Soul: das ist nicht die Musik, bei der ich normalerweise zerfliesse. Voluminöse, gefühlsschwangere Stimmen einer bestimmten Sorte lösen bei mir eher Ermüdung als Ergriffenheit aus, von der mich derzeit von Plakatwänden anstarrenden Joss Stone, bis zu dem neuen Liebling aller Schwiegermütter, Michael Kiwanuka, oder wie immer der genau heisst. Es gibt Ausnahmen, Altmeister/innen aus einer Ära, als man Recycling noch für eine neue Art des Fahrradfahrens hielt. Und es gibt die, deren Stimmen im Alter noch mal gewaltig zulegen an Falten und Rissen und Frissuren: Mavis Staples gehört dazu, und Bettye Lavette. „The walls may come tumblin‘ down“. Eine junge weibliche Stimme, die der Alabama Shakes, hat auch die richtigen Lektionen gelernt und singt nicht „von der Stange“. Wer die Stimme der Bettye Lavette so unwiderstehlich findet wie ich, der möge einen Blick auf die „tracklist“ ihres in der zweiten Septemberhälfte erscheinenden Werkes werfen: Vorfreude! Besonders gespannt auf die Interpretationen des Neil Young-Songs (aus seinem fruhen, zweiten Studioalbum), auf das Dylan-Lied (aus OH, MERCY), und die langsame Version von „Dirty Old Town“. Da zeitgleich ihre Lebensgeschichte veröffentlicht wird, scheinen mir die Titel nach autobiographischen Aspekten ausgewählt zu sein.
1. Everything is Broken (Bob Dylan)
2. I’m Not the One (Daniel Auerbach/Patrick Carney)
3. Dirty Old Town (Ewan MacColl)
4. The More I Search (The More I Die) (Kim McLean)
5. I’m Tired (Chris Youlden)
6. Crazy (Brian Burton/Thomas Callaway/Gian Piero Reverberi/Gian Franco Reverberi )
7. Yesterday Is Here (Tom Waits)
8. Thankful N‘ Thoughtful (Sly & The Family Stone)
9. Fair Enough (Beth Nielsen Chapman)
10. Time Will Do the Talking (Patty Griffin)
11. Everybody Knows This is Nowhere (Neil Young)
12. Dirty Old Town* (slow version)