Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

 

           

 
 

           

 
 

Wir kennen sie als willfährige Objekte, die ihre Substanz zur Verfügung stellen, um uns Genuss zu verschaffen. Eine lange Zeit waren sie totgesagt und galten als überkommen und degoutant, bis es zu einer überraschenden Renaissance kam – eine charmante Referenz an die Analogität im digitalen Anthropozän; man hört wieder Vinyl. Ein Zeichen, dass zu weit getriebene Perfektion ihr Ziel verfehlen kann, man retirierte lieber in die 70er.

 
 

          

 
 

Black Music

(Woke ist das aber nicht …)

 

Der österreichische Künstler Uwe Bressnik setzt hier noch eins drauf: Er präsentiert uns die Schallplatte nicht als dienstbeflissenes, sondern als ästhetisches Objekt – er bildet es ab, baut es nach, malt es und stellt es in einen neuen Kontext: Ein Objekt, das zum Subjekt, Kompositions- und Gestaltungselement wird. Im Zusammenklang mit dröger konventioneller Malerei schafft die harmonisch eingepasste LP eine Spannung und damit ein neues Comicgenre, gewissermassen eine Kunst mit dem Schalk im Nacken, die der Betrachter – ermüdet von der Schwere andersartiger Kunstproduktionen – dankbar rezipiert. Eine ironische, aber – wenn sie zu Ende gedacht wird – auch eine ernsthafte Kunst. Und ein Quantensprung fürs gute alte Vinyl, das schon lange Besseres verdient hat als nur Speichermedium zu sein – dient es doch der Reproduzierbarkeit von Kunsterlebnissen und damit deren Verbreitung und Verewigung. Hier verbreiten sie auch einen visuellen Klang – beim Betrachten im Spiel der Rillen, ihrem An- und Abschwellen. Bressnik bezeichnet sich selbst als „transmedialer“ Künstler.

Mythologische Figuren hantieren mit überdimensionierten LPs – was werden sie damit anfangen? Ein Fremdkörper in ihrer Welt mit einem geheimnisvollen Eigenleben – ist ein UFO gelandet und hebelt unser bisheriges Weltbild aus? Eine LP beschliesst sich zu einer Blume zu verformen – offenbar will sie gesehen und nicht nur gehört werden, besteht auf einer eigenen Identität.

Fasziniert ist der Künstler weiter vom Moiré-Effekt – aus zweien entsteht ein Drittes: Zwei streng gerasterte Muster verwandeln sich beim Übereinanderlegen in etwas Lebhaft-Dynamisches, das sich durch Änderung des Betrachtungswinkels noch weiter verändert – wer noch mit den guten alten Stores an den Fenstern aufgewachsen ist, weiss das. Das Bild ist also immateriell und doch durch die materielle Struktur definiert, so wie in der Quantenphysik der Aufenthalt des einzelnen Teilchens nicht mehr physisch bestimmt werden kann, sondern nur durch eine Funktionsgleichung von Aufenthaltswahrscheinlichkeiten wiedergegeben wird. Damit wären wir – so der Künstler – in der Welt des Digitalen und seinen Verschlüsselungen, das Entstehen von Imagines aus einfachen Elementen. Und das Bild malt sich selbst beziehungsweise das Auge malt auch noch mit. Interaktive Kunst … wobei im Prinzip jede Kunst interaktiv ist.

Man darf gespannt sein, was er als nächstes Objekt erwählt … CDs? Auch denen ist optisch einiges zu entlocken.

 
 

 

This entry was posted on Sonntag, 6. April 2025 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. You can leave a response here. Pinging is currently not allowed.

2 Comments

  1. Pharao:

    Witzig! Österreichisch hintersinnig, aber auch etwas perseverierend, immer nur Platten.

  2. Anonym:

    Platten … aber mit grosser Variationsbreite ;)

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