Ein Buch bei dem ich nicht weiß, was ich trinken soll. Zuerst entscheide ich mich für Kaffee. Bei jedem Absatz einen. Das geht zweimal gut, dann Espresso, bis mein Herzschlag sich dem Rhythmus der Sprache anpasst. Aber in Wirklichkeit geht es nicht ohne Wodka. Der bringt mich vom Denken ab und der Text zieht mich hinein in die Welten von Schriftstellern und Musikern, Gestrandeten und Gestrauchelten, Suchenden und Irrenden, Liebenden und Lieblosen. In die Welt derjenigen, die Chancen ergriffen, die sie nicht hatten.
Ich lasse mich treiben … Hamburg, Jamaika, Amsterdam. Eindrücke, Gespräche, Songtexte, Biographisches. Kunst und Leben auf unentwirrbare Weise miteinander verquickt. Hätte nie gedacht, dass das geht. Cool!
Reiseberichte, Reportagen, Aufsätze. Jean-Pierre Melville, Ernest Tidyman, James Crumley, Daniel Woodrell und David Osborn kommen vor und zahllose Unbekannte, die vor dem Vergessen behütet werden müssen. Es ist völlig egal, wie gut oder ob man die mehr oder minder prominenten Künstler zuvor kannte. Deshalb wird ja von ihnen erzählt.
Frank Göhre erzählt immer von jenen, die zu kurz gekommen sind, die sich haben durchschlagen müssen. Von den Unsteten, Risikobereiten, den Hassadeuren und Geschlagenen. Er ist ihr Chronist.
Wunderbar fügen sich die Episoden aneinander, nicht folgerichtig, sondern unbewertet, respektvoll und frei von jeglicher Hierarchie. Ich darf sie begleiten und mich anrühren lassen von ihrer Dynamik und ihrer Intensität. Geschichten gegen das Vergessen und für die Würde des Einzelnen mit raschen Beats, schnellen Schnitten und einem glasklaren und liebevollen Blick auf die Welt.