Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2012 25 Mrz

Handbuch für Zeitreisende

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | Comments off

Albert Camus believes that a „man´s work is nothing but his slow trek to rediscover through the detours of art those two or three great and simple images in whose presence his heart first opened.“ (…) In my case, it seems that one of these images is a choc-ice and my dad reluctantly forking out for it. (Geoff Dyer: Zona – a book about a film about a journey to a room, Canongate, London, 2012, p. 27)  

 

Die Manafonistas sind, das dürfte sich rumgesprochen haben, Zeitreisende. JONI MITCHELL BLUE Sie hauen deshalb nicht gross auf den Putz. Natürlich tritt jeder eine Reise an, der etwas scheinbar so Harmloses wie eine alte Lieblingsplatte auflegt. MILES DAVIS IN A SILENT WAY Da schrumpft die Distanz zu lang zurückgliegenden Tagen, Wochen, Monaten, Jahren, Jahrzehnten in Sekundenschnelle. BRIAN ENO: MUSIC FOR FILMS Kaum hat man ein solches Werk aufgelegt (wählen Sie jetzt eins aus, bevor Sie weiterlesen, es sollte ein Werk sein, dass Ihnen sofort einfällt, wenn Sie nach den drei schönsten Platten Ihres Lebens befragt werden), LAURIE ANDERSON BIG SCIENCE  begegnen einem vor dem inneren Auge (Entschuldigung für die Unterbrechung: aber haben Sie Ihre Desert Island Disc (DID im Jargon der Zeitreiseprofis) ausgewählt??) KEITH JARRETT BELONGING Erinnerungen, die nicht unbedingt ein Zuckerschlecken sind. Auch die schönste Musik kann bekanntlich viel Schmerz transportieren, einmal, weil der Schmerz der Schönheit grossartiger Musik innewohnt (Schuberts Winterreise, Talk Talk´s Spirit of Eden), zum andern,  weil womöglich  Erinnerungen an ein verflossenes Damals  einen durch Wehmut etwas abgemilderten Schmerzfluss bereitstellen. THE BEATLES: REVOLVER Sie merken: das kann ja heiter werden, wenn man sich auf das Spiel mit der schönsten Musik des eigenen Lebens einlässt. Wir sitzen eben alle in einer Zeitmaschine.  Manche wollen mit einer Zeitmaschine tatsächlich dorthin zurück reisen, wo sie eine bestimmte Musik (die ihr Empfinden evtl. über Nacht auf den Kopf gestellt hat)  wieder zum ersten Mal hören. Den Schauer des ersten Mals neu erleben. Aber das geht nicht. WIRE: CHAIRS MISSING Sie würden sich selber begegnen, und wenn Sie sich selbst begegnen, müssen Sie Fersengeld geben, so schnell wie möglich das Weite suchen. Auf keinen Fall den Dialog, wie ein paar schlichte Esoteriker behaupten mögen. PAUL BLEY OPEN, TO LOVE Wer sich weiter kundig machen möchte, dem empfehlen die Manafonistas an dieser Stelle einen unglaublichen, aber vollkommen wahrhaftigen Roman von David Yu, der soeben bei Rowohlt Polaris erschienen ist: „Handbuch für Zeitreisende“.

 
 

This entry was posted on Sonntag, 25. März 2012 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

Sorry, the comment form is closed at this time.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz