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2012 13 Aug

Kraft des Innehaltens

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags: , , | Comments off

Viel ist die Rede dieser Tage vom Ungemach der Leistungsgesellschaft, von Überforderung und Desintegration (Farewell To Multikulti) und von den Gefahren der digitalen Demenz. Passend zur Urlaubszeit im Folgenden ein Zitat zur Bekräftigung des Innehaltens – einer Potenz, die der Vita Activa das Vermögen zur Kontemplation entgegensetzt. Gemeint ist die Fähigkeit zur Abstandnahme und Abschlusshandlung – angesichts des Übermasses an Möglichkeiten und Beliebigkeiten. Die Sufis nannten das „Retreat“:

Ohne jene „abschließenden Instinkte“ zerstreut sich das Handeln zu einem ruhelosen, hyperaktiven Reagieren und Abreagieren. Die pure Aktivität verlängert nur das bereits Vorhandene. Eine wirkliche Wendung zum Anderen setzt die Negativität der Unterbrechung voraus. Nur vermittels der Negativität des Innehaltens kann das Handlungssubjekt den ganzen Raum der Kontingenz durchmessen, der sich einer bloßen Aktivität entzieht. (Byung-Chul Han, Die Müdigkeitsgesellschaft)

Besser also wäre es, nicht immer gleich dem nächstbesten Projekt hinterherzujagen, in das unsere Wünsche und Pläne uns verstricken. „Wie´s frömmt, so´s kömmt!“ – so die kritische Bemerkung eines Kunstprofessors zum erstbesten zu Papier gebrachten Einfall eines von sich selbst überzeugten Studenten. „Wer sich schon anschickt, Pinsel und Leinwand zu kaufen …“ – gerne auch gedachten wir dieser Mahnworte des Joseph Beuys und seiner Honigpumpe am Arbeitsplatz, als wir jüngst die dOCUMENTA (13) in Kassel besuchten.

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