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2024 12 Okt

Und meine Seele spannte – weit ihre Flügel aus

von: Ursula Mayr Filed under: Blog | TB | 2 Comments

 

An die Bestie in Menschengestalt

 

Du hast meinen Lebensfaden

schier abgeschnitten.

Ich verfluche dich dafür

Ich spreche den Gegenfluch aus

Mögest du in Ewigkeit

wie ein halb zertretener Wurm

dich winden müssen

 

Dafür, dass du und deine Mit-Würmin

den Fluch auf mich herabgebrochen habt

mein Leben zertreten.

Meine Kraft zerbrochen habt

die Kraft für mich selbst

zu leben, zu lieben

mich unbekümmert zu freuen

 

Stattdessen habt ihr mir

falsche Schuld

falsche Scham

abgebrochenes Leben

und eure unsägliche Schuld

aufgeladen.

Mit unsäglicher Brutalität

 

Dafür spreche ich nochmals den Gegenfluch aus

 

Mögen sich die Engel von euch abwenden

die Hölle euer zuhause sein

So wie mein Leben oft die Hölle war

auf Erden

 

Ihr sollt alle Schmerzen

in Ewigkeit spüren

die ihr mir zugefügt habt

mir und meiner Tochter

mit euren späteren Henkershelfern.

 

Niemals Frieden für euch!

 

 

Liebster

 

An Dich Geliebter
mit dem goldenen Herzen
dem geheimnisvoll umhüllten
mit der zarten Blutspur.
Wie ein Hauch
und doch das Auge erschreckend.

Deine Stimme fließt in mein Ohr
wie plätscherndes Gebirgswasser
mit unterirdischen kräftigen Strudeln.

Und deine Hände
tasten sanften Augen gleich
sich behutsam in meine,
teilen das Wasser vor mir
in kräftigen Schwüngen.

Zärtlich schnupperst Du an meiner Haut
die ich sanft für Dich nur salbte.

Spür den Sommer
in meinem Mund
lass mich ihn
in Deinen hauchen

Liebe heißt das Zauberwort.

 

Marianna 2024

 

Spannung – das Erste, was mir einfällt beim Lesen dieser beiden Gedichte aus meiner Sammlung von Texten traumatisierter Menschen. Wie kann eine Seele so extreme Gegensätze erleben, erfühlen und in sich beherbergen, ohne zu zerspringen – als würde man eine extrem zusammengedrückte Sprungfeder plötzlich loslassen, so dass sie ihr Gehäuse zerreisst. Offenbar geht es – allerdings droht der Körper dieser Frau zersprengt zu werden – von extremen Schmerzen, Unverträglichkeiten und Zurückweisungen für fast alles, was man ihm auch in bester Absicht zuführt, um ihn zu ernähren, zu erhalten oder zu heilen, als ob er überall ein verborgenes Gift wittern würde, das er sofort wieder ausstossen möchte – ein körperliches Grundmisstrauen, das sich längst verselbständigt hat und ein Eigenleben führt. Oft hat man den Eindruck, dass der Körper sich verhält wie das Kind, das dieser Besitzer einmal war; er verweigert sich, er möchte ständig etwas zugeführt bekommen, um die Leere der Seele zu füllen, bei manchen Menschen schreit und lärmt er die ganze Zeit. Oft ist er so angefüllt mit Unverdaulichem dass er keine Nahrung mehr aufnehmen kann. Manchmal steht er unter einer fast unerträglichen Spannung zwischen Angst und Wunsch, möchte sich öffnen und schützend verschliessen gleichzeitig. Dann wieder wohltuend abgegrenzt und unverletzlich existieren und dann wieder mit einem anderen verschmelzend verschwinden und sich auflösen.

Du stolzes Herz! Du wolltest glücklich sein, unendlich glücklich. Oder unendlich elend.

Heinrich Heine wusste auch, wie weit die Seele ihre Flügel spannen kann, manchmal birgt sie in ihrem Gehäuse nur von Menschengrösse eine ganze Welt.

Und Spannung vermag vieles: Einen Pfeil abschiessen, einen Schlag versetzen, ein Gehäuse sprengen … nur ist sie eben so verdammt schwer zu ertragen, sowohl ihr Halten als auch ihre Entladungen. Ein Leben in Extremen – und kein Entkommen?

Doch, manchmal … im Malen, im Gestalten, im Schreiben …

 

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2 Comments

  1. Ursula Mayr:

    Sehr berührend, Uschi, wie hier Hass und Liebe nebeneinander bestehen können.

    Erstarren und fliessen.

  2. Ursula Mayr:

    Ja, erstaunlich! Mit der Liebe schauts bei vielen nicht mehr so gut aus – mit der Sexualität desgleichen. Manche können es sich offenbar bewahren.

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