Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2023 18 Dez

Up into Birdland …

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | Tags:  | 5 Comments

 

Ein einziges Mal habe ich sie live erleben dürfen: The Manhattan Transfer, irgendwann Ende der 1970er Jahre im Audimax in Hamburg, begleitet von Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass — ich spüre die Vibrationen heute noch. Natürlich war auch „Birdland“ dabei, etwa so wie hier 1982 mit Weather Report.

Vorgestern, am 15. Dezember, haben die Manhattan Transfer in der Disney Hall in Los Angeles ihr letztes Konzert gespielt — das 50th Anniversary Concert, mit dem Diva Jazz Orchestra. Leider ohne mich.

 

 

Triss Ethan Curless — Janis Siegel — Cheryl Bentyne — Alan Paul. Am Piano ihr 50-Jahre-Begleiter und musikalischer Leiter Yaron Gershovsky.

Um mit einem anderen bekannten Quartett zu sprechen: Thank you for the music!

 

Eines noch: Der Abschied von ManTran ist auch mein Abschied von diesem Blog.
Es war mir eine Ehre.

 

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5 Comments

  1. Michael:

    Jan, du hast mich hier über die Jahre auf einige Spuren „alter Musik“ gebracht, die nie so „meine Welt“ war, aber dann doch gezündet hat, ob es nun Burt Bacharach war – oder The Manhattan Transfer. So habe ich mir auch vor etlichen Jahren ihre Platte „The Offbeat of Avenues“ besorgt, und ich ahne, die Scheibe könnte einem perfekten „late night album“ nahekommen…

    Tatsächlich ist mir der Name „Manhattan Transfer“ erstmals als Teenager begegnet, als ich etwas über das Mammutwerk von John Dos Passos las. Erschien mir schon damals wie ein Ideales Buch, um darin zu versinken, eine Art Grossstadtsymphonie, aber es kam nie zu einer ersten Lektüre.

    Aber jetzt, in diesem Winter: nach deinem Farewell-Text, habe ich mir den Roman als Taschenbuch, in einer vielgelobten Neuübersetzung, bestellt, und werde ihn auf meinem Nachttisch deponieren, es liegt dann unter der „Liebeserklärung an ein 50 Jahre altes Album“, unter „Der letzte Wolf“ (dein „Autobahn-Memorial“ und den Roman von S. A. Cosby lese ich gerade parallel), und unter Florian Illies „der Zauber der Stille“ – in Lauerstellung sozusagen…

    Ganz sicher werde ich heute Abend „The Offbeat of Avenues“ auflegen – es wird ein gelungener Auftakt der „Weihnachtsferien“ sein. Seit M. bei uns lebt und zur Schule geht, denke ich wieder vermehrt in den Ferien-Rhythmen des Kalenderjahres. Vielleicht schaffen wir drei es, bevor die Schule wieder anfängt, zu der Caspar David Friedrich-Ausstellung nach Hamburg zu fahren! Das Büchlein von Illies ist eine verführerische Einladung dazu (CDF war immer einer meiner Lieblingsmaler.)

  2. Michael:

    A propos LATE NIGHT ALBUM, hier nun mein kleiner Ausflug über meine jüngste Suche danach…

    Als ich Herrn Westfeld im Düsseldorfer „Robert“ vor Monaten am Rheinufer Roger Enos Himmelsmusik überreichte („The Skies, They Change Like Chords“), war ich davon überzeugt, das vollkommene Werk für späte Abende gefunden zu haben. Aber nach all den flugs vergehenden Stunden, in denen das Vinyl aus dem Hause der Deustchen Grammofon seine Kreise zog, war klar, dass das schönste und unheimlichste Album seines Lebens eben auch an  späten Nachmittagen seine Wirkungstreffer landet, und sowieso am berüchtigten Sonntagmorgen.

    Der nächste Kandidat ein für ein makelloses „late night album“, kam von dem Mann, dessen „Games Without Frontiers“ vor kurzem noch aus der Sylter Jukebox meines Vertrauens ertönte (von den Tonspuren ferner Teenagersommer ganz zu schweigen). Peter Gabriels hatte einmal mehr die üblichen Verdächtigen eingeladen, Tony Levin, David Rhodes, Manu Katche. Brian Eno ist auf einem kleinen Arsenal diverser Klangkörper zu hören und hat einen Song des einstigen Genesis-Masterminds koproduziert.

    Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu dem Opus: eine bemerkenswerte Zeitreise allemal, lauter neue Songs in alten Gewändern, ein Grosskunstwerk, das in einer „special edition“ gleich mal mit einem strahlenden, einem verdunkelten, und einem Atmos-Mix ausgestattet wird. Bildende Künstler entwerfen bildende Kunst zu jedem einzelnen epischen Lied, aber leider Gottes knarzt das alles ein wenig unter dem Gewicht der Welt, unter mal lyrisch verklausulierten, mal ganz ein-eindeutigen Botschaften, und sowieso unter dem grossen Konzept einer  Reise von Dystopia zu Utopia.

    Einst als Teenager liebte ich die theatralische Magie von „Foxtrot“ – und später waren Peters Soloalben „3“ und „4“  Garanten für  Aufruhr und Innerlichkeit, verströmten eine Wucht, die ich noch heute gerne auf mich wirken lasse (im half-speed-Remaster aus den Abbey Road Studios).  

    Wir bleiben erstmal in England (Fortsetzung folgt)

  3. Michael:

    Weil meine kleine Geschichte selbstredend   „confessional music writing“ ist (das Augenzwinkern unübersehbar), komme ich nun auf eine „late night experience“ aus der Mitte der Sechziger Jahre zurück – eine Erinnerung schwappte hoch, als mir die beiden Doppelalben „The Journey, Vol. 1 & 2“ ins Haus flatterten.

    Es war ein später Abend, mein Lebensalter gerade mal zweistellig, als ich auf Radio Luxemburg „All Day And All Of The Night“ hörte. Diese drei Minuten leisteten ganze Arbeit und verwandelten schulisch transportierte Kulturgüter  in eine erstklassige Müllhalde. Nichts war mehr, wie es vorher war.

    Ich weise darauf hin, dass wir es hier mit einem von den Herren Davies, Davies & Avory liebevoll zusammengestellten Trip durch alte Zeiten zu tun haben, bei dem jede strenge Chronologie vernachlässigt wird, Vertrautes auf Unvertrautes folgt, und sowieso Schlag auf Schlag. Wer dazu „Oldies“ sagt, hat irgendetwas nicht begriffen. Und klar doch, „all day and all of the night“! (Ladies and gentlemen, The Kinks!) – Finale folgt

  4. Michael:

    Ein Album, das am besten im Dunklen und nur im Dunklen zu hören ist (wenn alle Zeitpläne gekippt sind), setzt einen einigermassen entspannten Geisteszustand voraus. Kein dezenten Koffeinkicks, keine flotte Kalendersprüche, keine gesicherte Ortskenntnisse. 

    Mein „late night album“ des Jahres 2023 ist „Strands“ von Jakob Bro, Gitarre, Palle Mikkelborg, Trompete und Flügelhorn, sowie Marilyn Mazur, Perkussion. 

    Made in Denmark on a rainy, definitely rainy, February evening. 

    Hier passiert all das, was zu einem Abenteuer gehört (gepflegte Abendunterhaltung geht wirklich anders.) 

    Hier traut man mitunter seinem Ohren nicht. Hier ist die Stille beredsam, und der Noise-Faktor melodisch. Hier verschwinden Klänge ais dem Bild wie einer endlosen Blende. Hier tauchen aus dem Nichts kristallklare Figuren auf. Für eine kurze lange zerbrechliche Weile.

    Wir haben „Gefion“. Und wir haben „Return“. Und jetzt haben wir „Strands“.  Mach‘s noch einmal, Jakob! 

  5. Henning Bolte:

    Danke für Dein „spätabendliches“ Epos, das sich rhythmisch schön liest (bis auf kleine Stolperstellen). Es macht Hörerleben einsichtig, mit verfügbar. Auch wenn man selbst anders gebaut ist.

    Ich habe viel Zeit mit Bro verbracht (als er noch nicht bekannt war). Und mit Jon Christensen und Palle. Palle ist ein
    wunderbarer, hingebungsvoller Typ. Und mit Marilyn kann ich schnell und viel lachen. Ach, und ich weiss auch, wie unglaublich schwer es war, Veranstalter für Jakob zu öffnen, die Jakob jetzt zelebrieren. Wie in Wroclaw kürzlich.

    Du schaffst auf intensivste Weise Kohärenzen, wie ich das schreibend gar nicht könnte. Auch weil ich mich teilweise denselben über andere Fährten nähere.

    Wenn ich drei- bis viermal in der Woche hier bei Konzerten bin, ergeben sich so viel Gespräche und Fährten, dass sich eine spezielle Art der Verarbeitung und Darstellung ergibt (Darstellung im Zusammenhang mit Musik ist immer auch Selbstdarstellung).

    Das Thema wird mich auch in München beschäftigen.


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