Man erkennt den Stil der Schweizer schnell, aber man kommt gewiss nicht schnell hinter ihre diversen Betriebsgeheimnisse. Sonst würde man jede ihrer Kompositionen, die bei ihnen Module heissen, durchschauen, das Strohfeuer der Virtuosität wäre flugs erloschen, der Kaffee (bei Ronin eher der grüne Tee) bald kalt. Nach ihrem bislang besten Studioalbum bieten sie nun ein Live-Dokument an, das einmal mehr in den Sog dieser raffiniert verzahnten Texturen lockt. Ein Hauch von Jazz. Subtile Einflüsse aus Klassik und ethnischer Musik, und eine Extra-Klangspur „minimal music“. Was zum starren Korsett werden könnte, bleibt luftig, und atmet. Im Live-Spiel gibt es, mehr als im Studio, Passagen, in denen die Musik auf die Spitze getrieben wird, und die Module kurz vorm Kollaps zu stehen scheinen. Solche Momente der Ekstase wurden schon mal, wie Nik Bärtsch im Begleittext schreibt, vom Jaulen eines Hundes in einem Underground Club auf den Weg gebracht, als eine Art Aufschrei zur rechten Zeit. Wer sich dieses Doppelalbum auf der heimischen Couch zu Gemüte führt, wird den Hund gut verstehen, und immer wieder mal versucht sein, zu jauchzen, und aufzuschreien.
2012 25 Sep
Disziplin, Ekstase, Wohlklang: „Ronin Live“
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags: Nik Bärtsch | Comments off