Songs drückten mich noch tiefer ins Sitzkissen, keinen Ton wollte ich verpassen. Ich habe im Moment nicht mal Lust, all die Finessen und Frakturen zu beschreiben, die abenteuerliche Dynamik, das Wechselspiel von Stille (es gibt auch schreiende Stille), unerhörten Tönen (Tönen, die ich wirklich noch nie gehört habe), und brachialen, zugleich raffiniert komponierten Soundwirbeln. Ach nein, keine handelsüblichen, keine originellen Worte mehr. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn meine Couch ihre Bodenhaftung verloren hätte, zwei Bilder von der Wand gefallen wären, und noch ein Fenster aus den Angeln gesprungen wäre. Mir liegt nun auch noch das viel zu heilige Wort „Ergriffenheit“ auf den Lippen. Die erschütternste, aufwühlendste Musik seit Jahren, und bei all den Todestänzen und Erforschungen finsterer und ferner Räume, nicht ohne (natürlich schwarzen) Humor. Ziemlich unfassbar. Ein Monolith, der rockt! Dabei sollten sie mehr an rollende Felsen denken als an die Konventionen der Rockmusik. Und es gibt zärtliche Passagen, da werden manchem Hörer die Tränen aus den Augen schiessen. Genug fürs erste!

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